Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU)
Moderne CCU- und CCS-Verfahren zur Vermeidung zukünftiger CO2-Emissionen in die Atmosphäre stellen ergänzend zu Maßnahmen der CO2-Reduktion wichtige Elemente auf dem Weg zur Klimaneutralität dar und tragen maßgeblich zur Erreichung der nationalen und internationalen Klimaziele bei. Sie ermöglichen die Abscheidung von CO2-Emissionen aus industriellen Prozessen und Energieerzeugung und deren zielgerichtete Nutzung in weiteren Prozessen oder Einlagerung in geeigneten geologischen Formationen. Im Hinblick auf das Reduzieren von Treibhausgasemissionen sind CCU und CCS vielversprechende Instrumente. Dieses Positionspapier beschreibt die Empfehlungen der IHK Flensburg in diesem Zusammenhang.
- 1. Wirtschaft benötigt keine Vorgaben zur Nutzung kostengünstigster Methoden
- 2. Nutzung aller verfügbaren Speicher und Kompensationen
- 3. Wirtschaftlichkeit und volkswirtschaftlichen Nutzen in den Fokus stellen
- 4. International und grenzüberschreitende Projekte
- 5. Kommunikation und Information
- Fazit
- Information und Meinungsbildungsprozess
Für die IHK Flensburg stehen dabei fünf Leitgedanken im Vordergrund, um marktwirtschaftliche und international konkurrenzfähige Lösungen zu präferieren. Diese werden benötigt, um für die regionalen Unternehmen und Betriebe größtmögliche Kosteneffizienz im internationalen Wettbewerb zu gewährleisten:
- Abbildung eines kaskadischen Ansatzes, um zunächst einfache Methoden den aufwändigeren Lösungen der Treibhausgasemission vorzuziehen
- Technologieoffenheit bei Umsetzung aller möglichen Verfahren zur Reduktion des Einbringens von CO2-Emissionen in die Atmosphäre
- freie Standortwahl, gegebenenfalls in Produktionsnähe, ohne Vorfestlegung auf bestimmte Gebiete
- das Ermöglichen internationaler Gemeinschaftsprojekte innerhalb der EU zur gemeinsamen Kostenreduzierung
- umfassende Transparenz, Kommunikation und Information aller Mitwirkenden gegenüber der Öffentlichkeit
1. Wirtschaft benötigt keine Vorgaben zur Nutzung kostengünstigster Methoden
Die deutsche Wirtschaft hat seit Jahren umfangreiche Erfahrung in der Effizienzsteigerung und Kostenreduktion z.B. beim Einsatz von Energie. Gleiches kann auch für die CO2-Reduktion erwartet werden. Daher sollte die Wahl der geeigneten Methode zur Vermeidung dem Verursacher überlassen werden, um entsprechend seines aufsteigenden Kostensatzes entlang der CO2-Vermeidungs-Treppenstufen zu einem Optimum zu gelangen. Diese Treppenstufen wären:
- Vermeidung
- Reduzierung
- Umwandlung und Nutzung
- Abscheidung und Speicherung
Aus heutiger Sicht kann für die kommenden 15 Jahre nicht vorhergesagt werden, wann welche Lösungen mit welchen (volks-)wirtschaftlichen Kosten versehen sein werden. Dies betrifft auch CCU-Verfahren, die vielleicht in zehn Jahren aufgrund fortschreitender Forschung und Entwicklung zu völlig neuen Folgeprodukten für Kohlen- und Sauerstoff führen könnten. Die volkswirtschaftliche Bewertung kann im Einzelfall vom Produkt, seiner wettbewerblichen Situation oder spezifischer Nachfragesituation (z.B. im Gesundheitswesen oder Militär) abhängen. Daher sollte für die Erreichung der Klimaneutralität lediglich ein Ziel und eine Roadmap definiert, die anzuwendende Methodik jedoch den Marktakteuren überlassen werden.
2. Nutzung aller verfügbaren Speicher und Kompensationen
Neben verschiedenen CCS-Verfahren stellen insbesondere auch CCU und die Emissionsminderung im Zuge einer aktiven Kreislaufwirtschaft sinnvolle Methoden gegen die Freisetzung von CO2 dar. Im Sinne einer möglichst nachhaltigen, kostengünstigen und effektiven Reduktion von CO2-Emissionen sollten marktreife Verfahren gleichberechtigt und marktwirtschaftlich eingesetzt werden können. Zur Technologieoffenheit gehören auch die Nutzung und Anrechenbarkeit natürlicher CO2-Senken wie z.B. Moore und Wälder.
3. Wirtschaftlichkeit und volkswirtschaftlichen Nutzen in den Fokus stellen
Für die Nutzer von CCS-/CCU-Anwendungen stehen die marktwirtschaftliche Orientierung und der internationale Wettbewerb um Produktionskosten im Vordergrund. Daher sollte jede Auswahl geeigneter Standorte sowohl offshore als auch onshore bundesweit und international möglich sein. Ein zentraler produktionsnaher CO2-Speicher kann gegebenenfalls genauso in Betracht kommen wie ein dezentraler Speicherort. Notwendiger Infrastrukturausbau oder Leitungsneubau sollte in den Rang des überragenden öffentlichen Interesses gehoben werden. So wird gewährleistet, dass die neuen Infrastrukturen zügig geschaffen werden können.
4. International und grenzüberschreitende Projekte
Dem Maßstab größtmöglicher Wirtschaftlichkeit und leichterer Finanzierbarkeit folgend sollte eine bundesdeutsche CCS-Regulatorik ermöglichend und marktwirtschaftlich angelegt werden. Damit werden auch nationale und internationale Gemeinschaftsprojekte zur gegenseitigen und gemeinschaftlichen Speicherung möglich. Diese Speicherprojekte sollen zur Sicherstellung einheitlicher Standards, strenger Umweltauflagen und Sicherheiten innerhalb der EU dienen und ausschließlich die geltenden EU-Regularien zur Basis haben.
5. Kommunikation und Information
Insgesamt sind die Kommunikation und Information bei CCS-Projekten von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass diese Technologie erfolgreich implementiert werden kann, die Akzeptanz in der Öffentlichkeit findet und die erforderlichen Genehmigungen und Unterstützung von Stakeholdern erhalten wird. Eine effektive Kommunikation mit der Öffentlichkeit ist entscheidend, um mögliche Bedenken und Ängste zu adressieren, Missverständnisse auszuräumen und Vertrauen aufzubauen. In CCS-Projekten sind eine Vielzahl von Interessengruppen involviert, einschließlich Investoren, Energieunternehmen, Umweltorganisationen und lokale Gemeinschaften. Eine effektive Kommunikation mit diesen Stakeholdern ist entscheidend, um deren Interessen zu berücksichtigen und Konflikte zu minimieren.
Fazit
Auf Basis der vorstehenden Grundsätze wird die IHK Flensburg die Erarbeitung von CCS- und CCU-Strategien auf Landes-, Bundes- und ggf. europäischer Ebene konstruktiv begleiten.
Information und Meinungsbildungsprozess
Position der IHK Flensburg zu CCS/CCU
Die Mitglieder Vollversammlung und des Präsidiums der IHK Flensburg - beide bestimmen die Richtlinien der IHK-Arbeit - haben sich auf ihren Sitzungen intensiv mit den Themen CCS und CCU beschäftigt.
Nach Anhörung von Experten sowie unter Berücksichtigung der Diskussionen in Vollversammlung und Präsidium wurde ein Positionspapier erarbeitet, das auf der Vollversammlung im Dezember 2023 beschlossen wurde.
Nach Anhörung von Experten sowie unter Berücksichtigung der Diskussionen in Vollversammlung und Präsidium wurde ein Positionspapier erarbeitet, das auf der Vollversammlung im Dezember 2023 beschlossen wurde.
Meinungsbildungsprozess
- 10/2023 – Konsultationsphase Auftakt
- 10/2023 – Diskussion Vollversammlung
- 11/2023 – Entwurf Papier und Diskussion Ausschüsse
- 11/2023 – Abstimmung Präsidium
- 12/2023 – Beschlussfassung durch die Vollversammlung
Veröffentlicht am 7. Dezember 2023