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Mehr Tempo beim Radschnellwegenetz

Damit Pendler ihren Arbeitsplatz gut mit dem Rad erreichen, sind Radschnellwege notwendig. In der Region soll es einmal ein ganzes Netz davon geben. Bis dahin ist der Weg indes noch weit.
Über einem die Gondeln, die Besucher der Bundesgartenschau zwischen Spinelli und Luisenpark transportieren. Daneben die Felder der Feudenheimer Au. Wer auf dem Anfang Mai eröffneten Teilstück des Radschnellwegs RS 15 unterwegs ist, hat dafür vermutlich keine Augen. Denn RS 15, der später von Mannheim über Viernheim und Weinheim bis nach Darmstadt führen soll, dient vor allem einem Ziel: mit dem Fahrrad schnell von A nach B zu kommen. Von solchen “Autobahnen für Radler” soll es aus Sicht der IHK zukünftig noch mehr geben.
Denn die Radschnellwege könnten Bedeutung für Pendler erlangen, wenn Gewerbegebiete und Großunternehmen gezielt mit schnellen und sicheren Routen erschlossen werden – besonders in Gegenden, wo der ÖPNV nicht gut aufgestellt ist. “Wir fordern, dass Planung und Bau beschleunigt werden – von einem hohen Tempo kann man im Moment nicht wirklich sprechen. Und die Schnellwege müssen sinnvoll und möglichst nahtlos miteinander verknüpft und zu einem Netz verbunden werden”, betont IHK-Verkehrsexpertin Dr. Dagmar Bross-Geis. Unterstützt wird die IHK-Forderung nach einem beschleunigten Ausbau durch den Radfahrverband ADFC Rhein-Neckar.
Die IHK arbeitet bei den einzelnen Vorhaben in Projektbegleitkreisen mit und bringt sich bei den Vorbereitungen ein. “Unserem Auftrag gemäß haben wir dabei vor allem die Interessen unserer Unternehmen im Auge”, sagt Mario Klein, IHK-Geschäftsbereichsleiter Verkehr. Er sorgt mit seinem Team dafür, dass bei der Planung die Interessen der Unternehmen nicht in Vergessenheit geraten. Nicht allein touristische Zwecke sollen berücksichtigt werden, sondern vor allem die Bedürfnisse des Pendlerverkehrs. Denn das Potenzial an Nutzern in der Region sei riesig, und nicht wenige Unternehmen hätten sich das Thema bereits auf die Fahnen geschrieben oder seien zumindest sehr daran interessiert, so Bross-Geis. “Da darf es nicht passieren, dass Radschnellwege an einer Sehenswürdigkeit oder in der Altstadt enden, aber die Anbindung von Gewerbegebieten vernachlässigt wird.” Überdies müssten auch bei den Anschlussverbindungen vom Schnellweg an den Zielort Qualität und Verkehrssicherheit stimmen, um das Radfahren auch im Berufsverkehr attraktiv zu machen.
“Wir brauchen geeignete Strecken, auf denen man mit dem Rad schnell, sicher und komfortabel vorankommt”, formuliert es der für Verkehrsplanung und Stadtentwicklung zuständige Mannheimer Bürgermeister Ralf Eisenhauer und blickt über die Stadtgrenzen hinaus in die Metropolregion. Konkret soll eine leistungsfähige Infrastruktur nicht nur innerhalb von Städten und Gemeinden geschaffen werden, sondern mit Radschnellwegen auch zwischen den Kommunen.
IHK-Verkehrsexpertin Dr. Dagmar Bross-Geis
Wir fordern, dass Planung und Bau der Radschellwege beschleunigt werden
Mit einer Potenzialanalyse hatte das Land Baden-Württemberg bereits 2018 flächendeckend den Bedarf an Radschnellwegen mit einem Mindestverkehrsaufkommen von 2.000 Radfahrten pro Tag ermittelt. Eines der drei daraufhin beschlossenen Pilotvorhaben des Landes liegt in der Metropolregion: die Strecke Heidelberg – Mannheim. Heidelberg – Schwetzingen ist eine der weiteren geplanten Strecken. “Konkret geht es in unserer Rhein-Neckar-Region um die Ausgestaltung von sechs Radschnellwegen. Davon sind vier bereits in Planung, für zwei weitere wurden zumindest Machbarkeitsstudien angefertigt. Fertig ist aber lediglich ein Teilabschnitt des RS 15, der die BUGA 23 anbindet”, erläutert Bross-Geis. Zusätzlich sollten Linienverlängerungen Richtung Karlsruhe, Neckargemünd, Rheinland-Pfalz und Hessen weiter untersucht und weiterverfolgt werden. “Es ist wünschenswert, dass alle Akteure mit aller Kraft an einem Strang ziehen, um dieses wichtige und aussichtsreiche Thema mit dem nötigen Nachdruck voranzutreiben”, fordert sie.

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