07 | 2023

KI – wenn Mensch auf Roboter trifft

Die Leistungsfähigkeit von Künstlicher Intelligenz nimmt in immer kürzeren Abständen zu. Was Unternehmen dazu jetzt wissen müssen. 
Alles begann Anfang der 1950er-Jahre mit der Entwicklung der ersten digitalen Rechner. Der Computer-Pionier John McCarthy stellte sich die Frage, inwiefern intelligentes Verhalten automatisierbar ist und prägte in diesem Zusammenhang 1956 den Begriff “Künstliche Intelligenz (KI)”. Aufgrund der zunächst noch stark begrenzten Rechnerleistung dauerte es einige Jahrzehnte, bis diese Ansätze praktische Wirkung zeigten, etwa im Bereich der Bilderkennung. In das Bewusstsein vieler Menschen und in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses traten die neuen Möglichkeiten der KI-Modelle aber erst im November 2022 mit der Veröffentlichung von ChatGPT. 
Das zugrundeliegende Sprachmodell verleiht diesem Chatbot eine bis dahin nicht gekannte Leistungsfähigkeit bei der Verarbeitung großer Textmengen: Vom Verfassen einer E-Mail, über die Erstellung eines Antragkonzeptes bis zu Coding ist vieles möglich. Mittlerweile geht es Schlag auf Schlag. Gefühlt wöchentlich folgen neue KI-Anwendungen, steigt die Zahl der Nutzer exponentiell an. Die Folgen könnten enorm sein: Vor kurzem schätzte die Unternehmensberatung McKinsey das weltweite wirtschaftliche Potenzial generativer KI auf 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar. 
Steckt in den neuen Entwicklungen aber wirklich so viel Substanz? Ist KI vielleicht doch nur ein modisches Buzzword, das Unternehmen und ihre Produkte mit dem Feenstaub der technischen Fortschrittlichkeit vergoldet? Oder überblickt die Öffentlichkeit die Auswirkungen der KI-Technologie noch gar nicht, deren Verwendung die Grundfesten von Wirtschaft und Gesellschaft bedroht? Antworten gibt es fast so viele wie KI-Experten. Hier seien nur drei Ankerpunkte im Meer der Ungewissheit genannt: Erstens neigen Menschen dazu, die kurzfristigen Folgen von Technologiesprüngen zu überschätzen, ihre langfristigen Folgen aber zu unterschätzen. Zweitens ist KI mehr als ChatGPT, es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von KI-Anwendungen. Und drittens ist KI nicht unbedingt intelligent im herkömmlichen Sinne des Wortes. 
Ein KI-System eignet sich Daten und Entscheidungskriterien weitgehend eigenständig an, nimmt Interpretationen vor und adaptiert bzw. optimiert das eigene Verhalten. Der Kern aller KI-Ansätze bleibt aber trotz aller beeindruckenden Entwicklungen weiterhin die Mustererkennung. Vereinfacht formuliert erfasst eine KI mit Hilfe riesiger Datenmengen Zusammenhänge, die der Mensch niemals festgestellt hätte. “Gerade im industriellen Sektor sind KI-Ansätze bereits in viele Anwendungen integriert – ohne dass man dies explizit als KI bezeichnet”, berichtet Nicolai Freiwald, IHK-Leiter des Bereichs “Innovation, Umwelt und Energie“. So ist KI etwa als Bilderkennung im Qualitätsmanagement, über die Mustererkennung von Sensordaten bei der vorausschauenden Wartung oder als Spracherkennung bei Chatbots im Einsatz. 
Dennoch hat sich in der Unternehmenswelt durch KI etwas grundlegend geändert: Die Entwicklungszyklen haben sich nochmals erheblich beschleunigt. Das erschwert es allen Interessierten, den Überblick über Trends und technische Lösungen zu wahren. An das neue Tempo müssen sich Unternehmen vieler Branchen aber anpassen, wenn sie dauerhaft am Markt präsent bleiben wollen: hinsichtlich ihrer Geschäftsmodelle, ihrer internen Prozesse und ihrer Kooperationen. Wie das funktionieren kann, zeigen die “KI-Champions 2023”. Mit diesem Wettbewerb bietet das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg erfolgreichen Beispielen für “KI made in BW” eine Bühne. Aus der Rhein-Neckar-Region stammen 2023 gleich drei Champions: Die Nachwuchsgruppe “Digitale Biomarker für die Onkologie” des Deutsches Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg wurde für ihre KI-gestützte Hautkrebsdiagnostik ausgezeichnet. In Mannheim bzw. Waldbrunn sind die beiden anderen Preisträger beheimatet, die wir Ihnen näher vorstellen: Die istari.ai UG und die Mosca GmbH.  

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