Stillstand statt Wachstum
Die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage zeigen, dass die Allgäuer Wirtschaft auf der Stelle tritt
Auch zum Jahresbeginn 2025 verharrt die Stimmung der Unternehmen aus dem Allgäu auf niedrigem Niveau. Das ist das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage. Zwar hat sich die aktuelle Geschäftslage leicht verbessert. Die Bewertung der erwarteten Geschäftslage fällt allerdings schlechter aus als bei der vergangenen Umfrage im Herbst 2024. Der IHK-Konjunkturindex steigt um lediglich zwei auf 98 Punkte.
„Der IHK-Konjunkturindex bleibt erneut hinter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten zurück, ebenso wie hinter seinem langjährigen Durchschnitt. In der regionalen Wirtschaft herrscht Stillstand statt Wachstum“, stellt Andrea Thoma-Böck, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Memmingen-Unterallgäu fest.
Julia Zwicker, IHK-Regionalvorsitzende für das Oberallgäu und Kempten: „Im Vergleich der bayerisch-schwäbischen Regionen nimmt das Allgäu nach dem Wirtschaftsraum Augsburg den zweiten Platz ein. Dem Allgäu kommt zugute, dass seine Wirtschaft so breit aufgestellt ist.“
Der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Lindau-Bodensee, Rolf Thomann ergänzt: „In unserer Region wirtschaften Produzenten neben Einzelhändlern und der Tourismus neben den Dienstleistern. Dieser breite Branchenmix gibt uns auch in konjunkturell schwierigen Zeiten eine gewisse Stabilität.“ Dennoch fordert Peter Leo Dobler, Vorsitzender die IHK-Regionalversammlung Kaufbeuren-Ostallgäu und zudem stellvertretender Präsident der IHK Schwaben „eine Wirtschaftswende für Deutschland, und damit eine Agenda 2030 nach dem Vorbild der Agenda 2010“.
Im Januar 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Tourismus sowie Dienstleistungen zur aktuellen Lage, zu ihren Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Mehr als 920 Unternehmen haben geantwortet, davon über 380 aus den kreisfreien Städten Kaufbeuren, Kempten und Memmingen sowie den Landkreisen Ost-, Ober-, und Unterallgäu sowie Lindau.
Lindau-Bodensee: Trotz Verlusten weiter Spitzenreiter der regionalen Konjunktur
Der IHK-Konjunkturindex, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der befragten Unternehmen abbildet, hat sich im Landkreis Lindau-Bodensee seit dem vergangenen Herbst zwar um sieben Punkte deutlich verschlechtert, er bleibt allerdings im Allgäuer Vergleich mit 102 Punkten an der Spitze. Eingetrübt hat sich die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage um vier Punkte, ebenso wie die der erwarteten Geschäftslage um neun Punkte.
Oberallgäu / Kempten: Stimmung knapp im positiven Bereich
Im Oberallgäu und der Stadt Kempten hat sich der IHK-Konjunkturklimaindex etwas verschlechtert, um drei Punkte auf nunmehr 101. Grund für diese negative Entwicklung ist, dass die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage merklich schlechter einschätzen als zuletzt. Die Beurteilung der erwarteten Geschäftslage hat sich dagegen wenig verändert.
Ostallgäu / Kaufbeuren: Stimmung hellt sich etwa auf
Der IHK-Konjunkturindex für das Oberallgäu und die Stadt Kaufbeuren verbessert sich im Vergleich zum Herbst etwas auf nun 97 Punkte. Die Stimmung hellt sich auf, weil die Unternehmen ihre erwartete Geschäftslage spürbar besser als noch vor wenigen Monaten einschätzen. Die aktuelle Geschäftslage bewerten sie weitestgehend unverändert.
Unterallgäu / Memmingen: Schlusslicht im regionalen Vergleich
Die Stimmung im Landkreis Unterallgäu und in der Stadt Memmingen bildet das Schlusslicht im Allgäu. Zwar hat sich der IHK-Konjunkturindex Unterallgäu / Memmingen im Vergleich zur Vorumfrage spürbar um neun Punkte verbessert, er bleibt allerdings aufgrund der schlechten Ausgangslage im vergangenen Herbst mit 92 Punkten weiterhin deutlich unterhalb der Wachstumsschelle. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen haben sich gegenüber Herbst 2024 verbessert.
Stimmungsmotor sind die Dienstleistungen
Die Dienstleistungen und unter ihnen besonders die unternehmensnahen Dienstleistungen sind der Stimmungsmotor im Allgäu. „Die größeren Städte Kempten, Memmingen und Kaufbeuren sind attraktive Wissens- und damit auch Dienstleistungsstandorte. Von der Konzentration der Dienstleistungen im städtischen Umfeld profitiert das gesamte Allgäu“, sagt Julia Zwicker. Auf den Plätzen folgen der Tourismus, der Handel und die Industrie, wobei alle Branchen deutlich unterhalb der Wachstumsschwelle verharren. Andrea Thoma-Böck: „Das verarbeitende Gewerbe leidet im Vergleich aller Branchen mit am stärksten unter den ungelösten strukturellen Problemen unseres Wirtschaftsstandortes. Der IHK-Konjunkturindex macht diesen Nachteil im globalen Wettbewerb sichtbar.“
Investitionen und Beschäftigung gehen zurück
„Die im Vergleich zu anderen Wirtschaftsstandorten in Europa und der Welt schlechteren Rahmenbedingungen drücken zwangsläufig auf die Investitionsbereitschaft am Standort“, stellt Rolf Thomann fest. In Summe verliert die Region damit an wirtschaftlicher Substanz. Erstmalig seit vielen Jahren wirkt sich diese Entwicklung nun auch auf die Beschäftigungspläne der Wirtschaft aus. Der Lindauer Unternehmer sieht darin ein deutliches Warnsignal, auch wenn diese Entwicklung derzeit noch vom Ausscheiden der vielen Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt überlagert wird.
Deutschland braucht eine Wirtschaftswende
Peter Leo Dobler sagt: „Die seit Jahren erhoffte Trendwende bleibt weiterhin aus, die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen im Allgäu können sich nicht von der deutschlandweiten Stimmung abheben. Umso wichtiger ist es, die politischen Rahmenbedingungen auch in unserer Region so zu stellen, dass wirtschaftliches Wachstum wieder möglich ist. Das beginnt bei den schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, geht weiter über die schwache Inlandsnachfrage und mündet in den zu hohen Kosten für Arbeit und Energie. Deutschland braucht eine Wirtschaftswende. Die Wahl zum Deutschen Bundestag bietet dafür eine Chance, denn viele unserer konjunkturellen Risiken sind hausgemacht und lassen sich durch eine mutige Wirtschaftsagenda 2030 lösen.“