04 |2022

Inflationstreiber gezielt bekämpfen

Heidelberg und Mannheim werden von der EU als “Green Cities” gefördert. Es ist beachtlich, dass zwei von neun ausgewählten deutschen Städten für das EU-Programm in unserer Region liegen. Die sehr große Herausforderung besteht darin, gemäß den Vorgaben des Programms bis 2030 klimaneutral zu werden. Im Fall von Mannheim handelt es sich immerhin um eine Stadt mit viel Industrie und mit großen Energieerzeugern. So haben die beratenden Institute selbst erhebliche Zweifel, ob eine weitgehende Klimaneutralität unter realistischen Annahmen bis 2030 überhaupt zu erreichen ist. 
Beide Städte müssen nun unbedingt die Wirtschaft in der Umsetzung beteiligen und Unternehmen bei ihren Aktivitäten falls notwendig unterstützen: Als Wirtschaft bringen wir uns in diesen Prozess gerne ein, damit aus der notwendigen ökologischen Transformation auch ein ökonomischer Erfolg wird. 
IHK-Präsident Manfred Schnabel: 
Die Inflation muss energisch bekämpft werden, ohne die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zu bremsen!
Für die Betriebe gehören Maßnahmen zur Energie- und Rohstoffeffizienz längst zum Handwerkszeug. Viele Unternehmen haben sich darüber hinaus sehr ambitionierte Klimaschutzziele gegeben, für sie stellt der Weg zur Klimaneutralität eine große Chance dar. Für andere Unternehmen hingegen bedeutet dieser Transformationsprozess riesige Herausforderungen, während weitere vor unlösbaren Problemen stehen, falls sie der Staat nicht massiv unterstützt. 
Insgesamt stehen die meisten Unternehmen vor diesen Herausforderungen: 
  1. Erneute Krisenbewältigung: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in vielen Branchen noch spürbar, mit dem Russland-Ukraine-Krieg kommt es zu weiteren erheblichen Belastungen. 
  2. Der Strukturwandel beschleunigt sich: digital, ökologisch und demografisch. 
  3. Die Inflation: Die mangelnde Haushaltsdisziplin vieler EU-Länder und die damit einhergehende lockere Geldpolitik der EZB sind der Nährboden, auf dem sich aus Angebotsstörungen in Folge von Corona und Krieg die Inflation verfestigen konnte. Das Anheizen der Nachfrage in der Pandemie durch eine nachfrageorientierte Konjunkturpolitik wirkte kontraproduktiv, da die Angebotsseite gestört war und weniger die Nachfrage.
Die Politik hat nun die schwierige Aufgabe, die Krisen zu bewältigen, den Strukturwandel zu unterstützen und gleichzeitig der Geldentwertung energisch entgegenzuwirken, bevor es zu einer galoppierenden Inflation kommt. Hierzu meine konkreten Forderungen:
  1. Die Angebotsseite muss dringend dadurch gestärkt werden, dass die Innovations- und Investitionskraft der Unternehmen entfesselt werden. 
  2. Inflationstreibern wie Energiekosten, Rohstoffen und Baukosten muss gezielt begegnet werden, bevor es in allen Bereichen zu einer Preisexplosion kommt.
  3. Die übertrieben lockere Geldpolitik der EZB muss beendet werden, ohne Zinssteigerungen auszulösen, die geeignet sind, die dringend notwendige Investitionsbereitschaft der Unternehmen zu bremsen. 
  4. Es gilt, eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern, die die Inflation verfestigen würde.