Allianz Industrie 4.0 Baden Württemberg

Wir haben Jana Eiser-Mauthner von der Allianz Industrie 4.0 über die Digitalisierung, deren Stolperfallen und mögliche Potenziale interviewt.

 






Kurz gesagt, was macht die Allianz I 4.0 und wobei hilft sie kleinen- und mittelständischen Betrieben?
Im unübersichtlichen Industrie 4.0-Informationsdschungel fällt es oft schwer, den Durchblick zu bewahren. Bei der vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg geförderten Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg erhalten Unternehmen einen neutralen Überblick über praxisnahe Hilfestellungen. Egal ob Fachveranstaltung, Workshop, Coaching oder individuelle Beratung, die beim VDMA Baden-Württemberg angesiedelte Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg macht den industriellen Mittelstand fit für den digitalen Wandel. Mit dem geförderten Industrie 4.0 Scouting-Programm unterstützen wir beispielsweise produzierende Unternehmen bei der Identifikation von Digitalisierungspotenzialen sowie der Auswahl und Konkretisierung von geeigneten Industrie 4.0 Projekten. Ganz egal ob es dabei um die Digitalisierung von Prozessen, Produkten oder sogar ein digitales Geschäftsmodell geht.
Industrie 4.0, warum ist dieses Thema so wichtig für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg?
Die digitale Transformation zwingt unsere Unternehmen dazu, bewährte Erfolgskonzepte auf den Prüfstand zu stellen, neue Strategien zu entwickeln und über ganz andere Geschäftsmodelle nachzudenken. Viele Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht. Doch das reicht bei weitem nicht aus. Kleine Unternehmen oder klassische Mittelständler unterschätzen noch immer die Notwendigkeit der fortschreitenden Digitalisierung. Sie wagen sich zu zaghaft und mit niedrigen Investitionen an digitale Geschäftsmodelle heran. Viele Prozesse laufen noch manuell oder analog ab. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, müssen aber auch der Mittelstand und kleinere Betriebe fit für den Wandel gemacht werden. Baden-Württemberg hat hervorragende Ausgangsbedingungen, um die Chancen der Digitalisierung erfolgreich nutzen zu können. Unser Mittelstand in der Region ist Weltspitze. Unsere Unternehmen sind nicht nur Teil des Wandels, sie treiben ihn sogar voran. Gerade in Zeiten von Handelskonflikten, rückläufigen Auftragseingängen und weitreichenden disruptiven Umbrüchen durch die Digitalisierung aller Wirtschaftszweige dürfen wir uns nicht auf unserem Erfolg ausruhen. Baden-Württemberg kann im globalen Wettbewerb als Digitalisierungsstandort nur dann bestehen, wenn Politik und Wirtschaft das Thema zur obersten Priorität machen.  
Was sind die ersten Schritte, um in Richtung Digitalisierung voran zu kommen?
Es gibt weder allumfassende „Kochrezepte“ noch „Blaupausen“ für die digitale Transformation. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Ansatz finden und dabei vor allem folgende Frage beantworten: Wie können wir durch Digitalisierung das Unternehmen, die Mitarbeiter, Produkte und Services besser machen? Neue Technologien, Prozesse aber auch Arbeitsformen lassen sich mit einer Digitalisierungsstrategie von einer Nebenbei-Aufgabe zum Kernthema machen. Damit dies gelingt ist es wichtig, dass Unternehmen klare Rollen verteilen, Trends identifizieren und auf ihre Eignung prüfen, Potenziale erkennen und immer wieder messen und nachsteuern.
Welches sind die häufigsten Stolperfallen gerade am Anfang des Weges zu Industrie 4.0?
Wer mit seinem Unternehmen in Sachen Digitalisierung nicht nur in Schrittgeschwindigkeit, sondern auf der Überholspur unterwegs sein will, sollte folgende Dinge unbedingt vermeiden:
  • Unstrukturiertes Vorgehen ohne klare Zielrichtung.
  • Digitalisierung nur als Technik-Thema denken und Faktoren wie die eigene Organisation und Mitarbeiter vernachlässigen.
  • Im Alltagsgeschäft keine Kapazitäten für strategische Themen schaffen.
  • Angst vor Veränderung und Wandeln haben. Nur die dunkle Seite der Digitalisierung sehen.
  • Alles digitalisieren, aber nicht mit anderen Partnern kollaborieren.
Um den digitalen Wandel im eigenen Unternehmen bewusst in die Wege zu leiten, müssen sich das Unternehmen und alle seine Mitarbeiter gemeinsam dem digitalen Weg verpflichten. Der Weg in die Digitalisierung und Industrie 4.0 ist nicht nur ein technologisches Thema, sondern auch eine Unternehmensgrenzen übergreifende Veränderung, auf die sich alle Mitarbeiter einlassen müssen.
Wie kann ein Unternehmen Digitalisierungspotenziale erkennen und nutzen?
Ausgangspunkt für jede digitale Transformation ist die digitale Strategie. Die Basis für die digitale Transformation muss immer eine individuelle Potenzialanalyse sein, sich lediglich in einem allgemeingültigen Reifegradmodell einzuordnen reicht nicht aus.
Aller Anfang muss nicht schwer sein. Mit den folgenden Schritten können es Unternehmen schaffen in kurzer Zeit einen individuellen Digitalisierungsfahrplan zu erarbeiten:
  • Einen Basis-Check machen: Wo steht das Unternehmen in Sachen Digitalisierung (Kommunikation, Prozesse, Produktion, Logistik usw.)?
  • Individuelle Potenziale analysieren: Wo gibt es Handlungsbedarf?
  • Über den Tellerrand schauen: Was machen andere Unternehmen?
  • Eine gemeinsame Vision erarbeiten: Klare Ziele und Strukturen identifizieren und definieren.
  • Erste Projekte ausarbeiten: Kosten und Umsetzungsmaßnahmen für digitale Prozesse, Produkte und Services entwerfen.
Das volle Potenzial der digitalen Transformation kann ein Unternehmen allerdings nur dann nutzen, wenn es wertschöpfungsübergreifend mit seinen Partnern, Lieferanten und Kunden zusammenarbeitet.  Ein kollaboratives Ökosystem von Partnern ist ein Schlüsselfaktor, um beim Thema Digitalisierung durchzustarten. Hierfür lassen sich hervorragend Netzwerke wie die Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg, aber auch die Angebote der IHKs nutzen.
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