06 | 2023

Einzelhandel steigert Umsätze, aber nicht überall

Für 2023 prognostiziert die IHK steigende Einzelhandelsumsätze vor Ort. Der Umsatzanteil im Online-Handel wird zurückgehen. Allerdings profitieren nicht alle Standorte gleichermaßen von dieser Trendumkehr. 
Die IHK-Kaufkraftanalyse prognostiziert die Kaufkraftkennzahlen für alle 18 Ober-, Mittel- und Unterzentren sowie für die weiteren 65 Städte und Gemeinden in der Region Rhein-Neckar im laufenden Jahr. Die zentralen Ergebnisse liefern für den IHK-Bezirk Rhein-Neckar positive Prognosewerte. “Die Menschen kaufen nach der Corona-Pandemie wieder mehr vor Ort ein, doch Unsicherheiten und Inflation dämpfen die Kauflust. Es hängt stark vom einzelnen Standort und den konkreten Rahmenbedingungen ab, ob sich der Einzelhandel vor Ort gut oder schlecht entwickelt”, sagt IHK-Präsident Manfred Schnabel. Er mahnt daher Politik und Verwaltung, die Standorte zu pflegen. “Anders als vielfach behauptet, ist der stationäre Einzelhandel vital sowie zukunftsfähig aufgestellt und wächst wieder, auch in den Innenstädten.”
Die allgemeine Kaufkraft – das verfügbare Einkommen der Bevölkerung – nimmt 4,5 Prozent (diese und alle weiteren Prozentangaben sind nominal) auf 32,3 Milliarden Euro zu. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft steigt mit einer geringeren Wachstumsrate von 3,4 Prozent. Der Anteil des Einkommens, der für Ausgaben im Einzelhandel online oder stationär zur Verfügung steht, steigt dadurch auf insgesamt 8,9 Milliarden Euro in der Region. Die prozentual höchste Zunahme von 5,5 Prozent gibt es bei den Prognosewerten für die Einzelhandelsumsätze vor Ort. 
Die steigenden Umsatzzahlen sorgen dafür, dass Mannheim und Heidelberg im Vergleich zum Vorjahr mehr Kaufkraft binden können; die Kaufkraftbindungsquote steigt. Die beiden Oberzentren erwirtschaften nach wie vor über 50 Prozent des stationären Einzelhandelsumsatzes in der Region. Auch die meisten Mittel- und Unterzentren im Rhein-Neckar-Kreis und Neckar-Odenwald-Kreis erhöhen die Kaufkraftbindung. 
Doch trotz positiver Entwicklungen im stationären Handel fließt im gesamten Kammerbezirk mehr als eine Milliarde Euro der vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraft an Standorte außerhalb der Region oder in den Online-Handel. Dies ist der Differenz zwischen den vor Ort getätigten Umsätzen (7,7 Milliarden Euro) und der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (8,9 Milliarden Euro) zu entnehmen. “Es ist eine leichte Erholung in Sicht, das Einkaufserlebnis vor Ort steht wieder im Vordergrund und die Umsätze nähern sich dem Vor-Corona-Niveau”, bewertet IHK-Präsident Manfred Schnabel zentrale Ergebnisse der IHK-Kaufkraftanalyse sowie die aktuelle Situation im Handel. 
Vergangenes Jahr wurde der bundesweite Online-Anteil an der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft mit 17,8 Prozent beziffert. Die diesjährigen Prognosen geben einen Anteil von 15,5 Prozent an. Eine Tendenz, die sich auch in der Region zeigt: Hier fließen 15,6 Prozent in den E-Commerce (2022: 17,9). 
Vor allem der sortimentsbezogene Online-Anteil bei Produkten der Informationstechnologie (-14,6 Prozent) hat stark abgenommen. Bei klassischen Innenstadt-prägenden Sortimenten wie Elektrogeräten, Bekleidung und Schuhe muss der Online-Handel ebenfalls Federn lassen. Das Fazit des IHK-Präsidenten: “Handel ist Wandel. Das galt schon immer und gilt für den Innenstadt-Einzelhandel besonders. Doch die Betriebe machen ihre Hausaufgaben, erweitern ihr Online-Geschäft und sorgen gleichzeitig dafür, dass die Innenstädte die Zentren des städtischen Lebens bleiben. Das hängt vor allem von der Politik vor Ort ab, die dazu die richtigen Rahmenbedingungen setzen muss.”
 

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