Innovationsförderung

Mit Schwung in den Markt

Ob in der Lasertechnik, bei Softwarelösungen oder in der Windenergie: Unternehmerinnen und Unternehmer in Schleswig-Holstein haben zündende Ideen. Um sie erfolgreich umzusetzen, sind oft starke Partner hilfreich - etwa wenn es darum geht, Innovationen zu finanzieren. Drei Unternehmen zeigen, wie man mit Rückenwind den Markt erobert.
Egal, wo auf dem Firmengelände der F&F Lasertechnik man sich befindet - die Laserschneidemaschinen geben ein stetiges Hintergrundgeräusch ab. Das Unternehmen aus Neustadt in Holstein ist Spezialist für industrielle Metall- und Blechverarbeitung. "Wir haben 2005 etwa für Bosch die erste verschleißfreie, kostengünstige Bremsscheibe entwickelt", erklärt Gesellschafter Jens Sager.
Immer wieder entstehen in dem Unternehmen innovative Produkte: So hat Geschäftsführer Andreas Babbe jüngst den F&F Trockeneisstrahlreiniger HKF34 entwickelt. Das Gerät wird vor allem in der industriellen Reinigung eingesetzt: "Das ist die wirtschaftlichste Art, Anlagen zu säubern: Festes Kohlenstoffdioxid, also Trockeneis, wird mit hohem Druck auf eine Oberfläche gerichtet und schlägt so den Dreck ab." Dieser wird dann durch das gefrorene CO2 gebunden.
Um den Trockeneisstrahlreiniger auf den Markt zu bringen, hat das Unternehmen von April 2017 bis November 2018 die Förderung "Betriebliche Forschung, Entwicklung und Innovation" der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) erhalten. Die Unterstützung sei durch einen sehr guten Kontakt zur WTSH zustande gekommen, berichtet Sager.
"Das hat uns sehr geholfen, zu entscheiden, welche Förderung für uns die beste ist." Zudem hätten die WTSH-Berater den Prozess begleitet und beim Stellen des Antrags beraten. Ein Umstand, der den Prozess erleichtert hat, denn: "Es muss einem klar sein, dass die Arbeit, die damit einhergeht, nicht nebenbei erledigt werden kann.“ Wichtig sei zudem, bei der Antragsstellung keine Scheu davor zu haben, das eigene Potenzial zum Scheitern darzustellen: "Oft scheut man sich davor", so Sager, "aber darum geht es ja, wenn man Förderung erhält: dass es ohne sie eben durchaus sein könnte, dass das Projekt nicht umgesetzt wird."

Digitaler Marktplatz

Auch weiter westlich, in Elmshorn, haben Fördergelder geholfen, eine Idee umzusetzen: Der Softwareentwickler FESforward GmbH hat das Projekt "Reggio" entwickelt. "Dabei handelt es sich um einen digitalen Marktplatz für regionale Einzelhändler", erklärt Christoph Schönfelder, der für Projektmanagement und Vertrieb zuständig ist.
"Damit bieten wir Händlern mithilfe einer selbst geschriebenen Software die Möglichkeit, ihre Waren online anzubieten." Der Clou: Ein sogenannter Connector hängt sich selbstständig an jedes Warenwirtschaftssystem und liest so automatisch die Wareninformationen heraus. Der Händler muss im Shop nur einige Parameter selbst einpflegen, die Artikel überträgt dann der Connector. Unterstützung gab es von mehreren Seiten: FESforward erhielt das Innovationsdarlehen der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), den F&E-Zuschuss der WTSH, der 45 Prozent des Gesamtvolumens ausmacht, sowie eine Eigenkapitalbeteiligung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein (MBG).
Ein erster Kontakt zum Thema Fördermittel entstand Ende 2016 über die Geschäftsstelle Elmshorn der IHK zu Kiel, die FESforward an die WTSH vermittelte. Da neben IB.SH und MBG auch die Hausbank des Unternehmens beteiligt war, sei die Terminfindung oft nicht einfach gewesen, sagt Schönfelder. Doch der gesamte Prozess habe sich durch Offenheit und Transparenz ausgezeichnet.
Auf Basis des Connectors, der bei "Reggio" die Artikelinformationen beschafft, entwickelte das Unternehmen eine App, mit der Kunden im Supermarkt Artikel scannen können und diese dann online bezahlen - so können sie den Markt verlassen, ohne sich an der Kasse anzustellen. "Die App haben wir schon mit einem Edeka-Markt hier im Norden getestet, weitere Edeka- Kaufleute wollen das Konzept noch 2019 ausrollen", sagt Schönfelder.

Energiewende

Wenn es in Husum windig ist, freut sich Ralf Höper, Geschäftsführer der ane.energy. Das 2017 gegründete Unternehmen ist Direktvermarkter und Händler von Strom, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Dieses komplexe Geschäftsmodell erfordert innovative Lösungen. "Unser Ziel ist es, die Einspeisung, also die erzeugte Energie aus den Windkraftanlagen, und die Ausspeisung, also die Menge an Energie, die wir etwa an die Börse verkaufen, auszubalancieren", so Höper.
Das ist deshalb komplex, weil sich die Einspeisung nahezu sekündlich ändert - und das für jede Viertelstunde eines Tages. "Um die Vorgänge zu optimieren, ist es notwendig, den Ablauf zu automatisieren." Dazu hat das Unternehmen ein automatisiertes Echtzeithandelssystem entwickelt. So lassen sich die erzeugten und verkauften Megawattstunden genau ausgleichen - denn jede Abweichung von Ein- und Ausspeisung wird durch den Netzbetreiber erfasst und kann die ane.energy viel Geld kosten. 
Anfang 2018 hatte Höper die Idee, das System fördern zu lassen. Ein externer Berater hat Höper dann an die WTSH verwiesen: Im Sommer 2018 reichte die ane.energy offiziell einen Projektvorschlag ein, danach stellte das Unternehmen den Antrag auf Förderung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) - unterstützt durch WTSH-Mitarbeiter.
Das sei sehr hilfreich gewesen, denn: "2018 waren wir noch sehr jung, wir steckten gerade in einem Verschmelzungsprozess mit einem anderen Unternehmen. Wir hatten also Unternehmensstrukturen, die sich noch nicht gefestigt hatten, und ein ambitioniertes Projekt, das sich ebenfalls noch in der Entwicklung befand." Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Etwa 700.000 Euro wurden bewilligt, das System schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region. "Dass wir nun bald Kunden in Echtzeit mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen können, ist ein echter Gewinn für die Energiewende", fasst Höper zusammen.
Jutta Lasner
Veröffentlicht am 29. Oktober 2019