Nr. 2988432

Engholms Plädoyer für Freiheit, Toleranz und Verantwortung

In seiner zehnten und letzten Diskussion auf dem "Roten Sofa" der IHK zu Lübeck hat Schleswig-Holsteins ehemaliger Ministerpräsident Björn Engholm Freiheit, Toleranz und Solidarität als höchste Werte für Gesellschaft und Wirtschaft herausgestellt. "Wir genießen hier Freizügigkeit und freie Meinungsäußerung. Das sind Privilegien, die es in vielen Teilen der Welt gar nicht gibt. Wir müssen das immer wieder ins Bewusstsein bringen", sagte der Moderator mit Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa. Gemeinsam mit Reimer Böge, Mitglied des Europäischen Parlaments aus Hasenmoor im Kreis Segeberg, Per Ledermann, Chief Executive Officer der edding AG in Ahrensburg, und Dr. Felicia Sternfeld, Direktorin und Geschäftsführerin des Europäischen Hansemuseums in Lübeck, diskutierte Engholm über das Thema "Krise Europa? Folgen und Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschaft". Rund 100 Gäste waren zu der Veranstaltung in die Kirche St. Jakobi zu Lübeck gekommen.

Grenzschließungen in Europa

Per Ledermann warnte vor Grenzschließungen in Europa. Die Folgen für die Wirtschaft seien quantifizierbar und damit kalkulierbar. Schlimmer noch seien aber die politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen durch Verschärfungen, deren Abbau vorausschauende Politiker vor 60 Jahren bei der Gründung europäischer Bündnisse eingeleitet hatten. "Uns fehlt das Gemeinschaftsgefühl. Wir müssen eine Akzeptanz für Europa schaffen", sagte der edding-Chef, der zugleich die USA als Vorbild für ein Wir-Gefühl nannte.
Auch Sternfeld warnte vor Grenzen statt Freiheit. Sie habe in Karlsruhe gelebt und erfahren, wie positiv sich die offene Grenze zwischen Deutschland und Frankreich auf die Wirtschaft und auch die Menschen auswirke. Die Kultur sei wichtig für einen Brückenschlag über Grenzen hinweg. "Sie verbindet die Menschen und hilft dabei, einander kennen zu lernen."

Flüchtlingskrise offenbart Defizite

Von der Faszination der Gründerväter für Europa sei derzeit aber wenig zu spüren, betonte Engholm und fragte, ob sich Deutschland im Zuge der Flüchtlingskrise auf dem Weg in die Isolation befinde? Böge verneinte. Ein Rückfall in die Zeit der Einzelstaaten wäre kontraproduktiv. "Viele Menschen sehen unser Europa als Problem der Globalisierung", sagte er. Das sei jedoch verkehrt: "Wir sind ein Teil der Antwort, denn Europa kann mitbestimmen. Wenn wir das aufgeben, werden andere Staaten über uns bestimmen und wir werden zum Spielball", sagte der Politiker, der seit 1989 einen Sitz im Europäischen Parlament hat.
Die Flüchtlingskrise habe die Defizite im gemeinsamen Handeln der EU-Staaten offenbart, betonte Böge. "Die meisten Mitgliedstaaten waren zu weit von der im EU-Vertrag festgeschriebenen Verpflichtung zu Solidarität und fairen Lastenteilung entfernt. Die Europäische Union der Bürger und der Staaten muss daher neu begründet werden. In Zeiten einer immer stärkeren Globalisierung kann es nur gemeinsame Antworten auf die globalen Herausforderungen geben. Nur durch gemeinsames Handeln und durch Zusammenarbeit lässt sich die Zukunft politisch und wirtschaftlich erfolgreich gestalten. Es geht um die Selbstbehauptung der EU im ‚globalen Dorf‘." Mit Blick auf die Staaten, die ihre Rolle in Europa noch finden müssten, sagte Böge: "Freiheit ohne Verantwortung funktioniert nicht."
Dem schloss sich Engholm an und erteilte dem System der in einzelnen Staaten erkennbaren "gelenkten Demokratie" eine klare Absage. Eine Rückkehr zum nationalen Einzelstaat dürfe es nicht mehr geben. Vielmehr müsse Europa seine auf dem Prinzip der Freiheit basierenden Werte stärker betonen und vermitteln, damit Zuwanderer sie zügig annehmen und leben könnten. Die Integration der Flüchtlinge werde mit dem Lernen der Sprache und der Ausbildung rund zehn Jahre dauern. "In dieser Zeit trägt die Wirtschaft die Hauptlast der Integration. Die Betriebe müssen mit Unterstützung von Politik und Europäischer Union Programme dafür entwickeln", so Engholm.

Zehn spannende Jahre auf dem Roten Sofa

Nach der Diskussion dankte ihm IHK-Präses Friederike C. Kühn für zehn spannende, abwechslungsreiche und richtungsweisende Diskussionen. "Sie haben die Diskutanten mitgenommen und sich selbst stark eingebracht. Immer waren Sie ein Garant dafür, dass das ‚Rote Sofa‘ kein Schleudersitz für die Teilnehmer war." Der Moderator habe die Reihe zu einem Qualitätsprodukt der IHK zu Lübeck gemacht.
Engholm hat die Veranstaltungsreihe auf eigenen Wunsch beendet. Auch er zog eine positive Bilanz: "Wir haben zeigen können, dass die klugen Leute in der Wirtschaft sich nicht nur ganz eng mit den Fragen der Wirtschaft beschäftigen, sondern auch mit dem Ethos. Dieses Bild von Wirtschaft ist differenzierter als in den Köpfen vieler Menschen."
Veröffentlicht am 11. März 2016

"Sport vermittelt Werte für die Wirtschaft"

"Wirtschaft und Sport - Die integrative Kraft des Sports in der Gesellschaft": Über dieses Thema diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Sport, Hochschule und Politik unter der Moderation von Björn Engholm auf dem "Roten Sofa" der IHK zu Lübeck.
Sport ist mehr als Freizeitbeschäftigung. Er vermittelt den Menschen Werte, die auch in der Arbeitswelt zählen. Zugleich ist er ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, den es noch zu fördern gilt. Zu diesem Ergebnis kamen Schleswig-Holsteins Innen- und Sportminister Stefan Studt, Professor Dr. Wolfgang Maennig von der Universität Hamburg, Wolfgang Beer, Vizepräsident des Landessportverbandes Schleswig-Holstein, sowie Utz Wilke, Geschäftsführer der Filiago GmbH & Co. KG mit Sitz in Bad Segeberg, und seine Frau Mirjam, Inhaberin der Firma Sportspool.
Moderator Björn Engholm, ehemaliger Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, empfing seine Talkgäste dieses Mal auf dem Viermaster "Passat" in Lübeck-Travemünde mit Blick auf das Segelrevier. Innenminister Studt dankte den Lübeckern, dass sie die Entscheidung, olympische Segelwettkämpfe in Kiel auszurichten, sportlich genommen hätten. "Der Hansestadt als Teil der Metropolregion Hamburg kommt dabei noch eine große Bedeutung zu", betonte Studt. "Die positive Stimmung aus Schleswig-Holstein strahlt bis an die Elbe und ist eine gute Werbung für den geplanten Bürgerentscheid über die Ausrichtung der Olympischen Spiele in Hamburg."
Der Sport werde immer mehr zu einem entscheidenden Standortfaktor, betonte Professor Maennig. "Die Menschen überlegen genau vor einem Umzug, wo sie optimale Bedingungen zur Freizeitgestaltung vorfinden. Dabei spielen Sportstätten und vor allem -ereignisse eine wichtige Rolle." Maennig hatte unter anderem 1988 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille im Rudern gewonnen. Er erwarte, dass für jeden Bürger von der Kindheit über Ausbildung und Beruf bis zur Rente passende Angebote bereit stehen. "Beim Sport lernen schon Kinder, wie sie sich durch Training verbessern können und ihre Leistung steigt."
Um mehr Menschen zum Sport zu motivieren, seien neue Ansätze im Breitensport erforderlich. Beer berichtete über ein preisgekröntes Projekt: "Ein Kanu-Verein in Itzehoe bringt ganze Familien in ein Boot. So treiben mehrere Generationen gemeinsam Sport und stärken ihren Zusammenhalt." Zugleich böte der Sport beste Chancen für die Prävention im Gesundheitsbereich. Für ein Modellprojekt des Landessportverbandes kooperiere der Sportverein Tungendorf-Neumünster mit den Stadtwerken Neumünster. Für jeden Mitarbeiter gebe es beim Betriebssport passende Angebote, dank der gesteigerten Fitness sinke der Krankenstand deutlich.
Das gemeinsame Erlebnis der Kollegen habe noch weitere positive Effekte, stellte Mirjam Wilke heraus. "Sport lebt von Werten und vermittelt sie auch an die Arbeitswelt: Durchhaltevermögen, Leistung oder Teamgeist." In den von ihr betreuten Unternehmen habe sie ebenfalls positive Entwicklungen bei der Belegschaft erkannt. "Viele Mitarbeiter sitzen den ganzen Tag. Ihnen fehlt der Körpersinn." Schwerpunkt sei es, bei diesen Menschen Stützkraft, Körperhaltung und Gleichgewichtssinn durch Training zu stärken.
Ihr Mann Utz Wilke hat in seiner Firma von Anfang an auf einen Ausgleich von Arbeit durch Bewegung gesetzt. "Wir spielen vor jeder Besprechung Tischtennis. Viele Meetings halten wir im Stehen ab." Den rund 60 Zuhörern aus der Wirtschaft empfahl er, sich über die steuerlichen Möglichkeiten bei der Förderung des Betriebssportes zu informieren. Zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der betrieblichen Gesundheitsförderung sind nach Paragraf 3 Nr. 34 des Einkommensteuergesetzes 500 Euro pro Arbeitnehmer und Kalenderjahr steuerfrei und damit auch beitragsfrei zur Sozialversicherung.
Diese Unternehmenskultur sei in Deutschland nicht selbstverständlich, betonte Maennig. Während eines USA-Aufenthaltes habe er erfahren, dass viele Firmen Fitnessstudios für die Mitarbeiter hätten. Zudem gebe es Spinde und Duschen für diejenigen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kämen. Er empfahl der Wirtschaft, das Radfahren zu fördern, es sei gut für die Gesundheit, und das zahle sich am Ende auch für den Betrieb aus. Auch Beer rief die Betriebe auf, diese Angebote zu schaffen. Sie seien für verantwortungsbewusste Unternehmen und für den Sport eine große Chance. Vieles sei mit einfachen Mitteln zu verwirklichen, erzählte Zuhörer Klaus Puschaddel, ehemaliger Personalchef des Lübecker Marzipanherstellers Niederegger. Das Unternehmen habe ein Programm entwickelt, dass besonders die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter berücksichtige. Zudem gebe es eine Aktivpause von bis zu 15 Minuten, in denen sich alle Mitarbeiter bewegen. "Das ist nicht kostenintensiv, stärkt aber die Gemeinschaft, macht Spaß und senkt den Krankenstand", so Puschaddel.
IHK-Präses Friederike C. Kühn stellte die Win-Win-Situation für Wirtschaft und Sport bei einer engeren Kooperation heraus. Integration, Inklusion oder Kommunikation seien wichtige Leistungen des Sports. Sie betonte zugleich, auch fehlender Sport könne zu einem relevanten Kostenfaktor in der Wirtschaft werden, wenn immer mehr Menschen krank oder körperlich eingeschränkt sind. Das ließe sich mit einfachen Mitteln verhindern. "Wir haben heute erfahren, dass es überall in den Unternehmen kleine Möglichkeiten für Sport und betriebliches Gesundheitsmanagement gibt", sagte sie und forderte die Firmen auf, für sich neue Wege zu finden und mit gutem Beispiel voranzugehen.
Da Sport mittlerweile zu einer modernen Unternehmenskultur gehört, rief Kühn Betriebe dazu auf, sich um den Hansebelt-Award zu bewerben. Mit diesem von der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gesponserten Preis zeichnen die IHK zu Lübeck und die Hansebelt-Initiative Betriebe aus, die eine vorbildliche Unternehmenskultur haben und sich in der Region engagieren. Weitere Informationen dazu finden sich auf
www.ihk-sh.de/hansebelt-award
Veröffentlicht am 15. Juni 2015

Stadt neu denken

In Deutschland leben rund 61 Millionen Menschen in Städten, Tendenz steigend. Neben vielen Chancen stehen die Städte damit auch vor großen Herausforderungen. Diesem vielschichtigen Themenkomplex hat sich am 3. September eine Gesprächsrunde auf dem Roten Sofa der IHK zu Lübeck im Schloss Tremsbüttel angenommen.
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Umfrage: Was nehmen Sie vom Abend mit?
Moderiert vom schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten a. D. Björn Engholm machten die Diskutanten auf der IHK-Nord Veranstaltung deutlich, dass es vielfältige Herausforderung für Städte gibt, die sich nur gemeinschaftlich bewältigen lassen: Durch das Zusammenarbeiten verschiedener Interessensgruppen, durch das ehrenamtliche Engagement der Bürger oder auch durch neugedachte "Public-Private-Partnership"-Projekte. Vor dem Hintergrund der kommunalen Finanzsituation sei es den Städten mittelfristig ansonsten kaum möglich, ihre Aufgaben zu finanzieren, so Moderator Engholm.
Professor Frank Schwartze, Stadtplaner an der Fachhochschule Lübeck, betonte, dass sich die Wahrnehmung der Städte fundamental geändert habe, dass sie attraktive Standorte für Unternehmen seien und für diese die zentrale Infrastruktur böten: "Früher wurden Städte immer als Probleme angesehen, heute sind sie die Lösung, die immer funktionieren muss", sagte er. Die größte Herausforderung sieht Schwartze daher in der Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit der Städte: "Verwaltung, Politik und Bürger müssen die Aufgaben der Zukunft meistern. Dafür braucht es gutes Personal und die entsprechenden finanziellen Ressourcen." Im Hinblick auf die heutige starke Verschuldung vieler Kommunen seien hier neue Lösungswege erforderlich.
Für Architekt Thomas Schröder-Berkentien liegt angesichts des begrenzten Baulandes ein Lösungsansatz in der Nachverdichtung der Innenstädte. "Die Frage ist, wie wir Wohlfühlraum in den Städten schaffen können", sagte er. Das vorhandene Potenzial zur Nachverdichtung sei bisher aber noch nicht ausreichend untersucht worden. Jede Stadt müsse versuchen, eigene Merkmale, die sie von anderen Städten unterscheidet, auszumachen und diesen "Genius Loci" aktiv in der Stadtgestaltung hervorzuheben.
Für Dr. Matthias Rasch, Geschäftsführer der Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH, ist die größte Herausforderung, vor der die Städte stehen, die demografische Entwicklung: "Da geht es zum einen um die Alterung der Bevölkerung, zu anderen aber vor allem um die Zuwanderung aus dem Ausland. Die Integration dieser langfristig in den Städten bleibenden Menschen und das Nutzen des Potenzials dieser Bevölkerungsgruppen ist eine wichtige Aufgabe vor allem für größere Städte", sagte er.
IHK-Präses Friederike C. Kühn betonte in ihrer Begrüßungsansprache die Eigenheiten Norddeutschlands: "Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, unseren Norden als lebens- und liebenswürdigen Standort mit vielen kleinen Städten zu erhalten", sagte Kühn.
Die Diskussion war seit 2010 die siebte Veranstaltung im Zuge der IHK-Reihe das "Rote Sofa" zum Thema "Unternehmen Ethos". Ministerpräsident a. D. Björn Engholm diskutiert hier in regelmäßigen Abständen wirtschaftspolitische Themen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Veröffentlicht am 4. September 2014

Frauen auf den Chefsessel

"Führen Frauen besser als Männer?" Dieser Frage ging eine Diskussionsrunde auf dem Roten Sofa der IHK zu Lübeck nach. "Frauen sind nicht per se weniger begabt als Männer. Es macht daher keinen Sinn, fast die Hälfte der Bevölkerung bei der Besetzung von Posten außen vor zu lassen", sagte Dr. Christina Boll.
Auf dem Roten Sofa nahmen neben der Forschungsdirektorin am Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) auch Lübecks Kultursenatorin Annette Borns und Franziska Leupelt, Unternehmerin und stellvertretende Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland, platz.
Moderator Björn Engholm, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, ließ nicht locker: Woran liege es, dass Frauen historisch gewachsen an der Spitze von Unternehmen deutlich unterrepräsentiert sind, wollte er wissen. Franziska Leupelt führte diese Ungleichheit unter anderem auf das traditionelle Rollenverständnis in der Gesellschaft zurück. Die Familien würden das an ihre Kinder weitergeben, was sie selbst gelernt hätten.
Einer gesetzlich geregelten Quote zur Besetzung von Führungspositionen erteilte die Geschäftsführerin der Druckhaus Leupelt GmbH in Handewitt, eine Absage: "Damit zielt die Politik in erster Linie auf die Konzerne. Die kleinen und mittleren Unternehmen als tragende Säule unserer Wirtschaft haben ganz andere Probleme. Sie suchen Fachkräfte, stellen daher Frauen ein, und diese nehmen leitende Positionen ein." Großen Erfolg verspreche eine Mischung ihres eigenen Führungsstiles mit dem ihres Mannes. Leupelt: "Damit haben wir eine gesunde Unternehmenskultur entwickelt und verzeichnen kaum Fluktuation."
Auch Senatorin Borns stellte heraus, wie wichtig es sei, Frauen zu fördern. Leider würden viele Mitarbeiterinnen im Gegensatz zu den Männern viel über sich nachdenken und sich hinterfragen. "Viele Frauen müssen wir zum Jagen tragen", so Borns. Sie nehme daher häufig Mitarbeiterinnen an die Hand, um deren Potenziale zu ermitteln und ihnen dabei zu helfen, einen eigenen Führungsstil zu entwickeln. Dieser könne sich von dem der Männer unterscheiden, weil besonders Mütter mit Fürsorge, Nähe und schneller Entscheidung andere Eigenschaften besäßen als viele Männer. Finanziell gebe es wegen des Tarifsystems in der Verwaltung keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
In der Wirtschaft sei das noch anders, betonte Boll. Analysen zufolge verdienten die Frauen durchschnittlich 22 Prozent weniger als Männer. Bei den Akademikern seien es sogar 27 Prozent. Obwohl es nunmehr darum gehen müsse umzudenken und auch die Männerquote aufzubrechen, sieht Boll auch die Frauen in der Pflicht. Sie würden ihre Bedürfnisse nicht aktiv formulieren, sondern sich mit dem Rollenverständnis alter Zeiten häufig aus dem Berufsleben zurückziehen. Sobald die Kinder in die Schule kämen, reduzierten viele Mütter die Arbeitszeit und stockten bis weit in das Teenageralter ihrer Sprösslinge nicht auf. Die Wirtschaft könne es sich aber nicht leisten, diese Potenziale ungenutzt zu lassen und müsse mit intelligenten Konzepten auf den Fachkräftemangel reagieren. "Der Fachkräftemangel spielt uns in die Hände, die Frauen erlangen wirtschaftliche Unabhängigkeit und könnten in der Familie stärker als bisher mitbestimmen, wer die Kinder oder zu pflegende Angehörige betreut", so Boll. Sie sei optimistisch, dass die jungen Männer von heute diesen Trend stützen, indem sie in Elternzeit gingen. Dafür müssten auch die Arbeitgeber umdenken und den Männern diese Familienphase ermöglichen.
IHK-Präses Friederike C. Kühn fasste zusammen, dass Gesellschaft, Politik und Wirtschaft die Rahmenbedingungen für die stärkere Einbindung von Frauen in Führungsaufgaben regeln müssten, angefangen beim Mentoring bis zur Unterstützung bei der Betreuung von Kindern und Angehörigen. "Das Bild für den Rahmen aber, muss jeder selbst malen. Wenn die Familien und die Unternehmen an einem Strang zögen, würde jedes Bild bunt und individuell." Diese individuelle Vielfalt werde somit immer mehr zu einem wichtigen Standortfaktor im Wettbewerb um Talente.
Veröffentlicht am 2. Juli 2014

Wahrnehmungsgrenzen durchbrechen

Rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Kultur und Verwaltung waren der Einladung zur Diskussion und Finissage des Projektes "KunstBetriebe" gefolgt.Was ist das Geheimnis gelungener Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Kultur? Was zeichnet Grenzgänger zwischen Wirtschaft und Kultur aus? Diesen Fragen ging Björn Engholm, ehemaliger Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, in der Podiumsdiskussion "Rotes Sofa" in der St. Annen Kunsthalle in Lübeck nach.
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Umfrage zum Roten Sofa "Wirtschaft und Kultur"
Engholm diskutierte mit Dr. Martin Lüdiger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein, Dieter Witasik, Geschäftsführer ews group und Vorstand Overbeck Gesellschaft in Lübeck, Tilo Strauss, Unternehmer und Kulturveranstalter, sowie dem Bildhauer Winni Schaak darüber, was einen Grenzgänger zwischen Wirtschaft und Kultur auszeichnet. Witasik vertrat die Auffassung, dass es häufig kein natürliches Verhältnis zwischen Wirtschaft und Kultur mehr gebe. Deshalb sei es an der Zeit, die beiden Partner wieder selbstverständlicher zusammenzubringen, so wie es die Geschichte schon früh gezeigt hat. Das beide vereinende Thema sei der Innovationsgedanke. Innovation sei ein wichtiges Thema für jede Region. "Wirtschaft, Kultur aber auch Wissenschaft müssen dabei zusammen wirken", so Witasik.
Dem stimmte Winni Schaak zu. Künstler seien in der Lage, ein Thema zu übersetzen und einer Idee ein Gesicht zu geben. Allerdings sei es hinderlich, die Künstler dabei
einzuengen. Dem pflichtete Engholm bei: "Die Zusammenarbeit muss auf Augenhöhe passieren, die Autonomie des Künstler muss gewährleistet sein." Aus der Sicht von Lüdiger steigere der kluge Unternehmer die Toleranz für Innovationsbereitschaft. Dabei könne die Wirtschaft von der Kultur lernen. "Fantasie-Kick durch die Kultur", fasste Engholm zusammen. Die Gruppe war sich einig, dass Künstler häufig eine bessere Wahrnehmungsfähigkeit haben und in ihrem Schaffen Wahrnehmungsgrenzen durchbrechen.
Tilo Strauss brachte die Wichtigkeit in dem Zusammenwirken zwischen Wirtschaft und Kultur auf dem Punkt: "Der Mensch steht nicht allein da." Die Wichtigkeit der betriebsinternen Auseinandersetzung mit Innovationsprozessen sei seiner Ansicht nach auch identitätsstiftend für die Mitarbeiter eines Unternehmens. Engholm fügte diesem Gedanken hinzu, dass es Unternehmer und damit auch eine Region "sexier macht", wenn sie sich für Innovationen und Neues öffneten. Besonders für potenzielle neue Arbeitskräfte sind dies wichtige Faktoren für die Entscheidung für einen Arbeitgeber oder eine Region.
Tilo Strauss betonte, dass es viele Unternehmen in der Region gebe, die offen für die Zusammenarbeit mit Künstlern seien. Wenn es um die Unterstützung von Kultur geht, sollten nach seiner Auffassung aber mehrere Kräfte in der Region zusammenwirken. Lüdiger hob in diesem Zusammenhang hervor, dass die Arbeit der Stiftungen einen großen Beitrag dazu leistet, Kunst und Kultur in der Region zu befördern. Stiftungen geben Unternehmen viele interessante Möglichkeiten, ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung in der Region nachzugehen. Die Sparkasse Holstein unterstützt mit ihrer Sparkassenstiftung bereits viele derartige gemeinnützige Projekte. Außer einer sichergestellten Finanzierung benötigt die Kunst auch einen organisatorischen Rahmen, um langfristig und nicht nur projektbezogen zu arbeiten. Schaack stellte heraus, dass es nicht immer große Projekte sein müssten, um Wirtschaft und Kultur zusammenzubringen. Bei der einzigartigen Gestaltung von Urkunden, Präsenten, Veranstaltungen könnten Künstler einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Unternehmensinhalte einzigartig zu transportieren, "wenn man sich auf Augenhöhe begegnet", so Schaak.
Die Künstlerin und Projektleiterin des Projektes "Kunstbetriebe", Bettina Thierig, betonte auf der Finissage, wie wichtig es für Wirtschaft und Kultur sei, Projekte wie "KunstBetriebe" weiterzuführen. Es gebe immer Höhen und Tiefen in der Zusammenarbeit. Das Geheimnis einer erfolgreichen Kooperation liege daher in einer guten Kommunikation. Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck ergänzte, dass "Kunst Brücken baut". In dem Projekt "KunstBetriebe" hat die Kunst neue Ideen und Perspektiven aufgezeigt: "Steine bekommen Gesichter, Waschbürsten bekommen eine Dimension. Kunst darf erfreuen und Spaß machen", so Kühn. "Auf der anderen Seite haben die beteiligten Unternehmen in diesem Projekt auch einen Weg beschritten, ohne zu wissen, was am Ende dabei herauskommt. Das ist Unternehmertum." Kühn: "Ausstellungen enden, aber veränderte Perspektiven bleiben!".
Das Projekt KunstBetriebe
Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens präsentierte die Kunsthalle St. Annen das Projekt "KunstBetriebe" der Künstlerin Bettina Thierig und der IHK zu Lübeck: Zwölf Künstler aus der Region erschufen in zwölf regionalen Betrieben ebenso viele Skulpturen aus Materialien der Unternehmen. Die aus dieser besonderen Zusammenarbeit von Kunst und Wirtschaft entstandenen dreidimensionalen Objekte waren drei Monate land in der Kunsthalle St. Annen in Lübeck zu sehen.
Teilnehmende Betriebe sowie Künstlerinnen und Künstler waren: Alte Gutsgärtnerei Sierhagen - Anke Mellin, Birfood GmbH & Co. KG - Susanne Hampe, Emcken Metallbau GmbH - Tim Adam, GABLER Maschinenbau GmbH & Co. KG - Peter Turpin, Hass + Hatje GmbH - Norbert Jäger, H. & J. Brüggen KG - Michèle Ammonn, Joh. Wilh. von Eicken GmbH - Ann-Carolin Zielonka, Max Schön AG - Tim Maertens, Natursteinwerk Rechtglaub-Wolf - Bettina Thierig, Sparkasse Holstein - Atif Gülücü, Sparkasse zu Lübeck - Sylvia Stuhr und Stadtwerke Lübeck GmbH - Winni Schaak
Das "Rote Sofa"
Die IHK zu Lübeck hat 2010 die "Rote Sofa"-Reihe mit dem Moderator Björn Engholm gestartet. Engholm diskutiert in regelmäßigen Abständen mit verschiedenen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft gesellschaftspolitische Themen.
Veröffentlicht am 4. Februar 2014

"Ostsee-Kultur" als Wegbereiter

Eine gemeinsame Kultur bereitet den Weg, der später von anderen Akteuren begangen wird. Mit dieser These hob Anke Spoorendonk, Ministerin für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein die Bedeutung einer gemeinsamen deutsch-dänischen Kulturregion hervor.
Unter der Moderation des ehemaligen Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins, Björn Engholm, diskutierte die Ministerin gemeinsam mit Per Poulsen-Hansen, dänischer Botschafter in Berlin, Michael Zenner, deutscher Botschafter in Kopenhagen, Carsten Bliddal, Honorarkonsul Dänemarks in Lübeck, und Magnus Ehrenberg, Geschäftsführer und Inhaber der Ehrenberg Kommunikation GmbH, im Rahmen der Fehmarnbelt Days 2012 über die Chancen und Herausforderungen einer "Ostsee-Kultur".
Alle Diskutanten waren sich einig, dass Sprache der Schlüssel zu den Kulturen des jeweils anderen Landes ist. "Mir ist bewusst, dass Französisch aus historischen Gründen wichtig in Deutschland ist. Aber wir befinden uns nicht in Süddeutschland und unsere Schüler sollten die Möglichkeit haben, die Sprache unseres nächsten Nachbarn zu lernen", machte Ehrenberg seinen Standpunkt deutlich. Spoorendonk empfahl der Fehmarnbelt-Region von der Schleswiger Grenzregion zu lernen: Dort kämen Kinder bereits im Kindergarten mit dänischer beziehungsweise deutscher Kultur spielend in Kontakt.
"Die feste Fehmarnbelt-Querung wird für eine Annäherung der Kulturen sorgen, sagte Spoorendonk. "Es ist sehr wichtig, auch die ländlichen Regionen Seeland, Lolland, Falster und Ostholstein in ihrer Entwicklung zu unterstützen." Botschafter Zenner ergänzte: "Der Fehmarnbelt-Tunnel wird mentale Barrieren durchbrechen. Weil es so viel einfacher werden wird, nach Dänemark zu kommen, werden die Menschen diese Möglichkeit auch verstärkt nutzen. Egal, ob sie in Dänemark Freunde besuchen möchten oder zu einem Rockfestival fahren."
Poulsen-Hansen machte deutlich, dass nicht darauf gewartet werden sollte, bis der Tunnel gebaut ist: "Wir müssen die Zeit bis 2021 nutzen, um einander näher zu kommen", so der Botschafter. Ehrenberg ergänzte: "Lasst uns heute mit transnationalen Projekten beginnen. Nicht nur für eine vermeintliche soziale oder wirtschaftliche Elite, sondern für jeden Menschen in der Fehmarnbelt-Region." Sein Vorschlag eines internationalen "Fehmarnbelt Orchesters", in dem Musiker verschiedener Nationen zusammen musizieren und so eine gemeinsame Kultur vorleben, wurde von den knapp 120 Zuhörern mit Applaus bedacht.
Bliddal formulierte am Ende der Diskussion seinen Wunsch für eine deutsch-dänische Zukunft: "Ich hoffe, dass sich die Bauarbeiter des Tunnels im Jahre 2021 in der Mitte des Fehmarnbelts treffen und sie dann in der Lage sein werden, sich gegenseitig für die großartige Arbeit zu beglückwünschen – und zwar auf Deutsch und Dänisch."
Weitere Informationen zu allen Veranstaltungen der Fehmarnbelt Days inklusive aktueller Berichte und Fotos finden Sie unter www.fehmarnbeltdays.com. Videos finden Sie hier.

"Es ist Zeit für eine Sozialwende"

Die Energiewende in Deutschland sowie der Wertewandel in Wirtschaft und Politik beherrschen die Schlagzeilen. "Wir benötigen auch eine Sozialwende, die die Bürger einbezieht. Dafür ist es höchste Zeit." Das forderte Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, auf dem "Roten Sofa" in der IHK zu Lübeck.
Gemeinsam mit Friederike C. Kühn, Vicepräses der IHK zu Lübeck und Geschäftsführerin der MWS Werbeagentur GmbH in Bargteheide, und Renate Menken, Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Possehl-Stiftung Lübeck, diskutierte die Bischöfin über das Thema: "Kirche & Wirtschaft – Soziale Verantwortung in der Region".
Der Bischöfin bereite die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich, aber auch Jung und alt Sorgen, betonte sie in der von Schleswig-Holsteins ehemaligem Ministerpräsidenten Björn Engholm moderierten Runde. Den Menschen fehle das Gefühl dafür, was es bedeute arm oder Hartz-IV-Empfänger zu sein. "Das heißt, nicht zu wissen, was es morgen zu Essen gibt." Ihr Vorbild sei der barmherzige Samariter, der geteilt und geholfen hat. Auch ist er vom Esel gestiegen, um auf derselben Ebene mit den Bedürftigen zu erfahren, was den Armen hilft. Fehrs sieht die Kirche auch heute in der Pflicht, die Menschen zur Barmherzigkeit zu motivieren. "Wir müssen dran bleiben und die Menschen überzeugen", sagte sie. Viele Menschen hätten Angst davor, sich zu engagieren und mit sich mit ihnen bis dahin unbekannten Problemen zu befassen, so Fehrs. Sie habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass bürgerschaftliches Engagement den Menschen großen persönlichen Halt gebe.
Für die ehrbaren Kaufleute in Lübeck und anderen Hansestädten sei es trotz ihrer zum Teil großen Gier selbstverständlich gewesen, Gutes für die Armen und die Städte zu tun, sagte Engholm. Viele hätten aus christlichen Motiven heraus gehandelt. Es sei aber auch gut für den Ruf des Kaufmanns gewesen, als guter Mensch zu gelten. Warum würden viele Mittelständler noch heute so handeln, wollte Engholm von Friederike Kühn wissen. "Ich habe mich immer dort engagiert, wo ich gewohnt und gearbeitet habe. Damit habe ich der Region etwas Gutes zurückgegeben", sagte sie.
Helfen könne jeder, so Kühn. Es müssten nicht immer Millionen Euro sein, auch kleine Taten wie das Kopieren von Flyern für Vereine seien eine wichtige Unterstützung. "Mein Motto ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Sponsere ich mit meiner Firma Trikots für eine Fußballmannschaft, erwarte ich eine Beteiligung der Sportler. Nur so kann ich sicher sein, dass sie pfleglich mit den Trikots umgehen", betonte Kühn. Bei jedem Engagement beziehe sie ihre Belegschaft mit ein. Das steigere die Motivation und die Identifikation mit dem Arbeitgeber.
Humanitas und Vernunft müssten die Bürger dazu bringen, sich zu engagieren, fasste Engholm zusammen. Dem stimmte Renate Menken zu. Wer anderen hilft, sollte sich nicht fragen, ob es sich für ihn lohnt. "Ein Unternehmer hat einmal gesagt, es sei keine Schande, reich zu sein. Es sei aber eine Schande, reich zu sterben." Getreu diesem Motto habe auch der Industrielle Emil Possehl gehandelt und sein Vermögen über die Stiftung der Hansestadt Lübeck vermacht.
Der Lübecker Unternehmer Jens Dühring forderte in der Diskussion eine bessere Aufklärung seitens der Hilfsorganisationen und Vereine. "Die Menschen müssen wissen, dass eine Organisation sie als Persönlichkeiten benötigt, nicht, weil die Personen Geld haben." Auch die Vereine und Verbände sollten zum Wertewandel beitragen, ergänzte er.
IHK-Hauptgeschäftsführer Matthias Schulz-Kleinfeldt griff das Stichwort "Wertewandel" auf. "Insgesamt erlebt das Leitbild des ehrbaren Kaufmannes eine Renaissance. Es ist sehr erfreulich, dass zunehmend immer mehr Unternehmen die Zustimmung der Öffentlichkeit anstreben, indem sie ihre Ziele mit gesellschaftlichen Werten verknüpfen. Das soziale Engagement von Unternehmen wird langfristig daher zu einer tragenden Säule der Gesellschaft."

Rotes Sofa geht in zweite Runde

Moderator Björn Engholm diskutierte vor mehr als 60 Teilnehmern mit Uwe Bakosch, Geschäftsführer der Finnlines Deutschland GmbH, Reinhold von Eben-Worlée, Geschäftsführer der Worlée-Chemie GmbH, und Dr. Robert Habeck, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag, über das Thema "Grünes Wachstum".
Uwe Bakosch will vor allem die Politik in die Pflicht nehmen. Sie solle größere Transparenz beim Thema Energie herstellen, Wissen bündeln und Interessenten zur Verfügung stellen. Es gebe so viele tolle Ideen, aber es müsse auch Anreize durch Fördermittel geben - dann habe "Grünes Wachstum" auch Chancen.
Der Wille zur Einsparung von Ressourcen fängt nach Ansicht von Reinhold von Eben-Worlée bereits in den Unternehmen an. Steigende Energie- und Rohstoffpreise führten in den meisten Unternehmen zu Prozess- und Produktverbesserungen und so zu großen Einsparungen. Allerdings müsse grüne Technologie auch im richtigen Verhältnis zur Wirtschaftlichkeit stehen.
Moderator Björn Engholm zeigte sich am Ende der Veranstaltung in der IHK zu Lübeck sicher, dass wir eine dritte industrielle Revolution erleben werden. Und das wird nach seiner Überzeugung eine ökologische Revolution sein.

Ethos und Ertragsorientierung

Ein Verzicht auf ethisches Verhalten, so der Tenor der prominenten Gäste - Annie Lykke Gregersen, Geschäftsführerin der Stadtwerke Lübeck, und Dr. Christian Dräger, Vorsitzender der Dräger-Stiftung - schade dem Unternehmen. Nur wer nach ethischen Grundsätzen handle und die Corporate Social Responsibility in sein Unternehmen integriere, werde sich langfristig am Markt behaupten können.Zum ersten Mal veranstaltete die IHK zu Lübeck die Diskussionsrunde "Das Rote Sofa". Vor mehr als 70 Zuhörern diskutierte Moderator Björn Engholm mit seinen Gästen über die Frage, ob sich unternehmerische Interessen mit ethischem Handeln erfolgreich vereinen lassen.
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Ethos und Unternehmertum - Was bedeutet das für Sie?
Gregersen und Dräger waren sich schnell einig, dass Vertrauen gegenüber Mitarbeitern, Investoren und der Öffentlichkeit hierbei der Schlüssel zum Erfolg seien. Ein Ethik-Zertifikat entsprechend einem Qualitätssiegel nach ISO lehnten beide hingegen strikt ab. Vielmehr unterstützten sie Engholms Schlussplädoyer, wonach der Ehrbare Kaufmann auch heute noch das Leitbild des auf freiwilliger Basis moralisch handelnden Unternehmers sein sollte.