Fachkräftesicherung

Duales Studium

Als duale Studiengänge werden Vollzeitstudiengänge bezeichnet, die mit praktischen Lern- und Arbeitsphasen in einem Unternehmen oder sogar einer Berufsausbildung kombiniert werden. Sie sind mittlerweile als Alternative zur dualen Ausbildung oder einem reinen Vollzeitstudium fest etabliert, denn  die Kombination aus praktischen Erfahrungen und akademischer Bildung ist sehr reizvoll.
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Hintergrund

Durchschnittlich die Hälfte aller Schulabsolventen/-innen eines jeden Jahrgangs verfügt mittlerweile über die Fachhochschulreife oder das Abitur und somit formal über eine Hochschulzugangsberechtigung. Trotzdem ist das klassische Vollzeitstudium an einer Fachhochschule oder Universität längst nicht für alle auch tatsächlich die optimale Wahl. Studierenden fehlt in einem rein wissenschaftlichen Studium häufig der Praxisbezug. In einer dualen Ausbildung, die im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule absolviert wird, wünschen sich wiederum einige Auszubildende einen höheren Anteil wissenschaftlicher Grundlagen beziehungsweise mehr theoretische Tiefe. Für den Erfolg eines dualen Studiums ist daher die gewinnbringende inhaltliche Verknüpfung der beiden Lernorte Hochschule und Betrieb entscheidend.
Argumente für ein duales Studium aus Sicht der Studierenden
Stärkerer Berufs- bzw.Praxisbezug
72 Prozent
Möglichkeit, während des Studiums Geld zu verdienen
67 Prozent
Gute Arbeitsmarktchancen bzw. Zukunftsaussichten
66 Prozent
Hesser/ Langfeld (2017): Das duale Studium aus Sicht der Studierenden.

Vorteile für Betriebe

Betriebe sehen in dualen Studiengängen eine attraktive Möglichkeit zur Sicherung ihres Fachkräftenachwuchses, denn diese ist auf allen Qualifikationsniveaus eine zunehmend größere Herausforderung. Mit einem dualen Studium spricht ein Unternehmen daher leistungsstarke Schulabsolventen/-innen an, die sowohl studieren als auch praxisnah lernen wollen.
Argumente für ein duales Studium aus Sicht der Betriebe
Praxisnähere Ausbildung
77 Prozent
Gewinnung der besten Nachwuchskräfte
57 Prozent
Kupfer (2012): Duale Studiengänge aus Sicht der Betriebe.
Genau diese Praxisnähe ist für Betriebe das ausschlaggebende Argument bei der Entscheidung für ein duales Studium, außerdem sehen sie die Absolventen/-innen dualer Studiengänge stark aufgestellt bei berufsrelevanten Attributen wie Belastbarkeit, Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit und Organisationsfähigkeit.
Stärken von Absolventen/-innen dualer Studiengänge aus Sicht der Betriebe
Berufspraktisches Wissen
93 Prozent
Belastbarkeit
65 Prozent
Leistungsbereitschaft
58 Prozent
Organisationsfähigkeit
50 Prozent
Kupfer (2012): Duale Studiengänge aus Sicht der Betriebe.

Herausforderungen

Duale Studiengänge bieten durch die Verzahnung von Wissenschaft und Praxis auf der einen Seite zwar ein breiteres Lernspektrum, die Betriebe setzen aber auf der anderen Seite aufgrund dieser “Doppelbelastung” auch ein hohes Engagement, Durchhaltevermögen und gutes Ressourcenmanagement bei den Studierenden voraus.  Die Entscheidung für ein duales Studium muss daher sowohl bei Betrieben als auch bei Interessierten gut überlegt sein und vorher sollten verschiedene Studienmodelle miteinander verglichen werden.
Wichtig: Duale Studiengänge unterscheiden sich organisatorisch zum Teil erheblich voneinander. “Das eine duale Studium” gibt es nicht, sondern es werden vier verschiedene Modelle voneinander unterschieden.

Vier duale Studienmodelle

  1. Das ausbildungsintegrierende duale Studium
  2. Das praxisintegrierende duale Studium
  3. Das berufsintegrierende duale Studium
  4. Das berufsbegleitende duale Studium
Die ersten beiden Modelle richten sich in der Regel an Schulabsolventen/-innen, die noch keinen berufsqualifizierenden Ausbildungs- oder Studienabschluss haben.
Die letzten beiden Modelle richten sich dagen in der Regel an Personen, die bereits eine duale Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben und erwerbstätig sind.

Das ausbildungsintegrierende duale Studium

Das ausbildungsintegrierende duale Studium ist das einzige Modell, in dem sowohl ein Ausbildungs- als auch ein Studienabschluss erworben wird. Gerade der “Doppelabschluss” macht dieses Modell besonders attraktiv. Die Ausbildungsprüfung vor der Industrie- und Handelskammer wird in der Regel zeitlich etwas vorgezogen, sodass nicht am Ende alle Abschlussprüfungen in einem kurzen Zeitraum abgelegt werden müssen.
Meist ein Jahr vor geplantem Beginn erfolgt eine reguläre Bewerbung bei einem Unternehmen, das dieses duale Studium anbietet. Die Studierenden schließen einen Ausbildungs- und Studienvertrag mit dem Unternehmen ab und werden dann auch an der Hochschule zugelassen. Der Ausbildungsvertrag wird bei der IHK eingetragen und muss Angaben zu dem Ausbildungsberuf und dem Studiengang sowie der Dauer der Ausbildung, dem Urlaubsanspruch und der Vergütung enthalten.
Die Unternehmen müssen über die Ausbildungsberechtigung verfügen und einen Ausbilder/ eine Ausbilderin für den entsprechenden Ausbildungsberuf benannt haben.
Die Theorie- und Praxiszeiten wechseln sich über drei Jahre hinweg zum Beispiel in Blöcken von mehreren Wochen Dauer ab. Die Phasen sind nicht nur zeitlich sondern auch inhaltlich eng miteinander verzahnt, weil die Unternehmen und Hochschulen diese Modelle in gemeinsamer Absprache entwickelt haben. Ob zusätzlich zu den Theroriemodulen des Studiums auch noch der Unterricht an einer Berufsschule besucht wird, ist unterschiedlich geregelt. Häufig werden die Studieninhalte so aufbereitet, dass sie auch einen großen Teil der regulären Berufsschulinhalte abdecken.
Es besteht auch die Möglichkeit, zuerst ein Jahr im Betrieb ausschließlich die Ausbildung zu absolvieren, bevor das Studium beginnt. So kann zu Beginn eine intensive Einarbeitung im Betrieb mit enger praktischer Anleitung erfolgen und zum Ende steht das Studium mit dem Verfassen der Bachelor-Thesis im Vordergrund. Die Belastung wird also auf einen etwas längeren Zeitraum verteilt, da das Studium in diesem Fall vier Jahre dauert.

Das praxisintegrierende duale Studium

Das praxisintegrierende duale Studium hat den größten Anteil an allen dualen Studienmodellen und ist in der Regel ein ganz normales Bachelor-Studium in Vollzeit. Die Zeit allerdings, die nicht von der Hochschule durch Vorlesungen und Seminare in Anspruch genommen wird, verbringen die Studierenden zu einem gewissen Teil in einem oder auch in wechselnden Betrieben. Die Semesterferien oder auch ein vorlesungsfreier Tag in der Woche werden also gezielt dafür genutzt, um passend zum Studienfach berufspraktische Erfahrungen zu sammeln.
Mit dem Betrieb wird zum Beispiel ein Praktikumsvertrag, ein Qualifizierungsvertrag oder ein Werkstudentenvertrag geschlossen, in dem die Aufgaben und der zeitliche Umfang der Tätigkeit sowie die Urlaubsansprüche und die Vergütung festgelegt werden.
Meist erfolgt auch hier rechtzeitig - also etwa ein Jahr im Voraus - eine Bewerbung bei einem Unternehmen, das diese Form des dualen Studiums anbietet.  Die Aufgaben in den Praxisphasen sind im Idealfall inhaltlich abgestimmt und eng mit den Studieninhalten verknüpft,  wenn Hochschule und Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung miteinander schließen. Das Studium kann in der Regelstudienzeit absolviert werden und endet mit dem Bachelor-Abschluss.
 

Das berufsintegrierende duale Studium

Die Studierenden in berufsintegrierenden dualen Studiengängen haben bereits eine abgeschlossene Erstausbildung und arbeiten in diesem Beruf. Um sich mit einem Studium weiter zu qualifizieren, wird in Absprache mit dem Unternehmen die Zahl der Wochenarbeitsstunden reduziert. So stehen zeitliche Ressourcen für das Studium zur Verfügung, die Erwerbstätigkeit bleibt aber in Teilzeit bestehen. Ein inhaltlicher Bezug zwischen Arbeit und Studium ist empfehlenswert.
Die Verteilung der Studienzeit auf bestimmte Wochentage oder längere Blöcke richtet sich nach dem Angebot der jeweiligen Hochschule. Auch Fernstudiengänge können berufsintegrierend belegt werden. Neben den Bachelor-Abschlüssen werden zunehmend auch Master-Abschlüsse auf diesem Weg erreicht.

Das berufsbegleitende duale Studium

Das berufsbegleitende duale Studium wird parallel zu einer beruflichen Vollzeittätigkeit absolviert, das heißt, die Studierenden verfügen ebenfalls bereits über eine abgeschlossene Erstausbildung und sind erwerbstätig. Generell handelt es sich um ein Selbst- oder Fernstudium, das nicht zwingend inhaltlich mit der aktuellen Tätigkeit verknüpft ist.
Die Auseinandersetzung mit den Inhalten erfolgt privat in den Abendstunden oder an den Wochenenden. Der Arbeitgeber kann aber in die Organisation des Studiums miteinbezogen werden und die Studierenden zum Beispiel für Präsenzphasen und Prüfungszeiten von der Arbeit freistellen.

Anbieter dualer Studiengänge in Schleswig-Holstein

DHSH: Duale Hochschule Schleswig-Holstein in Flensburg, Kiel und Lübeck
  • Fachbereich Betriebswirtschaftslehre
  • Fachbereich Digital Business & Innovation
  • Fachbereich Wirtschaftsinformatik
IBS: Industriebegleitetes Studium an der Fachhochschule Kiel
  • Fachbereich Informatik und Elektrotechnik
  • Fachbereich Maschinenwesen
  • Fachbereich Medien / Bauwesen
  • Fachbereich Wirtschaft
Nordakademie: Hochschule der Wirtschaft in Elmshorn
  • Fachbereich Angewandte Informatik
  • Fachbereich Betriebswirtschaftslehre
  • Fachbereich International Business
  • Fachbereich Technische Informatik / IT-Engineering
  • Fachbereich Wirtschaftsinformatik
  • Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen
StudiLe: Studium mit integrierter Lehre an der Technischen Hochschule Lübeck
  • Fachbereich Bauwesen
  • Fachbereich Betriebswirtschaftslehre
  • Fachbereich Elektrotechnik
  • Fachbereich Informatik
  • Fachbereich Maschinenbau
Auf der Seite des Bundesinstituts für Berufsbildung haben Sie die Möglichkeit, im gesamten Bundesgebiet nach dualen Studiengängen zu suchen: Bundesweite Datenbank zur Suche nach dualen Studiengängen