03 | 2022

Bundesgartenschau in Mannheim - Blühende Brachen

In weniger als einem Jahr eröffnet in Mannheim die Bundesgartenschau. Ein Blick auf das, was noch werden soll. 
“Von dort drüben gelangen die Besucher aufs Gelände”, sagt Corinna Brod und zeigt auf eine graue Betonfläche. “Das wird der Eingangsbereich mit Kassen sowie dem Informations- und Servicebereich”, erklärt die Pressesprecherin der Bundesgartenschau Gesellschaft Mannheim und weist weiter rechts auf ein Gebäude, das einmal eine Panzerhalle war. Und die einsam wirkende Tankstelle wird ein Kiosk. 500 Meter entfernt liegt eine riesige Lagerhalle, die wegen ihrer Form U-Halle heißt. Sie wurde bis auf ihr Beton- und Stahlgerippe entkernt, Dächer und Wände teils entfernt, um Licht und Luft hineinzulassen. Sie soll das Herzstück der BUGA 23 werden mit den klassischen Pflanzenschauen, aber auch Platz für Kulturveranstaltungen und Gastronomie bieten. Den Innenhof, wo früher Bahnschienen verliefen, soll in wenigen Monaten ein Wasserbecken einnehmen. 
Es ist noch viel zu tun auf Spinelli, doch die Saat ist gelegt: 4.000 Rosenstöcke sind gesetzt, ein Großteil der Zukunftsbäume gepflanzt, insgesamt werden es auf dem gesamten Bundesgartenschauareal 2023 sein. Die Bäume stehen ordentlich in Reih und Glied, nach Ablauf der Ausstellung im Oktober 2023 werden sie – bis auf ein paar Ausnahmen – auf die Stadt verteilt werden. “Bis dahin ist die BUGA 23 die erste Gartenschau mit einer eigenen Baumschule, vor zwei Wochen sah es hier noch ganz anders aus”, sagt Brod, besteigt ihr Rad und fährt zurück zu den Büros der Bundesgartenschau-Gesellschaft, die eine der ehemaligen Grenadierkasernen am Wingertsbuckel in Feudenheim bezogen hat. 
“Bei einer BUGA ist man nie im Zeitplan”, sagt BUGA-23-Geschäftsführer Michael Schnellbach. Aber er ist zuversichtlich, man sei gut aufgestellt, der “Drive” sei da. Dass manches noch so aussieht wie es aussieht, nämlich als hätten die US-Amerikaner die Spinelli-Kaserne, die vor allem als Lager für Militärfahrzeuge und Kampfausrüstungen diente, erst vor kurzem verlassen, ist einerseits gewollt. Die Geschichte, die das Gelände erzählt, soll nicht verloren gehen. Andererseits wurde das Areal erst 2020 an die Stadt Mannheim übergeben, zwei Jahre später als geplant.

Michael Schnellbach BUGA23-Geschäftsführer:
Die Bundesgartenschau ist  der Motor für Freiraumentwicklung und Städtebau.
Schnellbach blickt auf die Baupläne, die im Besprechungsraum an der Wand hängen. Darauf ist zu sehen, was die BUGA alles bieten wird: Da ist zum einen der Luisenpark, der seine Existenz der Bundesgartenschau von 1975 verdankt, und jetzt noch einmal Veranstaltungsort sein darf. Das etwas in die Jahre gekommene Gelände wird modernisiert, in der “Neuen Mitte” entstehen eine Unterwasserwelt, ein neues Pinguin-Gehege und eine Freiflugvoliere. Die zwei Kilometer Luftlinie zwischen Luisenpark und Spinelli-Gelände überwindet die Seilbahn, eine der Highlights der BUGA, in acht Minuten. Neben der U-Halle wird es hier die Parkschale unter anderem mit einem 1,5 Kilometer langen Spiel- und Bewegungsparcours für Kinder und Erwachsene geben sowie das Experimentierfeld, das ist so groß wie 30 Fußballfelder. Hier sollen die vier Leitthemen der BUGA – Klima, Umwelt, Energie, Nahrung – gärtnerisch umgesetzt werden. Auch praktisch wird experimentiert: mit Urin, aus dem Energie gewonnen wird; mit Pflanzen, die auch bei großer Trockenheit nicht gegossen werden müssen; mit einer vollautomatisierten Landwirtschaft. Dazwischen blühen tausende Rosen, Dahlien, Stauden. Allein 1,3 Millionen Blumenzwiebeln werden im Herbst für die BUGA in den Boden gesetzt.
Der Rest des 68 Hektar großen Spinelli-Areals nennt sich im BUGA-Konzept “Weite Mitte” – und bleibt weitestgehend naturnah. “Wir können und wollen nicht alles intensiv bespielen, dafür ist das Gelände zu riesig”, sagt Schnellbach. Deshalb habe man sich auf das Experimentierfeld auf Spinelli sowie die neue Parkmitte im Luisenpark fokussiert. Tatsächlich ist die Mannheimer Bundesgartenschau mit einer Gesamtfläche von über 100 Hektar, den Luisenpark eingerechnet, die größte bislang. Von den Magerwiesen in der weiten Mitte, die so heißen, weil sie auf nährstoffarmen Boden gedeihen, wird im nächsten Jahr nur ein bisschen zu sehen sein. Für Schnellbach ist das allerdings nicht entscheidend. Wichtiger sei, dass es gelungen ist, einen Naturraum herzustellen, der nachhaltig für viele Generationen bleibt. “Die Bundesgartenschau ist der Motor für Freiraumentwicklung und Städtebau”, sagt Schnellbach. Würde es den 14. April 2023 nicht geben, der Tag, an dem die BUGA ihre Tore öffnet, wäre Spinelli, da ist sich Schnellbach sicher, noch immer eine brach liegende Fläche, wäre der Radschnellweg um die Feudenheimer Au nie realisiert worden, würde am Südrand in Käfertal sowie in Feudenheim nicht so schnell neuer Wohnraum entstehen. “Wir wären vielleicht in fünf bis zehn Jahren so weit gewesen.” 
Infos und Aktionen zur BUGA 

Lesen Sie weitere Artikel zum Titelthema: