Raus aus der Komfortzone!

Der dänische Künstler Thomas Kadziola, 1964 in Kopenhagen geboren, ist für seine großen Steinfiguren bekannt. Dazu gehören die "Dodekalitten", eine Gruppe von sieben bis neun Meter hohen Granitköpfen auf Lolland an der Steilküste bei Kragenaes.
Auch in Ägypten, Deutschland, Polen, Belgien Frankreich und China sind Arbeiten von Thomas Kadziola zu sehen – nun auch in Lübeck. Als erster Künstler hat er für das Projekt “KunstBetriebe3” mit Unterstützung des Lübecker Unternehmens HSP- Holz und Projekte UG eine künstlerische Idee verwirklicht. HSP ist auf den Bau von Spiel- und Außenanlagen mit heimischen Holzarten im Außenbereich spezialisiert, außerdem werden individuelle Möbel aus Massivholz hergestellt – somit war der Werkstoff für den Künstler klar. Thomas Kadziola erstellte eine dreidimensionale Skulptur aus Kirschholz. “Es ist lange her, dass ich mit Holz gearbeitet habe. Für mich war das eine Herausforderung, über die ich mich sehr gefreut habe”, sagte Kadziola.
Das Projekt “KunstBetriebe3” unter der Leitung der Künstlerin Bettina Thierig und unterstützt durch die Kulturakademie der Vorwerker Diakonie gGmbH als Projektträgerin, hat genau dies zur Zielsetzung: Unternehmen und Künstler aus ihrem gewohnten Umfeld herauszuholen und neue, kreative Prozesse entstehen zu lassen. “Für mich ist es nichts Neues, dass aus Holz auch künstlerische Ideen entstehen und Holz nicht nur als Rohmaterial Verwendung findet”, sagte Dr. Gabriele Lehmann, Geschäftsleitung der HSP- Holz und Projekte UG. “Neu war für mich allerdings die Erfahrung loszulassen, und begeistert zu sehen, was der Künstler aus meinem Werkstoff macht”.
Auch Auszubildende mit und ohne Behinderung der Vorwerker Diakonie sammelten bei der Erstellung der Skulptur Erfahrungen. Sie unterstützten den Künstler beim Transport der Werkstoffe und dem Einrichten seines Arbeitsplatzes. Thomas Kadziola kam in die große Lagerhalle von HSP und fand einen Kirschstamm, den zuvor jemand in der Mitte zu spalten versucht hatte. Aber der Keil war darin stecken geblieben und der Stamm kam noch nicht zur weiteren Verarbeitung. Die Teilnehmer der Vorwerker Diakonie halfen, den Stamm zu spalten und zum Arbeitsplatz zu transportieren.
Bei der künstlerischen Arbeit ließ sich der Künstler vom Holz leiten. Die Skulptur erstellte er ausschließlich manuell. Er entfernte zunächst die Rinde und legte danach den Kopf mit Rumpf an. “Nach und nach fand ich schließlich das Gesicht und dessen Ausdruck”, erläuterte der Künstler, “der Kopf erscheint trotz seiner deutlich überlebensgroßen Größe zurückhaltend und in sich gekehrt.”
Im Verlauf des Projektes erhielten die Auszubildenden der Vorwerker Diakonie später die Möglichkeit, beim Bearbeiten des Holzes zu unterstützen. “Die Idee von ‘KunstBetriebe’ bietet so viele Möglichkeiten, unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären, und zusammen etwas zu gestalten. Dies sind Erfahrungen, die nachhaltig beeindrucken und bleiben”, betonte Michael Schmerschneider, Leiter der Kulturakademie der Vorwerker Diakonie.
Veröffentlicht am 25. Januar 2019