Landtagswahl

Talente der Zukunft fördern – Fachkräfte gezielt entwickeln

Die Wirtschaft verzeichnet in fast allen Bereichen eine stetig wachsende Fachkräftelücke. Der IHK-Konjunkturbericht für Schleswig-Holstein aus dem dritten Quartal 2021 unterstreicht, mit welcher Härte der Fachkräftemangel nach der Coronakrise zurück ist. Zwei Drittel der befragten Unternehmen bewerten den Fachkräftemangel als wesentlichstes Risiko. Er ist damit der größte Risikofaktor der Unternehmerinnen und Unternehmer in Schleswig-Holstein. Die Mehrheit der Betriebe (52 Prozent) sucht derzeit gezielt Absolventen einer dualen Berufsausbildung.
Der Fachkräftebedarf der Zukunft kann nur mithilfe von Bildung im beruflichen und den akademischen Bereich gedeckt werden. Die duale Ausbildung mit ihrer systematischen Berufsorientierung muss daher von allen gesellschaftlichen Gruppen als echte Alternative zum Studium gesehen werden.
Dazu gehört auch eine systematische Berufsschulentwicklungsplanung gemeinsam mit den Stakeholdern der dualen Ausbildung in Schleswig-Holstein. Für die Zukunft muss eine passgenaue Mischung aus dezentraler Beschulung und optimaler Qualität gefunden werden. Die Digitalisierung der Schulen und des Unterrichts ist ein unabdingbares Element, um die Bildung in Schleswig-Holstein zukunftssicher aufzustellen. Ein Azubiticket kann die Attraktivität der dualen Ausbildung durch verbesserte Mobilität zusätzlich fördern. Um den Schülerinnen und Schülern eine optimale Orientierung bei der Berufswahl zu geben, ist ein systematischer Ausbau der beruflichen Orientierung mit einer höheren Verbindlichkeit an den allgemeinbildenden Schulen erforderlich. Die Schülerinnen und Schüler müssen dort außerdem Grundlagen für ökonomische Zusammenhänge und Nachhaltigkeit sammeln. Die Begeisterung gerade für die MINT-Fächer muss schon im frühkindlichen Alter geweckt und im weiteren Verlauf der Bildungsbiografien gesichert werden.
Um die Fachkräftesicherung in Schleswig-Holstein für die Zukunft bestmöglich zu entwickeln, ist eine Internationalisierung der Bildung notwendig (berufsspezifischer Sprachunterricht und Englisch als Unterrichtssprache). Abschlüsse der Aus- und Weiterbildung dürfen nicht an Sprachhürden scheitern. Ohne Zuwanderung aus dem Ausland wird die Fachkräftelücke in Schleswig-Holstein nicht zu schließen sein.
Ein weiterer Aspekt der Fachkräftesicherung ist das lebensbegleitende Lernen. Gerade im Hinblick auf den digitalen und technologischen Wandel der Lebens- und Arbeitswelt sind berufsbegleitende Weiterbildungen unerlässlich.
Schwerpunktforderungen der IHK Schleswig-Holstein
Duale Ausbildung stärken und Berufsschulen weiterentwickeln

Digitalisierung der Schulen und des Unterrichts vorantreiben

Die digitale Transformation betrifft nicht nur die Vermittlung von Kompetenzen, sondern auch den grundlegenden Wandel der Lehr- und Lernumgebungen. Genauso wie technische Entwicklungen tiefgreifende Veränderungen bei betrieblichen Prozessen, Geschäftsfeldern und Strategien hervorrufen, lösen digitale Technologien und Medien auch in der Bildung einen Veränderungsdruck auf bestehende Konzepte und Organisationsformen aus.

Unterricht vor Ort in hoher Qualität sicherstellen

Zur Sicherung der Qualität des Unterrichts benötigen die Schulen Möglichkeiten, eine individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler mit entsprechenden Betreuungsquoten umzusetzen. Bedarfsgerechte Ganztagsangebote – offen wie gebunden – müssen vorgehalten und ausgebaut werden. An den Schulen muss vor allem eine verlässliche Umsetzung der Unterrichtsverpflichtung erfolgen.

Berufliche Orientierung weiter optimieren und ausbauen

Die Landesregierung hat mit dem neuen Landeskonzept Berufliche Orientierung einen ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen. Die Verbindlichkeit des Themas in den Schulen wurde an einigen Stellen erhöht, die Berufsorientierung an den Schulen muss aber weiter intensiviert und deutlich ausgebaut werden.

Grundbildung der Schülerinnen und Schüler: ökonomisch, nachhaltig, naturwissenschaftlich, langfristig

Internationalisierung der Bildung und der Fachkräftesicherung

Der Trend der Internationalisierung der Lebens- und Arbeitswelt wird sich weiter fortsetzen. Das Land hat mit dem Landeskonzept „Bilingualer Unterricht“ einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Allerdings ist die Lehreraus- und -weiterbildung viel stärker auf dieses Konzept auszurichten. Auch müssen die Schulen landesweit deutlich besser mit Ressourcen für diesen Bereich ausgestattet werden. Aus bildungspolitischer Sicht und auch zur Sicherung der Chancengleichheit aller Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein kann das Land sich nicht weiter auf private Initiativen verlassen. Zukünftig muss bilingualer Unterricht im kompletten Bildungssystem – sowohl an den allgemeinbildenden als auch an den beruflichen Schulen – angeboten und ausgebaut werden.

Lebensbegleitendes Lernen

In den letzten Jahren ist die Weiterbildungsbeteiligung kontinuierlich gestiegen. Gleichwohl sollte Weiterbildung einen noch größeren Stellenwert erhalten – vor allem mit Blick auf die Chancen und Herausforderungen, die der digitale Wandel mit sich bringt. Weiterbildung ist aus Sicht der Unternehmen eine wichtige Maßnahme, um auf aktuelle und künftige Fachkräfteengpässe zu reagieren und die Krisenfestigkeit der Wirtschaft nach den Erfahrungen mit der Coronapandemie zu unterstützen. Praxisnahe und qualitativ hochwertige Weiterbildungen sind daher wichtig.
Qualifizierungsmaßnahmen sollten konsequent auf den betrieblichen Bedarf und die individuellen Voraussetzungen der Teilnehmer und der Unternehmen ausgerichtet werden. Es mangelt gerade bei neuen Anforderungen mit Blick auf Wirtschaft 4.0 auf dem Weiterbildungsmarkt nicht selten an geeigneten Angeboten zum berufsbegleitenden lebenslangen Lernen.
Mehr Angebote für berufsbegleitendes lebenslanges Lernen sind zu fördern, um die Berufstätigkeit und eine kontinuierliche Weiterbildung noch besser miteinander zu verbinden. Praxistaugliche Unterstützungsformate müssen auf der politischen Agenda bleiben.