Michael Lottner

Michael Lottner steht zum einen für das Schicksal der vom Regensburger Nazi-Regime getöteten Opfer, zum anderen aber auch für die Hausgeschichte der IHK.


Michael Lottner wurde am 23. April 1945 Opfer des Nazi-Regimes. Bei einer Kundgebung, die für die kampflose Übergabe der Stadt Regensburg an die US-Truppen plädierte, wurden am 23. April 1945 der Domprediger Dr. Johann Maier, der pensionierte Gendarmerie-Hauptwachtmeister Michael Lottner und der Lagerarbeiter Josef Zirkl verhaftet. Michael Lottner wurde bereits am Nachmittag des 23. April in der NS-Kreisleitung ermordet, Domprediger Dr. Johann Maier und Josef Zirkl wurden nach einem Standgerichtsurteil in der Nacht des 24. April 1945 um 3.25 Uhr am Galgen hingerichtet.
Eine Gedenk-Stele am heutigen Dachauplatz erinnert an die drei Opfer. Eine erste Gedenktafel für Michael Lottner befand sich ab 1950 am Gebäude der früheren NSDAP-Kreisleitung, der sogenannten Schwarzhaupt-Villa. Die Tafel benannte Lottner noch mit falschem Vornamen: „Zum ehrenden Gedächtnis an Hans Lottner, der am 23. April 1945 in diesem Haus von Hitlerschergen ermordet wurde“, hieß es auf der Tafel, die in einem feierlichen Festakt am fünften Jahrestag der Ereignisse, am 23. April 1950, eingeweiht wurde.

Die Geschichte der IHK Regensburg ist seit 1951 mit der Schwarzhaupt-Villa verbunden: Kern und Ausgangsort des heutigen IHK-Verwaltungsgebäudes in der D.-Martin-Luther-Straße 12 ist die ehemalige Villa von Salomon und Betty Schwarzhaupt, die ursprünglich vom Seifensieder Gschwendtner beim Architekten Heinrich Hügel in Auftrag gegeben und 1869 erbaut worden war. Die Schwarzhaupt-Villa wurde im März 1935 „zwangsarisiert“, die Stadt Regensburg erwarb die Villa von der Witwe des jüdischen Großhändlers Salomon Schwarzhaupt zu einem “alles andere als freiwillig zustande gekommenen Kaufpreis von 61.500 Reichsmark”. Im Herbst 1935 verkaufte die Stadt Regensburg mit einer komplizierten Finanzierungskonstruktion die Villa dem neugegründeten „Ostmark-Bauverein“. Dieser plante aus der Villa das künftige “Ostmarkhaus” zu errichten, ein Repräsentationsgebäude für die unterschiedlichsten Gliederungen der NSDAP. Nach größeren Umbaumaßnahmen zog in die Villa die NSDAP-Gauleitung Bayerische Ostmark, Gauinspektion Süd sowie die Kreisleitung und die 18 Ortsgruppen der NSDAP in Regensburg.
Für den Neubau des Gebäudes der Industrie- und Handelskammer in der D.-Martin-Luther-Straße 12 hat die IHK Regensburg die Schwarzhauptvilla von Betty Schwarzhaupt erworben und teilweise abgerissen, Teile der Villa wurden in das neue IHK-Gebäude integriert. Im Baubericht 1952 heißt es: „Durch den vorhandenen Gebäuderest der Villa waren die Baulinie sowie die Höhe der Geschosse und teilweise auch die Fassadengestaltung vorgegeben. Die dem Architekten gestellte Aufgabe war nicht einfach zu lösen. War doch gefordert worden, das alte Schwarzhauptgebäude mit seinen Umfassungsmauern aus Ziegeln und Hausteinen als mittleren Teil des Neubaus in das Gesamtbauvorhaben mit einzubeziehen. Das wurde nur möglich durch Entfernen der nicht mehr verwendungsfähigen Decken im Altbau, die durch neue ersetzt werden mussten.“

Bei den Bauarbeiten zum Neubau des Verwaltungsgebäudes der IHK 1951 verschwand auch die frühere Gedenktafel mit dem falschen Vornamen Lottners. Bis April 2019 erinnerten die Gedenk-Stele am Dachauplatz an Michael Lottner sowie der auf Privatinitiative verlegte Stolperstein vor seinem Wohnhaus in der Glockengasse 8.

Nach Gesprächen mit Dr. Christian Eckl, dem Urgroßneffen Michael Lottners, und Klemens Unger, Kulturreferent der Stadt Regensburg, hat die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim die Anregung gerne aufgenommen, wieder eine Gedenktafel beim IHK-Gebäude anzubringen, um an die brutale Ermordung Michael Lottners durch das nationalsozialistische Regime und die Ereignisse des 23. April 1945 zu erinnern.
Weiterführende Links:
Redebeitrag zur Stolpersteinverlegung vor dem Wohnhaus Michael Lottners in der Glockengasse 8 am 2.10.2012 (mit freundlicher Genehmigung von Sylvia Seifert):
Lebensspur Michael Lottner

Geschichte der jüdischen Kaufmannsfamilie Schwarzhaupt und ihrer Villa in der D.-Martin-Luther-Str. 12:
Vom Watmarkt nach Buenos Aires: 1938 ins Exil