IHK-Konjunkturbericht - 3. Quartal 2019

Unternehmen verlieren Vertrauen

Die Stimmung unter den Unternehmen im Norden hat sich zum Herbst 2019 drastisch verschlechtert. Der Konjunkturklimaindex der IHK Schleswig-Holstein sinkt im Vergleich zum Vorquartal von 113,6 deutlich auf 97,3 Punkte ab und verbleibt damit weiterhin unter seinem langjährigen Durchschnittswert von 116,8 Punkten.
Die Unternehmen zeigen sich überwiegend zufrieden mit ihrer aktuellen Situation. Lediglich 12,5 Prozent  der Unternehmen sind nicht zufrieden. Die erwartete Geschäftslage wird allerdings nur noch von zwei Drittel der Unternehmen mit gleichbleibend oder günstiger bewertet. "Zurzeit bleibt die Wirtschaft in Schleswig-Holstein stabil, allerdings fallen die Erwartungen zunehmend zurückhaltender aus", fasst Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein, das Ergebnis der Konjunkturumfrage zusammen.
Aus der Industrie gab es zwar weiterhin mehr positive als negative Lageeinschätzungen, jedoch nahmen die pessimistischen Einschätzungen im Quartalsvergleich deutlich zu. Besser sieht es im Baugewerbe aus: Dort berichteten 57 Prozent der Unternehmen von guten Geschäften, und der Auftragsbestand befindet sich weiterhin auf hohem Niveau. Sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel ist die derzeitige Geschäftslage solide, nur die Geschäftserwartungen fielen eher verhalten aus. Der Bereich Transport und Logistik hat weiterhin Rückenwind und kann eine gute Geschäftslage und solide Aussichten vorweisen. Die Dienstleistungsbranche bildet auch im dritten Quartal die Konjunkturstütze für die norddeutsche Wirtschaft.

Fachkräftemangel bleibt größte Sorge

Im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 und zum Vorjahresquartal verändert sich allerdings die Risikowahrnehmung. Der Fachkräftemangel bereitet den Unternehmen weiterhin die größten Sorgen. Er wird von 62 Prozent der Unternehmen als Risikofaktor benannt - jedoch ist die Tendenz fallend. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden aber im Vergleich zum Vorquartal deutlich stärker kritisiert und von mehr als der Hälfte der Unternehmen als Risiko für das tägliche Handeln angesehen.
"Fast ein Drittel der Unternehmerschaft erwartet für die kommenden zwölf Monate eine Verschlechterung seiner Geschäftslage", so Kühn. Wie der Konjunkturbericht zeigt, rechnen zehn Prozent der Befragten mit einer positiven, 58 Prozent mit einer etwa gleichbleibenden und 32 Prozent mit einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung (Vorquartal: 17 Prozent; 64 Prozent; 19 Prozent). Der positive Trend bei den Exporterwartungen im Vorquartal konnte nicht beibehalten werden. Mittlerweile gehen knapp 42 Prozent der Unternehmen von einem abnehmenden Exportgeschäft aus, wohingegen nur noch rund 20 Prozent ein Wachstum erwarten. "Neben einer inkonsistenten Wirtschaftspolitik im Inland empfinden die Unternehmen die internationalen Einflüsse wie die Krise in Syrien sowie die Unberechenbarkeit der britischen und der US-amerikanischen Politik zunehmend als Geschäftsrisiko", fasst IHK-Präsidentin Kühn zusammen. 
Veröffentlicht am 5. November 2019