Eisenbahnnetz

Situation in Schleswig-Holstein

Das Eisenbahnnetz in Schleswig-Holstein ist kontinuierlich im Verlauf der letzten 150 Jahre entstanden. Es hat sich systematisch entwickelt, diente ursprünglich überwiegend der Erschließung neuer Absatzmärkte für die Landwirtschaft und den strategisch-merkantilistischen Interessen der Landesherren.
Viele der ursprünglichen Klein- und Nebenbahnen sind deshalb längst wieder verschwunden. Ähnlich wie bei der Straße konzentriert sich der Hauptverkehr heute auf wenige Magistralen, die allesamt auf Hamburg zulaufen:
  • Hamburg - Flensburg mit Abzweig Kiel (Jütlandstrecke)
  • Hamburg - Lübeck mit Abzweig Travemünde - Puttgarden (Vogelfluglinie)
  • Hamburg - Elmshorn - Niebüll - Westerland (Westküstenstrecke)
  • Hamburg - Berlin
Bedingt durch die Bündelung aller Verkehre in Hamburg gehört vor allem die Durchfahrt durch die Metropole zu den zentralen Eisenbahnproblemen des Landes. Selbst Waggons mit gefährlicher Ladung müssen durch dicht besiedelte Stadtgebiete fahren. Von regionaler Bedeutung die Strecken:
  • Kiel - Lübeck mit Weiterführung Richtung Mecklenburg-Vorpommern
  • Kiel - Flensburg
  • Kiel - Rendsburg - Schleswig - Husum - St. Peter-Ording
  • Neumünster - Heide - Büsum
  • Lübeck - Büchen - Lauenburg - Lüneburg
  • AKN Altona - Kaltenkirchen - Neumünster (NE-Bahn)
  • Niebüll - Dagebüll (NE-Bahn)
  • Bad Oldesloe - Bad Segeberg - Neumünster

Quelle: Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein
Zu erheblichen großräumigen Verlagerungen der Eisenbahn-Verkehrsströme ist es gekommen, als 1997 die Brücke über den Großen Belt in Dänemark fertig gestellt wurde. Seitdem nehmen die grenzüberschreitenden Güterzüge den Weg über die Jütlandlinie. Auf den Fähren der Vogelfluglinie ist nur der grenzüberschreitende Schienenpersonenverkehr zwischen Hamburg und Kopenhagen verblieben.
Innerhalb des Landes hat es seit der Bahnstrukturreform (1. Januar 1994) erhebliche Verkehrszunahmen und Verkehrsverlagerungen gegeben. Die Zuständigkeit des Landes für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), die stärkere Eigenständigkeit der einzelnen DBAG-Unternehmen, das Auftreten neuer Anbieter im SPNV und die Zunahme der grenzüberschreitenden Verkehre haben dazu geführt, dass infrastrukturelle Schwachpunkte im Lande, in Hamburg und darüber hinaus deutlicher sichtbar wurden. Insbesondere die Hauptzulaufstrecken auf Hamburg sind seitdem deutlich stärker frequentiert und operieren stellenweise an der Kapazitätsgrenze. Besonders kritisch wird in der Wirtschaft gesehen, dass darunter auch der Güterverkehr leidet. Zentraler Streitpunkt ist immer wieder die Frage: Wer sorgt für Abhilfe und wer bezahlt dabei was? So trägt das Land Schleswig-Holstein aus seinen Regionalisierungsmitteln ganz erheblich zur Finanzierung der Anlagen bei, vermisst aber entsprechende Rückflüsse aus dem Haushalt der DBAG in den Streckenausbau und -unterhalt im Lande.
Die IHKs des Landes fordern deshalb einen verstärkten, bedarfsgerechten Ausbau und Unterhalt des Streckennetzes.