Wir wollen Meer machen
Die Meerestechnik umfasst einen Großteil der maritimen Wirtschaft. Zum Beispiel findet sie sich in Technologien, die auf dem Meer Energie gewinnen, in der Aquakultur, in der Meeresforschung, zur Entwicklung autonomer Unter- und Überwasserfahrzeuge oder Technologien, um Munitionsaltlasten im Meer zu identifizieren und zu bergen. Schon heute ist Schleswig-Holstein in vielen Bereichen der Maritimen Technik führend – sowohl in der Wirtschaft als auch der Wissenschaft. Dennoch gibt es viele weitere Perspektiven, Chancen und Themen für die zukünftige Entwicklung.
Mit diesem Fokus auf die Meerestechnik wollen wir für Sie, die Unternehmen in Schleswig-Holstein, klare Ziele erreichen:
- Das Wissen um die wirtschaftliche sowie ökologische Bedeutung der Maritimen Technik in und für Schleswig-Holstein darstellen
- Die Standortbedingungen in Schleswig-Holstein verbessern
- Das Wissen um die Standorte der Maritimen Technik für Wirtschaft und Wissenschaft verbessern
- Den Wissenstransfer verbessern
- Bei der Imagebildung unterstützen
- Die Ansiedlungsstrategie des Landes um Meerestechnik erweitern
- Die Ausbildungsmöglichkeiten der Meerestechnik im Land verstärken und verbessern
Diese Ziele erreichen wir, wenn Wirtschaft, Wissenschaft, Landespolitik und Landesverwaltung, Gemeinden und Transferorganisationen sich der Thematik öffnen und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Daher treten wir in den Dialog – mit Politik, Verwaltung, Verbänden, Unternehmen, Wissenschaft und weiteren Interessierten.
Die Maritime Technik, die Meerestechnik und die Bereiche der Schiffstechnik sind Teil der Blue Economy. Diesem Wirtschaftszweig kommt in Zukunft größere Bedeutung zu, denn Blue Economy basiert auf Kreislaufwirtschaft, Zusammenarbeit, Widerstandsfähigkeit, Chancen und gegenseitiger Abhängigkeit. Ihr Wachstum wird durch Investitionen vorangetrieben, die die Kohlenstoffemissionen und die Umweltverschmutzung verringern, die Energieeffizienz verbessern, die Kraft des Naturkapitals nutzbar machen und den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten, heißt es in der FERI Studie Sustainable Blue Economy Transformation.
“Der Nutzung maritimer Ökosysteme für die Gewinnung von Lebensmitteln, Rohstoffen für Medizinprodukte und Kosmetika sowie für andere Industrieprodukte kommt eine wachsende Bedeutung zu. Die Entwicklung innovativer, natürlicher oder naturbasierter Werkstoffe aus dem Meer lässt große Potenziale für neue Geschäftsfelder entstehen.”
Je nach Definition umfasst die Meerestechnik ein weites Feld innerhalb der maritimen Wirtschaft. Für SH hat der Arbeitskreis Maritime Wirtschaft der IHK Schleswig-Holstein im Januar 2023 fünf wesentliche Schwerpunkte definiert. In diesen Bereichen sehen wir schon heute weitreichende Aktivitäten im Land, aber umso größere Entwicklungsperspektiven für die Zukunft.
Schwerpunkte
- 1. Marine Bioressourcen und Aquakultur
Zur Nutzung maritimer Ökosysteme gehören:
- Die Produktion maritimer Enzyme und Algen, u.a. für Lebensmittel, Medizinprodukte, Kosmetika und andere Industrieprodukte (Beispiel: Testflächen im offenen Gewässer für flächenreduzierte Anbauformen von Algen)
- Der besondere Fokus auf Marikultur und Aquakultur in den Meeren
- Der Bedarf an Flächen
- Das Ermöglichen von Pilotanlagen
- Der Anbau und die Nutzung von Seegras, Renaturierung von Flächen und Einsammeln von treibendem/schwimmendem Seegras (ein wichtiger Baustein für Carbon Removal)
- 2. Maritime Energiegewinnung
Die Flächen an Land reichen nicht aus, um umfassend Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Daher gilt es im Bereich der maritimen Energiegewinnung:
- Offshore-Aktivitäten zu planen, zu bauen und zu betreiben
- Andere Möglichkeiten der Energiegewinnung aus und mit dem Meer zu verstetigen, zum Beispiel Wellenkraftwerke
- 3. Alternative Antriebe
In diesem Bereich können wir bereits auf viele Forschungen zurückgreifen. Jetzt gilt es, die Entwicklung von Technologien zur Marktreife und damit zur Überführung in Wertschöpfung zu gewährleisten.
- 4. Sensorik: bildgebende und Stoffsensorik
Zu den Anwendungsfällen im Bereich Sensorik zählen beispielsweise:
- (Wasser-) Qualitätskontrolle
- Autonome Schifffahrt (zum Beispiel CAPTN)
- Bilderfassende Sensorik
- Sensorik zur Sicherung submariner Infrastruktur durch Produkte, Systeme und Verfahren, welche der frühzeitigen Gefahrenerkennung bzw. Qualitätsüberwachung dienen (Beispiele: Offshore-Windanlagen, Häfen oder Schifffahrtswege)
- 5. Küsten- und Meeresschutz
Zu diesem weitreichenden Feld zählen wir unter anderem:
- Orten, Erkennen, Identifizieren, Bergen und Entsorgen von Munition im Meer
- Carbon Removal, Capture und Storage – hier geht es vor allem um die Bindung von CO2 aus der Luft und Überführung in Produkte, die das CO2 binden
- Fahrrinnen, die zum Beispiel Hauptfahrrinnen überwachen oder Zustände von Tiefen, Böschungsverhalten und Sedimenteintrag überwachen und Sicherheit gewähren
- Die Überwachung von Küstenregionen und kritischen Umweltparametern
- Die Bergung von Geisternetzen
- Die Bergung von Abfällen aus dem Meer
- Verringerung des Schalleintrages durch Lärmschutzmaßnahmen
Herausforderungen der Meerestechnik in Schleswig-Holstein
Um die genannten Ziele zu erreichen und die Schwerpunktthemen aktiv bearbeiten zu können, sind verschiedenen Herausforderungen zu bearbeiten und zu lösen:
- Interessenvertretung
- Sensibilisierung der Politik für das Zukunftsfeld Blue Economy
- Als Bestandteil der ökologischen Transformation der Gesellschaft erkennen
- Wertschöpfungspotenziale in den fünf aufgeführten Schwerpunktthemen nutzen
- Stärkere Förderung von Vorhaben aus dem Bereich durch die Politik
- Gute Skalierbarkeit in andere Märkte nutzbar machen
- Förderung der Ansiedlung
- Die Ansiedlungsstrategie des Landes um Maritime Wirtschaft erweitern: Die Blue Economy bietet einen riesigen Purpose-Vorteil insbesondere für die nachkommenden Generationen, da diese purpose-driven auf Jobsuche sind. Hier kann Schleswig-Holstein mit seinen Forschungseinrichtungen und Unternehmen große Vorteile nutzen und sollte es daher als starkes Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten
- Smarte und messbare Ansiedlungsziele definieren
- Kommunen als Ansiedlungsakteur intensiv einbinden – in der Gestaltung von Bauleitplänen sollten vor allem in Küstennähe auch maritime Ansiedlungen berücksichtigt werden
- Restriktive Vorgaben der Landesplanung abbauen – hier geht es vor allem auch darum, Gewerbe und Forschungsflächen in Küstennähe zu schaffen, um kurze Wege für Projektarbeiten und neue Geschäftsfelder zu ermöglichen
- Zentraler Ansprechpartner für Ansiedlungs- und Investitionswillige im Wirtschaftsministerium (auch in Zusammenarbeit mit der WT.SH) schaffen. So schaffen wir das Zuständigkeitswirrwarr zwischen den verschiedenen Ministerien und Ämtern ab und können auf feste, belastbare Kooperationen setzen und gemeinsam Lösungen erwirken
- Kürzere Iterationsschleifen bei Entscheidungen
- Schnellere Reaktionszeiten bei Entscheidungen
- Loops in Genehmigungsverfahren verkürzen
- Möglichkeiten des Technologietransfers aufzeigen
- Lücken in Wertschöpfungsketten erkennen und kommunizieren
- Flächenbereitstellungen nicht nur an Land, sondern auch im Meer thematisieren
- Standortbedingungen verbessern
- Fachkräfte im meerestechnischen Bereich in SH ausbilden
- Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen
- Sichtbarkeit der Branche verbessern
- Best Practices Wissenstransfer / Verbundprojekte prominent machen
- Wertschöpfungspotenzial der Forschung verdeutlichen
- Wachstumspotenziale neuer Entwicklungen klarer formulieren und messbar machen, um so die Akzeptanz bei den Entscheidern zu erhöhen und damit (schnelle) Entscheidungen herbeizuführen
- Vorteile zur Ansiedlung/Gründung von Start-ups in SH darstellen
- Standortmarketing
- Unternehmen brauchen Gewerbeflächen verschiedener Größen – klein, mittel und groß – und ein entsprechendes Angebot
- Die Standortvorteile der Geografie Schleswig-Holsteins müssen gepusht werden:
- Zugang zu Nord- und Ostsee, See- und Binnenschifffahrtsstraßen, regionale, nationale und internationale Gewässer
- Industriedesign (zum Beispiel Muthesius Kunsthochschule) für die Darstellung/Vermarktung nutzen (Beispiel: Bilder von CAPTN haben klar zum bisherigen Erfolg des Projektes beigetragen)
- Sichtbarkeit der Branche fördern
- über das Jahresthema der IHKs, aber auch in Zusammenarbeit mit dem MCN und dem TMT (Imagefilm, Webseite, Social Media)
Alles auf einen Überblick
Die meermachen-Kampagne hat ihren eigenen Auftritt. https://www.meermachen.sh
Weitere Informationen
Hier haben Sie die Möglichkeit das gesamte Positionspapier herunterzuladen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 3233 KB).