01 | 2022

Heidelberg: In einer Liga mit Berlin und Rom

Heidelberg zählt zu Europas Städten mit dem dynamischsten Wachstum. Die Unternehmensberatung McKinsey sieht die Stadt auf Augenhöhe mit Metropolen wie Berlin, Brüssel oder Rom. Doch reichen die Gewerbeflächen für den „Superstar Hub“ am Neckar?
Bei Horst Althoff, Geschäftsführer des Anfang 2021 ins Leben gerufenen Zweckverbands „Interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet Heidelberg-Leimen“, steht das Telefon nicht still. Zwei Dutzend Firmen und über sechs Projektentwickler haben bereits Kontakt aufgenommen. Auch auf der Immobilienmesse Expo Real in München im Oktober 2021 war das Interesse riesig. „Dabei hat die Vermarktung noch gar nicht begonnen“, so der erfahrene Heidelberger Wirtschaftsförderer. „Damit wollen wir im Frühjahr 2022 starten.“ Das Objekt der Begierde sind 99 Hektar Fläche, von denen 44 Hektar auf Heidelberger und 55 Hektar auf Leimener Gemarkung liegen. Von diesem Areal stehen mittelfristig 14,2 Hektar unbebauter Fläche inklusive der ehemaligen Deponie Fautenbühl in einer Größenordnung von vier Hektar zur Verfügung. Hinzu kommen 17 Hektar einer insgesamt 21,5 Hektar umfassenden Fläche auf dem Eternit-Areal und rund 1 bis 1,5 Hektar des rund 17 Hektar großen Betriebsgeländes von HeidelbergCement in Leimen. Dort wird das Zementwerk derzeit zu einem Mahlwerk umgebaut, das vermutlich 2023 in Betrieb geht. Ob und wie viele weitere Flächen nach Abschluss diese Umbauphase in die Verwertung gehen, steht derzeit noch nicht fest. Das gesamte Gewerbegebiet soll über eine Straße, eine Radschnellachse, eine Straßenbahntrasse und einen S-Bahn-Haltepunkt erschlossen werden. Ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan wurde im Sommer 2021 gefasst.

Horst Althoff, Geschäftsführer Zweckverband „Interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet Heidelberg-Leimen:
Die Konversionsareale bringen Heidelberg beim Thema Gewerbeflächen schon sehr voran – doch sie allein können nur rund 50 Prozent des Bedarfs abdecken. 
Derzeit ist die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH dabei, ein städtebauliches Entwicklungskonzept auf die Beine zu stellen. Auch eine Machbarkeitsstudie, eine Kosten-Nutzen-Analyse, eine Untersuchung zum Arten- und Naturschutz und eine Straßenplanung sollen zum Jahresbeginn 2022 auf den Weg gebracht werden. „Eine wichtige Aufgabe für uns ist es jetzt, die Kontakte zu den zahlreichen Eigentümern der betroffenen Liegenschaften neben HeidelbergCement und Eternit aufzunehmen“, beschreibt Althoff die aktuelle Situation. Auch über die Prioritäten bei den anzusiedelnden Firmen hat man sich Gedanken gemacht. 50 Arbeitsplätze pro Hektar, so der Wunsch, sollen in dem Gewerbegebiet geschaffen werden. „Gut passen würde angesichts der Präsenz von Eternit und HeidelbergCement, die ja am Standort bleiben werden, beispielsweise ein Cluster ‚nachhaltiges Bauen‘ mit Baustoffproduktion und -recycling sowie Holzbau“, skizziert Althoff die Pläne. Aber auch eine Konzentration von Medizintechnik-Unternehmen würde sich anbieten, zumal sich mit der Limbach Gruppe, einem führenden deutschen Spezialisten für Labordiagnostik, bereits ein wichtiger Player dieser Branche hier angesiedelt hat. Berücksichtigt werden sollen auch die Bestandsbetriebe mit ihren Erweiterungswünschen.

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