Standortpolitik

Ich werbe, also bin ich

Top secret! Als der weiße Scania-Bus in die Halle beim Werbespezialisten wir drei in Altenholz rollt, herrscht Geheimhaltungsstufe eins! 2017, es war die magische Zeit, als Holstein Kiel in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. "Wir bekamen den Auftrag, den Mannschaftsbus von vorne bis hinten zu beschriften", erzählt Geschäftsführer Jörg Jacobi, der gemeinsam mit seiner Frau Ulrike das Familienunternehmen führt. "In nur zwei Tagen haben unsere Mitarbeiter die supergroßen Außenflächen mit den Vereinssymbolen in den Farben blau-weiß-rot foliert. In der Zeit durfte nichts nach außen dringen." Ein kleiner, großer Nebeneffekt für das 80-köpfige Team: "Alle sind mächtig stolz", sagt der 54-Jährige. "So macht die kreative Arbeit richtig Spaß."
Dass der Bus der Störche nun so richtig auffällt, wenn er zu den Auswärtsspielen unterwegs ist, verdanken die Kicker also dem Branchenprimus im hohen Norden. Auch die Wirtschaft profitiert: "Unser Auftrag ist es, die Ideen und die Marken unserer Auftraggeber sichtbar zu machen, so dass der Endkunde aufmerksam wird", erläutert Ulrike Jacobi die Firmenphilosophie. "Wir wollen den Kunden Lust machen, in die Geschäfte zu kommen und sich dort wohl zu fühlen.“ Dafür bietet wir drei rund um den starken Außenauftritt neben technischen Lösungen ein ganzes Paket an, ergänzt die Chefin selbstbewusst: "Mit unseren 90 Jahren Erfahrung und Knowhow begleiten wir unsere Auftraggeber von der Idee bis zur Ausführung mit Kreativität und handwerklich perfekter Umsetzung."
Das führende Unternehmen für Konzeption und Herstellung von Werbe-, Licht- und Leitsystemen arbeitet für namenhafte Kunden in ganz Deutschland – etwa für famila, Intersport, die Drogeriemärkte von dm oder die Provinzial, aber auch für ganze Shoppingcenter wie Citti Park in Kiel, Flensburg und Lübeck. "Es sind im digitalen Zeitalter nicht mehr die kleinen Kaufleute, die wie in den Pionierjahren unseres Unternehmens ab 1928 noch handgemalte Werbeplakate bestellt haben. Heute bieten wir bundesweit an den Standorten Kiel, Hamburg, Stuttgart und Freiburg einen Fullservice an, um die Corporate Identity nach den Unternehmensvorgaben exakt umzusetzen", umschreibt Jörg Jacobi das anspruchsvolle Portfolio der Firma, die er 1993 übernommen und systematisch weiterentwickelt hat. Die Arbeit beginnt beim Design: Die Mitarbeiter visualisieren die Kundenwünsche von der Namensgebung über das Logo bis hin zum kompletten Corporate Design. Erst dann schlägt die Stunde des traditionellen Handwerks: Werbetechniker, Elektriker, Modellbauer, CNC-Experten, Schlosser, Tischler und Vergolder setzen die Ideen um. Sie produzieren Großflächendisplays, Banner, Leuchttransparente, Fahrzeugbeschriftungen, Folierungen, Digitaldrucke und anderes mehr. Schließlich sorgen die Montageteams für den Aufbau der Werbe- oder Wegeleitsysteme, die von den Wartungsspezialisten auf Wunsch laufend im Bestzustand erhalten werden.
Und wenn es nicht nur ein Bus, sondern gleich mal 1500 Fahrzeuge in einer Flotte sein sollen? Konzerne überlassen den Folienprofis den gesamten Bestand, der laufend betreut werden muss: "Dafür nutzen wir ein cloudbasiertes System, in dem wir genau sehen, wann ein Leasingauto ausgetauscht wird und neu foliert werden muss", erläutert Ulrike Jacobi. Für die Rundumerneuerung in Corporate Identity brauchen die Fahrzeuge nicht zur Montagehalle nach Altenholz zu kommen: "Unsere Mitarbeiter arbeiten just in time vor Ort in ganz Deutschland: Innerhalb weniger Stunden beschriften sie die Autos ohne lange Ausfallzeiten."
Moderne Zeiten also. Aber wir drei kann auch klassisch-traditionell. "Unsere Meister achten darauf, dass den Azubis als Werbetechniker auch alte Handwerkskünste lebendig bleiben – etwa der Umgang mit Gold", meint Ulrike Jacobi. Das Material wird gebraucht, wenn etwa altehrwürdige Kontorhäuser in Hamburg einen neuen Schliff bekommen und dabei goldfarbene Schriften von Hand gestaltet werden. "Stolz sind wir auf die erstklassigen Leistungen unserer Azubis. Mehr als eine Handvoll Gesellenabschlüsse als Landes- und Bundessieger sind ein schöner Beweis für unsere Nachwuchsförderung.“"
Zuletzt holte Azubi Jacob Kruse einen Landessieg auch mit einem "goldenen Händchen". "Jacob hat mit seinem Gesellenstück ‚Literatur pur‘ gezeigt, wie mit modernstem technischen Know-how eine flache Werbeanlage mit verschiedenen Bauelementen gestaltet und gebaut werden kann", berichtet Ulrike Jacobi. Dazu verwendete er Plexiglas, aufgesetzte Buchstaben und Aluminium. Dann veredelte er seinen Entwurf mit einer aufwändigen Vergoldung aus 23¾ Karat. Schließlich brauchen die Werbespezialisten gute Leute für gute Arbeit. "Wir haben kürzlich den ersten Flüchtling eingestellt, und wir sind überaus zufrieden mit ihm. Der Syrer ist so wissbegierig und engagiert, dass wir froh sind, ihn bei uns zu haben", sagt Ulrike Jacobi. Zwölf Auszubildende lernen im Unternehmen. "Wir brauchen ständig motivierte Bewerber für die Berufe Industriekaufmann/frau, Mediengestalter/in und Werbetechniker/in", ergänzt der Chef.
Gute Arbeit und gute Unternehmen werden auch in der Region gebraucht. Dazu muss aber die Infrastruktur stimmen. "Deshalb drängen wir darauf, unseren Flughafen zu erhalten", betont Jörg Jacobi mit Blick auf die Debatte um eine Schließung. Die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Kiel sei gefährdet, sollte Kiel-Holtenau aufgegeben werden. "Wenn er erhalten bleibt, wäre das ein starkes Signal, das neue Impulse für die dringend benötigte Ansiedlung neuer Unternehmen setzt." Und nicht zuletzt könne der Kieler Airport Leben retten, gibt Ulrike Jacobi zu bedenken: "Nur mit dem Transport von Organen per Flugzeug können im Universitätsklinikum Transplantationen binnen vier Stunden durchgeführt werden." Damit unterstützen wir neben der Wirtschaft auch lebenserhaltene Projekte.