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Mannheim – Licht und Schatten
Was bewegt Unternehmerinnen und Unternehmer in Mannheim? Was gefällt ihnen am Wirtschaftsstandort, was nicht? Eine Spurensuche
Es läuft nicht alles rund, aber vieles doch ganz gut – so lässt sich eine Umfrage unter Mannheimer Unternehmen von Anfang 2024 zusammenfassen. Es handelte sich um die siebte Befragung von Unternehmen, die die Mainzer LQM Marktforschung GmbH im Auftrag des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung der Stadt Mannheim seit 2012 durchgeführt hat. Mehr als 550 der 1.450 angeschriebenen Unternehmen haben sich beteiligt. Faktoren wie Lebensqualität, Kundennähe und Zugänglichkeit zu geschäftlichen Netzwerken wurden danach allgemein als sehr gut bis gut bewertet, nur jeder zehnte Unternehmer zeigte sich mit der Situation, was Wohnraum, Arbeitskräfte und Gewerbeflächen betraf, unzufrieden. Durchweg negative Bewertungen bekam nur eine: die Stadtverwaltung. Zu langsam, zu intransparent bei Genehmigungsverfahren, schlecht erreichbar – das Urteil vieler Mannheimer Unternehmer fiel einhellig aus. Auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht kennt die Zahlen.
Ungebrochen ist über all die Jahre die Loyalität vieler Betriebe zum Standort: Wer einmal in Mannheim investiert hat, möchte auch gerne hier bleiben. Und es gibt auch immer wieder Unternehmen, die sich vom Standort überzeugen lassen. Zum Beispiel die Merkur Privatbank. Die hatte erwogen, ihr Geschäft im Rhein-Neckar-Raum von Darmstadt aus zu steuern, nun berät sie in Büroräumen mitten auf den Planken ihre Kunden. Eine Liebeserklärung gar machen die beiden Chefs des Logistikunternehmens Flexilogistik der Stadt. “Wir sind standortverliebt, ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben”, sagt Giuseppe Carlino, wie Geschäftspartner Aleksandar Doknic in Mannheim geboren und aufgewachsen.
Dass die Attraktivität vor allem der Innenstadt in den vergangenen Jahren gelitten hat, beschäftigt den Unternehmer Markus Strohner. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert hat Strohner das Piercing- und Tattoo-Studio Trust in S1 eröffnet und beobachtet seitdem die Entwicklung der Breiten Straße – nicht zum Besseren, wie er meint. Ähnlich ergeht es Antonio Platero Weber, der das Traditionsgeschäft Koffer Weber erst vor kurzem in eine Seitenstraße in P4 verlegt hat. Er beklagt vor allem die mangelnde Sauberkeit in den Quadraten.
Zwiespältig fällt die Bilanz von Gemini PharmChem aus, ein Mittelständler, der quasi mitten in der Stadt Wirkstoffe für die Chemotherapie herstellt. Das Werk ähnelt einem Hochsicherheitstrakt, und das ist gleichzeitig auch schon Teil des Problems, da keine Substanzen nach außen dringen dürfen. Die Mannheimer Stadtverwaltung unterstützt das Industrieunternehmen seit dessen Ansiedlung.
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