Wirtschaft und Sport

"Sport vermittelt Werte für die Wirtschaft"

"Wirtschaft und Sport - Die integrative Kraft des Sports in der Gesellschaft": Über dieses Thema diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Sport, Hochschule und Politik unter der Moderation von Björn Engholm auf dem "Roten Sofa" der IHK zu Lübeck.
Sport ist mehr als Freizeitbeschäftigung. Er vermittelt den Menschen Werte, die auch in der Arbeitswelt zählen. Zugleich ist er ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, den es noch zu fördern gilt. Zu diesem Ergebnis kamen Schleswig-Holsteins Innen- und Sportminister Stefan Studt, Professor Dr. Wolfgang Maennig von der Universität Hamburg, Wolfgang Beer, Vizepräsident des Landessportverbandes Schleswig-Holstein, sowie Utz Wilke, Geschäftsführer der Filiago GmbH & Co. KG mit Sitz in Bad Segeberg, und seine Frau Mirjam, Inhaberin der Firma Sportspool.
Moderator Björn Engholm, ehemaliger Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, empfing seine Talkgäste dieses Mal auf dem Viermaster "Passat" in Lübeck-Travemünde mit Blick auf das Segelrevier. Innenminister Studt dankte den Lübeckern, dass sie die Entscheidung, olympische Segelwettkämpfe in Kiel auszurichten, sportlich genommen hätten. "Der Hansestadt als Teil der Metropolregion Hamburg kommt dabei noch eine große Bedeutung zu", betonte Studt. "Die positive Stimmung aus Schleswig-Holstein strahlt bis an die Elbe und ist eine gute Werbung für den geplanten Bürgerentscheid über die Ausrichtung der Olympischen Spiele in Hamburg."
Der Sport werde immer mehr zu einem entscheidenden Standortfaktor, betonte Professor Maennig. "Die Menschen überlegen genau vor einem Umzug, wo sie optimale Bedingungen zur Freizeitgestaltung vorfinden. Dabei spielen Sportstätten und vor allem -ereignisse eine wichtige Rolle." Maennig hatte unter anderem 1988 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille im Rudern gewonnen. Er erwarte, dass für jeden Bürger von der Kindheit über Ausbildung und Beruf bis zur Rente passende Angebote bereit stehen. "Beim Sport lernen schon Kinder, wie sie sich durch Training verbessern können und ihre Leistung steigt."
Um mehr Menschen zum Sport zu motivieren, seien neue Ansätze im Breitensport erforderlich. Beer berichtete über ein preisgekröntes Projekt: "Ein Kanu-Verein in Itzehoe bringt ganze Familien in ein Boot. So treiben mehrere Generationen gemeinsam Sport und stärken ihren Zusammenhalt." Zugleich böte der Sport beste Chancen für die Prävention im Gesundheitsbereich. Für ein Modellprojekt des Landessportverbandes kooperiere der Sportverein Tungendorf-Neumünster mit den Stadtwerken Neumünster. Für jeden Mitarbeiter gebe es beim Betriebssport passende Angebote, dank der gesteigerten Fitness sinke der Krankenstand deutlich.
Das gemeinsame Erlebnis der Kollegen habe noch weitere positive Effekte, stellte Mirjam Wilke heraus. "Sport lebt von Werten und vermittelt sie auch an die Arbeitswelt: Durchhaltevermögen, Leistung oder Teamgeist." In den von ihr betreuten Unternehmen habe sie ebenfalls positive Entwicklungen bei der Belegschaft erkannt. "Viele Mitarbeiter sitzen den ganzen Tag. Ihnen fehlt der Körpersinn." Schwerpunkt sei es, bei diesen Menschen Stützkraft, Körperhaltung und Gleichgewichtssinn durch Training zu stärken.
Ihr Mann Utz Wilke hat in seiner Firma von Anfang an auf einen Ausgleich von Arbeit durch Bewegung gesetzt. "Wir spielen vor jeder Besprechung Tischtennis. Viele Meetings halten wir im Stehen ab." Den rund 60 Zuhörern aus der Wirtschaft empfahl er, sich über die steuerlichen Möglichkeiten bei der Förderung des Betriebssportes zu informieren. Zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der betrieblichen Gesundheitsförderung sind nach Paragraf 3 Nr. 34 des Einkommensteuergesetzes 500 Euro pro Arbeitnehmer und Kalenderjahr steuerfrei und damit auch beitragsfrei zur Sozialversicherung.
Diese Unternehmenskultur sei in Deutschland nicht selbstverständlich, betonte Maennig. Während eines USA-Aufenthaltes habe er erfahren, dass viele Firmen Fitnessstudios für die Mitarbeiter hätten. Zudem gebe es Spinde und Duschen für diejenigen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kämen. Er empfahl der Wirtschaft, das Radfahren zu fördern, es sei gut für die Gesundheit, und das zahle sich am Ende auch für den Betrieb aus. Auch Beer rief die Betriebe auf, diese Angebote zu schaffen. Sie seien für verantwortungsbewusste Unternehmen und für den Sport eine große Chance. Vieles sei mit einfachen Mitteln zu verwirklichen, erzählte Zuhörer Klaus Puschaddel, ehemaliger Personalchef des Lübecker Marzipanherstellers Niederegger. Das Unternehmen habe ein Programm entwickelt, dass besonders die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter berücksichtige. Zudem gebe es eine Aktivpause von bis zu 15 Minuten, in denen sich alle Mitarbeiter bewegen. "Das ist nicht kostenintensiv, stärkt aber die Gemeinschaft, macht Spaß und senkt den Krankenstand", so Puschaddel.
IHK-Präses Friederike C. Kühn stellte die Win-Win-Situation für Wirtschaft und Sport bei einer engeren Kooperation heraus. Integration, Inklusion oder Kommunikation seien wichtige Leistungen des Sports. Sie betonte zugleich, auch fehlender Sport könne zu einem relevanten Kostenfaktor in der Wirtschaft werden, wenn immer mehr Menschen krank oder körperlich eingeschränkt sind. Das ließe sich mit einfachen Mitteln verhindern. "Wir haben heute erfahren, dass es überall in den Unternehmen kleine Möglichkeiten für Sport und betriebliches Gesundheitsmanagement gibt", sagte sie und forderte die Firmen auf, für sich neue Wege zu finden und mit gutem Beispiel voranzugehen.
Da Sport mittlerweile zu einer modernen Unternehmenskultur gehört, rief Kühn Betriebe dazu auf, sich um den Hansebelt-Award zu bewerben. Mit diesem von der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gesponserten Preis zeichnen die IHK zu Lübeck und die Hansebelt-Initiative Betriebe aus, die eine vorbildliche Unternehmenskultur haben und sich in der Region engagieren. Weitere Informationen dazu finden sich auf
www.ihk-sh.de/hansebelt-award
Veröffentlicht am 15. Juni 2015