Standortpolitik

Die fliegen auf Immobilien

"Die Hoffnung, hier günstiges Wohnen für Mieter realisieren zu können, dürfte eventuell enttäuscht werden. Darüberhinaus brauchen wir den Flughafen für die wirtschaftliche Weiterentwicklung", kommentiert Geschäftsführer Björn Petersen das aktuelle Geschehen um den Kieler Flughafen.
Statt Start- und Landebahn Wohnungsbau? Und statt des Abfertigungsgebäudes Reihenhauszeilen? Das vermag sich der 47-jährige Inhaber der stadtbekannten Maklerfirma John Spiering GmbH & Co. KG nicht vorstellen. Als Immobilienkenner, der unter anderem im Gutachterausschuss der Stadt Kiel sowie in der Mietspiegelkommission der Landeshauptstadt mitarbeitet, sieht Petersen das Holtenauer Areal eher kritisch: "Wer hier von günstigem Wohnen träumt, könnte enttäuscht werden. Denn wir wissen heute nicht, wie groß die Probleme durch Altlasten werden könnten. Sollte großflächig Boden ausgetauscht werden müssen, platzen die Träume sehr schnell, weil es dann für erschwinglichen Wohnraum zu teuer würde".
Stattdessen wirbt der Firmenchef in dritter Familiengeneration dafür, die Balance von Wohnen und Arbeiten im Blick zu behalten. "Wir stehen bei der Entwicklung Kiels in der Verantwortung für ein gesamtwirtschaftliches Konzept. Wenn Wohnungen in Holtenau entstehen, fallen gleichzeitig Arbeitsplätze weg, die bereits jetzt am Flughafen existieren. Stattdessen sollten wir bestehenden Firmen und neuen, die sich ansiedeln wollen, endlich Planungssicherheit geben." Weitere Probleme durch ein neues Stadtviertel können durch zusätzliche Verkehrsströme entstehen: "Die müssten alle in Richtung Innenstadt über die Hochbrücke verlaufen."
Als Makler würde sich Petersen verständlicherweise über ein neues Vermarktungspotenzial freuen. „Doch der Flughafen ist dafür nicht der richtige Standort. Und wir sollten eines nicht vergessen: Ist der Airport einmal verschwunden, wird Kiel nie wieder einen bekommen.“ Mit Blick auf die lebenswichtigen Flüge für das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein fragt sich Petersen: "Was passiert, wenn Herzen oder andere Organe für Transplantationen nicht mehr rechtzeitig eingeflogen werden können?" Dies sei keine Frage der Wirtschaftlichkeit, sondern eine, bei der es um die Gesundheit von Menschen in der Region gehe.
Und das spürt man bereits heute: Das onlinebasierte Informationssystem "Objekttracking" ermöglicht Hausverkäufern, rund um die Uhr auf alle Vorgänge des Immobilienverkaufs bei Spiering zugreifen zu können. "So schaffen wir eine Transparenz von der Wertermittlung über die Vermarktung bis zur Kaufvertragsunterzeichnung", erläutert der 47-Jährige. Den Preis einer Immobilie ermittelt Spiering mit selbstprogrammieren Bewertungstools anhand von bis zu vier unterschiedlichen Wertermittlungsmethoden. "So können wir Preisforderungen vermeiden, die potenzielle Kunden abschrecken, und dadurch optimale Preise erzielen. Auch deshalb erreichen wir eine hohe Verkaufsquote mehr als 90 Prozent der Mandate in angemessenen Verkaufszeiträumen", sagt Petersen.
Online läuft neben den nach wie vor unverzichtbaren Printmedien auch ein großer Teil der Vermarktung. "Wir setzen auch auf das neue Profi-Immobilienportal www.ivd24immobilien.de. Hier können nur geprüfte Makler und Hausverwalter, die Mitglieder des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) sind, ihre Angebote einstellen", sagt Petersen, der bei IVD24 im Aufsichtsrat sitzt. Seit dem Marktauftritt vor gut einem Jahr können Interessenten dort inzwischen bundesweit in 70.000 Immobilien-Angeboten stöbern.
Diese Form des Marketings hätte sich Petersens Großvater sicher niemals träumen lassen, als er 1946 die Firma Spiering zugekauft hat. Längst genießt auch der Name der Nachfolgerfamilie bei Immobilienfachleuten einen besonderen Ruf: "Im kommenden Jahr erscheint der neue ‚Petersen‘", erklärt der Firmenchef vielsagend. Dass es sich dabei um ein Bewertungshandbuch für Sachverständige handelt, dürfte nur dem Fachpublikum bekannt sein. Wie auch die Maklerfirma Spiering verkörpert das über 500 Seiten starke Nachschlagewerk zwei wesentliche Werte – Seriosität und Fachkompetenz.