Wirtschaftliche Bedeutung des Nord-Ostsee-Kanals
Auf einen Blick
130 Jahre Nord-Ostsee-Kanal – im Jubiläumsjahr der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt ist ihre Bedeutung ungebrochen. Denn nicht nur für die Schifffahrt ist der Kanal von größtem Wert. Auch für die Unternehmen entlang der Strecke und in den Häfen sowie für den Tourismus ist er ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft von 2021 hat ergeben, dass der Nord-Ostsee-Kanal jährlich einen Nutzen von 570 Millionen Euro für Deutschland hat. Um seine Leistungsfähigkeit auch künftig zu sichern, sind vor allem Investitionen in den Erhalt der Infrastruktur, Maßnahmen zur Fachkräftesicherung sowie eine effektivere Vermarktung dieser kurzen Verbindung zwischen Nord- und Ostsee nötig.
Um die Potenziale der Wasserstraße bei den Herausforderungen von Routenoptimierung, Ressourcenschonung und steigendem Klimabewusstsein auch zukünftig voll auszuschöpfen, müssen Politik und Verwaltung die richtigen Weichenstellungen setzen.
Stimme der Wirtschaft“Der Nord-Ostsee-Kanal ist unabhängig von seiner Nutzungshäufigkeit von größter Bedeutung, insbesondere für die deutschen Nordseehäfen und damit für ganz Norddeutschland. Daran ändern auch konjunkturbedingt schwankende Schiffszahlen nichts. Daher ist seine Ertüchtigung dringend geboten. ”- Knud Hansen, Vizepräsidentin der IHK Schleswig-Holstein
Investitionen in die Infrastruktur
Das Alter des Nord-Ostsee-Kanals zeigt sich teilweise auch im Zustand der Wasserstraße. Die großen Schleusenkammern in Kiel-Holtenau und Brunsbüttel stammen aus dem Jahr 1914 – ebenso wie das Profil der Oststrecke (Groß Nordsee bis Kiel). Die Folgen sind zunehmende alters- und verschleißbedingte Ausfälle der Schleusen und nur eingeschränkte Begegnungsmöglichkeiten auf der Oststrecke.
Erforderlich ist die Fertigstellung der dritten großen Schleusenkammer in Brunsbüttel. Denn erst nach deren Fertigstellung können die beiden bestehenden großen Schleusenkammern nacheinander saniert werden. In Kiel-Holtenau laufen seit 2018 die vorbereitenden Arbeiten zum Ersatzneubau der kleinen Schleusenkammern. Hier
ist eine deutliche Beschleunigung der Prozesse notwendig, damit im Anschluss die beiden großen Kammern saniert werden können.
ist eine deutliche Beschleunigung der Prozesse notwendig, damit im Anschluss die beiden großen Kammern saniert werden können.
Der erste Abschnitt der Erweiterung der Oststrecke ist abgeschlossen. Auch die weitere Strecke bis Kiel muss auf 3.000-Meter Länge aufgeweitet, in den Kurveninnenseiten abgeflacht und die Sohlenbreite von 44 auf 70 Meter erweitert werden. Langfristig ist die Vertiefung des gesamten Kanals von elf auf zwölf Meter Tiefe geplant.
Die Schäden an den Böschungen der Weststrecke müssen im vorgelegten Zeitplan saniert, dem Wiederauftreten entgegenwirkt und die Geschwindigkeitsbegrenzung wieder aufgehoben werden, letztere auf der Oststrecke und für kleine Schiffe bestenfalls sofort.
Forderungen der IHK Schleswig-Holstein
- Fertigstellung der dritten großen Schleusenkammer in Brunsbüttel
- Sanierung der beiden großen Schleusenkammern in Brunsbüttel und Kiel
- Sanierung der keinen Schleusen in Brunsbüttel und Neubau der kleinen Schleusen in Kiel
- Anpassung der Oststrecke zwischen der Weiche Königsförde und Kiel
- durchgängige Vertiefung des Kanals auf zwölf Meter
- Sanierung der Böschungen der Weststrecke und Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung
- Fertigstellung Torinstandsetzungsdock
- Ausgaben in den Erhalt der Infrastruktur verstetigen
Optimierung Zulaufsteuerung
Für die Reduzierung der Wartezeiten an den Schleusen und um eine optimale Ausnutzung der Schleusenkammern zu erreichen, ist die Entwicklung einer digitalen Zulaufsteuerung unerlässlich. Vor allem in Brunsbüttel ist das Thema im Hinblick auf den Tideeinfluss ein wichtiger Baustein. Die diesbezüglichen Überlegungen und Maßnahmen sind deswegen mit Hochdruck voranzutreiben.
Forderung der IHK Schleswig-Holstein
- die Zulaufsteuerung zu den Schleusen an die Bedarfe der Schifffahrt anpassen und digitale Angebote entwickeln
Sicherstellung Fachpersonal
Die Bewirtschaftung und Unterhaltung des Kanals hängt auch an der ausreichenden Verfügbarkeit qualifizierten Personals. Wichtige Aufgabe ist die Gestaltung attraktiver Arbeitsplätze inklusive Mitarbeiterqualifizierung, auch für die Nachwuchsgewinnung. Dies schließt Mitarbeiter in der Verwaltung ebenso ein, wie Wasserbauingenieure, eine Notfall-Eingreiftruppe, Fährpersonal sowie Lotsen und Kanalsteuerer.
Forderungen der IHK Schleswig-Holstein
- Attraktive Arbeitsplatzgestaltung zur Fachkräftesicherung und -gewinnung sowie Mitarbeiterqualifikation
- Vermehrte Nutzung externe Serviceverträge
Vermarktung Häfen und Gewerbeflächen
Wichtige Häfen für den Kanal liegen in Hamburg, Brunsbüttel, Rendsburg, Kiel, Bremerhaven und Wilhelmshaven. Von ihnen profitieren viele Industrie- und Gewerbeunternehmen entlang der Strecke. Für alle ist der Kanal ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Eine gemeinsame Vermarktung der Wasserstraße und der angrenzenden Wirtschaftsregionen kann zu positiven Synergieeffekten führen.
Forderung der IHK Schleswig-Holstein
- Dialog zur gemeinsamen Vermarktung des Kanals und angrenzender Industrie- und Gewerbeflächen intensivieren
Umweltfreundliche, sichere Fährverkehre
Der Kanal kann an 14 Stellen mit Fähren kostenlos gequert werden. Die meisten dieser Fähren fahren im 24/7-Fahrplan. 2018 wurden die ersten drei Fähren mit Hybridantrieb bestellt, die ab 2020 in Betrieb gegangen sind. Um die Umwelteinflüsse durch die Fähren zu reduzieren, sollte dieser Weg in den nächsten Jahren weiter fortgesetzt werden. Außerdem sind die Fähranleger in einem guten Zustand zu erhalten.
Forderung der IHK Schleswig-Holstein
- Umstellung aller Fähren am Kanal auf umweltfreundliche Antriebssysteme
- Fähranleger in gutem Zustand halten
- Vergabe der Fährverkehre inklusive Fähre prüfen
Förderung Tourismus
Der Kanal wird jedes Jahr von zahlreichen Touristen besucht. Neben der Historie der Wasserstraße laden vor allem die Schiffe zu Radtouren entlang des Gewässers ein. Der Erhalt und Ausbau der vorhandenen touristischen Infrastruktur, z. B. Radwege, Beschilderung, Informationen, Wohnmobil-Stellplätze und der Parkplatz an der A 7, ist für die Städte und Gemeinden am Kanal von großer Bedeutung für die künftige Entwicklung des Tourismus. Hierbei sollten auch nicht deutschsprachige Gäste mit berücksichtigt werden.
Forderungen der IHK Schleswig-Holstein
- Erhalt und Ausbau der touristischen Infrastruktur am Kanal
- Englisch als Tourismussprache aufnehmen
Veröffentlicht Juni 2025