Ostholstein: Feste Fehmarnbelt-querung

Regionales Know-how für Jahrhundertprojekt

Zwischen Fehmarn und Rødby entsteht in den kommenden Jahren der längste Absenktunnel der Welt. Auf deutscher Seite bringen regionale Unternehmen bereits seit Jahren ihr Know-how ein, damit der Bau der festen Fehmarnbelt-Querung gelingen kann.
Sie ist dreieinhalb Kilometer lang und bereits bei Google Maps zu sehen. Auf der Baustraße zwischen Puttgarden und dem Landesinneren Fehmarns rollen seit August 2022 schwere Lkw, um Güter und Materialien zur Baustelle an der Ostsee zu befördern. Errichtet wurde die Baustraße von der Gollan-Bau GmbH mit Sitz in Neustadt/Beusloe. „Wir haben nach der Ausschreibung im Januar 2022 den Bauauftrag erhalten. Zwischen Februar und August haben wir die Straße dann fertiggestellt“, sagt Volker Schmidt, Geschäftsführer der Gollan-Bau GmbH. Die Ansprüche des Bauherrn seien hoch gewesen: „Wir durften zum Beispiel nur Naturmaterialien statt Recyclingbaustoffe verwenden. Und auch die Konstruktion der Straße selbst war anspruchsvoll“, erklärt Schmidt. So wurde die Festigkeit des Bodens erst durch ein Kalkzementgemisch erhöht, bevor Geogitter, Naturschotter und eine Asphaltschicht folgten. Denn die Straße sei deutlich länger und für höhere Lasten ausgelegt als übliche Baustraßen.
Auch in anderen Bereichen hatte der Auftraggeber klare Vorgaben. So sind die Bauunternehmen angehalten, auch Azubis zu einen gewissen Stundenanteil einzusetzen. Für das Ostholsteiner Unternehmen sei das neu, aber aufgrund der mehr als 50 Azubis im Unternehmen kein Problem gewesen. „Wir sind stolz, an diesem Jahrhundertprojekt mitzuwirken. Bei dem künftigen Ausbau der Hinterlandanbindung werden wir versuchen, unser Knowhow erneut einzubringen“, sagt Schmidt. Wie die Gollan-Bau GmbH ist auch die FKC Consult GmbH ein Partner der Baltic Facility Solutions GmbH & Co. KG. Der Zusammenschluss von 24 Unternehmen aus der Region hat das Ziel, ein breites Spektrum an Leistungen rund um den Bau der festen Querung anzubieten und langfristig am Aufschwung durch das Großprojekt teilzuhaben.
Interview mit Mirko Schönfeldt, Geschäftsführer Baltic FS
„Wir haben leistungsfähige Hidden Champions in der Spitze sowie solide und stark aufgestellte Mittelständler in der Breite, die im Grunde alle vor Ort anfallenden Arbeiten abdecken können“, sagt Mirko Schönfeldt, Geschäftsführer der Baltic Facility Solutions GmbH & Co. KG in Neustadt/Beusloe, im Gespräch mit der Wirtschaft. Im Interview berichtet er weiter, wie die unter Baltic FS zusammengeschlossenen Unternehmen aus der Region an dem Jahrhundertverkehrsprojekt am Fehmarnbelt erfolgreich mitwirken.
Dass auf der Baustelle in Puttgarden niemand gefährdet wird, dafür möchte FKC sorgen. Das Consultinghaus in Lübeck bewirbt sich auf deutscher Seite für die Übernahme des Arbeitsschutzes und die Baustellenbetreuung. „Unsere Ingenieure schauen sich die Gegebenheiten vor Ort an, begutachten Bau- und Bauzeitenpläne sowie das angedachte Personal und Equipment. Wir ermitteln dann, ob Gefahren vorliegen, und beraten unseren Auftraggeber, wie wir ein umfassendes Sicherheitskonzept umsetzen können“, sagt FKC-Geschäftsführer Jörg Frankenfeld. Die Anforderungen bei internationalen Großprojekten seien besonders. Außer der englischen Sprache ist auch der Blick auf länderübergreifende Rechts- und Arbeitsschutzfragen nötig.
„Wir haben in der Vergangenheit bereits internationale Vorhaben wie den Bau von Windparks betreut, sodass unsere Mitarbeiter darauf gut eingestellt sind“, so Frankenfeld. Bei der Tunnelbaustelle sei FKC bereits seit einem sehr frühen Zeitpunkt eingebunden und Experte sowie Vermittler zwischen dem Auftraggeber und hiesigen Bauunternehmen. Die Mitarbeit mache auch das FKC-Team stolz: „Mit unserer Expertise unterstützen wir die Sicherheit des Großprojekts, das ist sicher etwas Besonderes“, sagt FKC-Prokurist Matthias Schimmer. Auch der Blick auf künftige Arbeiten ist für das Lübecker Unternehmen interessant: „Sobald der Bau unter Wasser am eigentlichen Tunnel beginnt, müssen ganz neue Gefährdungen beurteilt und Rettungskonzepte erstellt werden. Auch dann würden wir dieses Leuchtturmprojekt natürlich gern weiter begleiten“, so Schimmer.  
Benjamin Tietjen