Frauen in Führung

Mit Mut in die Aufsichtsräte

Seit Anfang 2016 ist das Gesetz zur Frauenquote in Aufsichtsräten börsennotierter und mitbestimmter Unternehmen in Kraft. Die Industrie und Handelskammer zu Lübeck und die Handelskammer Hamburg haben auf einer gemeinsamen Initiative im Schloss Ahrensburg Frauen dazu aufgerufen, aktiv in die noch immer von Männern dominierten Aufsichtsräte zu streben.
Christina Jagdmann, Vizepräses der Handelskammer Hamburg, und Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck, betonten in ihren Grußworten die Bedeutung von Frauen in Führungspositionen aus wirtschaftlicher Sicht: Der Einzug von Frauen in Aufsichtsräte sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
In drei Vorträgen und einer Talkrunde arbeiteten die Protagonistinnen des Abends im vollbesetzten Saal die Herausforderungen, Chancen und Eigenerfahrungen für Frauen in Aufsichtsräten heraus. Andrea Reese von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO klärte die Zuhörerinnen über die Gesetzeslage sowie Rechte und Pflichten von Aufsichtsratsmitgliedern auf, während Rechtsanwältin und Kuratoriumsmitglied der HASPA Finanzholding Dr. Kirsten Soyke, die Frage beantwortete, warum Frauen in die Aufsichtsräte streben sollten. Soyke berichtete aus eigener Erfahrung, dass ein hochqualifizierter Aufsichtsrat im Wesentlichen durch ausgeglichene Besetzung der Sitze zu erreichen sei. Das veraltete Idealbild des ökonomisch denkenden Mannes sei eine Legende, die in der Realität nicht existiere. Die anwesenden Frauen ermutigte Soyke, jeweils Kontakte zu Männern und Frauen zu knüpfen, um die notwendige Unterstützung bei der Besetzung von Aufsichtsratsplätzen zu erlangen.
Britta Hoffmann, Vorstandsmitglied beim Verband deutscher Unternehmerinnen, stimmte Soyke zu: "Frauen sind häufig zu bescheiden und sind beim Netzwerken nicht mutig genug", sagte sie. Es müsse ein neuer Mut bei Frauen entstehen, sich für höhere Aufgaben in der Wirtschaft zu bewerben. Neben Mut, Einsatz und Eigeninitiative sollten Frauen zudem den harten Wettbewerb um die Aufsichtsratsposten annehmen, unterstrich Professor Manuela Rousseau, die aus eigener Erfahrung berichtete. Seit bereits 17 Jahren ist Rousseau Mitglied im Aufsichtsrat der Beiersdorf AG. Für sie ist die Aufsichtsratsmitgliedschaft gelebte Demokratie, in der sie Einfluss auf die Unternehmensentwicklung nehmen könne. "Wir alle, Männer und Frauen, werden durch den demografischen Wandel gezwungen Wege zu finden, wie sowohl Frauen als auch Männer für Beruf und Familie gleichermaßen zur Verfügung stehen können", sagte Rousseau.
Veröffentlicht am 7. November 2016