Blick in die Betriebe

Neuer Präses auf Tour durch die Region

Die Corona-Lockerungen machen es möglich: Vier Monate nach seiner Wahl zum ehrenamtlichen Präses der IHK zu Lübeck bekam Hagen Goldbeck die Gelegenheit, einige kleine und mittlere Unternehmen in der Region zu besuchen. Damit möchte er nicht nur präsenter sein und ihre Stimmen gegenüber Politik und Gesellschaft weiter stärken. Vor allem möchte er erfahren, wo der Schuh drückt und wobei wir als IHK unterstützen können.
Zum Auftakt im Mai schaute sich Hagen Goldbeck in fünf Betrieben um. Während der ausführlichen Gespräche kristallisierten sich zwei Schwerpunkte heraus, die die Unternehmen beschäftigen: Fachkräftemangel und verzögerte Lieferketten, letzteres bedingt sowohl durch die Pandemie als auch durch den Krieg in der Ukraine.
Die erste Station führte Goldbeck in Begleitung von IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning zu PyroPol nach Hornbek im Herzogtum Lauenburg. Das Traditionsunternehmen ist auf die Herstellung pyrotechnischer Produkte für Seefahrt, Freizeit sowie Polizei und Militär spezialisiert. An ihrem Standort ist die Mannschaft um Geschäftsführer Olaf Flemming und Vertriebs- und Marketingleiter Daniel Karlisch sehr zufrieden. Die Zeit der Corona-Pandemie habe das Unternehmen genutzt, um verstärkt in die Erweiterung des Produktportfolios zu investieren. Die aktuelle Situation angespannter Lieferketten sei zwar herausfordernd. Aufgrund der hohen Fertigungstiefe von PyroPol biete dieser Umstand jedoch zugleich die Chance, sich in einem angespannten Marktumfeld noch stärker zu positionieren. Goldbeck und Schöning sagten ihre Unterstützung zu, indem die IHK-Organisation die Lieferkettenprobleme, von denen aktuell sehr viele Branchen betroffen sind, weiter beobachten und die Situation laufend im Dialog mit der Landes- und Bundesregierung thematisieren wird.
Mit dem Hauptgeschäftsführer und dem Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung Ulrich Hoffmeister im Gepäck ging es weiter nach Ahrensburg zu Druckluft Evers. Das Familienunternehmen wird in zweiter Generation von Lars Evers und Norbert Pipgras geführt und wurde 2021 mit dem AMBIT Award als vorbildlicher Arbeitgeber zertifiziert. Seit mehr als fünf Jahrzehnten wird dort mit Druckluft gearbeitet – gerade in Zeiten der Energiekrise ein an Bedeutung gewinnendes Produkt. 30 Mitarbeiter kümmern sich an drei Standorten vor allem um die Wartung und Optimierung von Druckluftanlagen. Doch es sei schwierig, geeignetes Personal zu finden. Denn den Ausbildungsberuf Drucklufttechniker gibt es nicht, erklärte Lars Evers. Der Betrieb könne beispielsweise Mechatroniker einstellen, die jedoch eine lange Weiterbildung durchlaufen müssen, bevor sie im Betrieb voll eingesetzt werden können. Ulrich Hoffmeister sagte der Geschäftsführung zu, sich für eine effizientere Weiterbildungsmöglichkeit einzusetzen, die keine langen Abwesenheiten der Auszubildenden vom Betrieb erfordert.
Das Thema Kundengewinnung und Marktetablierung steht bei SmartLoc auf der Agenda. Das 2021 gegründete StartUp aus Ostholstein arbeitet an der Digitalisierung des internationalen Handels. Mit Hilfe eines eigens entwickelten Messgeräts können die Kunden ihre Logistik überwachen. Das Gerät zeichnet während des Transports verschiedene Daten auf. So lassen sich beispielsweise Einsparpotenziale bei der Wegstrecke ermitteln oder die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Transportraum. Die Technik wird derzeit von verschiedenen Kunden erprobt und laufend überarbeitet. Präses Goldbeck und Nils Jarck, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, zeigten sich von der Gründungsidee begeistert. Sie boten an, sich bei interessierten Mitgliedsunternehmen umzuhören, die davon profitieren könnten, und somit ein Netzwerk aufzubauen. Momentan finanziert sich das Unternehmen durch Funding. Ziel sei es, so die SmartLoc-Geschäftsführer Britta Balden und Thomas Kuhlke, besonders internationale Investoren für sich zu gewinnen.
Goldbeck und Jarck reisten weiter zu von Elling nach Reinfeld. Das Unternehmen fertigt seit 1893 Norm- und Spezialdichtungen aus Metall und Weichstoffen. Im Hinblick auf die Lieferkettenprobleme habe das Unternehmen sein Lager ausgebaut, um so jederzeit genug Material zur Verfügung zu haben, erklärten die Geschäftsführer Florian Mess und Michael Seebach. Demnächst steht die Installation einer automatischen Drehmaschine ins Haus. Die Euphorie darüber wird jedoch gedämpft durch das Thema Fachkräfte. Der 27 Mitarbeiter starke Betrieb bildet Metalltechniker und Maschinenführer aus. Nur sei es schwer, Auszubildende für den Standort Reinfeld zu begeistern, wenn sie außerhalb des HVV-Gebiets wohnen. Die Geschäftsführer plädierten dafür, das Jobticket für kleine Unternehmen zu ermöglichen. Außerdem müsse die Zusammenarbeit mit den Schulen gefördert werden, um frühzeitig Schüler für die angebotenen Ausbildungsberufe zu begeistern und Praktikumswochen besser koordinieren zu können.
Zurück in Lübeck besuchte Hagen Goldbeck die Spedition Schultz & Sohn GmbH. Geschäftsführer Stephan Meier und IHK-Präses Goldbeck sprachen über die wechselvolle Geschichte des Unternehmens am Logistik-Standort Lübeck. Für die Spedition fahren 45 moderne, eigene Sattelzugmaschinen. In Lübeck werden 6.500 Quadratmeter Lagerfläche vorgehalten, die als Zentralhub für den Ostseeraum genutzt werden. Als Spezialist für Russland genoss das Unternehmen bisher im Hafen St. Petersburg besondere Zollrechte. Diese machten es möglich, einen Sammelgutverkehr nach Fahrplan zu betreiben. Die Spedition mit Geschäftsbeziehungen nach Russland und das Baltikum ist wie viele andere Unternehmen auch beeinflusst von der momentanen weltpolitischen Lage mit einem Rückgang der Transporte und der Aufträge. Dazu gesellen sich handfeste Probleme des deutschen Logistik-Standortes wie die überlastete Verkehrsinfrastruktur im Hafenhinterland, der Fahrermangel und fehlende Rastplätze mit Hygienebereichen entlang der Autobahnen und in den Gewerbegebieten. Hagen Goldbeck bot auch hier seine Hilfe an, indem er die Probleme an den IHK-Ausschuss für Mobilität und Verkehr weitergeben wird.
Zum vorläufigen Abschluss besuchte Hagen Goldbeck die Bedo Verpackungstechnik GmbH. Der Präses informierte sich über die Situation des Maschinenbaus am Standort. Das inhabergeführte Unternehmen Bedo produziert mit rund 50 Mitarbeitern Verpackungsmaschinen für die Lebensmittelindustrie und weitere Produkte. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer Stefan Knaupmeier wurden regionale und nationale Wertschöpfungsketten sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften thematisiert.
Veröffentlicht am 30. Juni 2022