Titel - Ausgabe März 2025

Authentische Einblicke sind wichtig

Ulrike Friedrich ist als Referatsleiterin Ausbildungsmarketing und Kampagnenmanagement der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Berlin für die bundesweite IHK-Kampagne „Jetzt #könnenlernen“ verantwortlich. Authentizität und Nähe spielen für sie eine wichtige Rolle, um Jugendliche zu erreichen und zu begeistern. Was Firmen davon lernen können und warum Ausbildung perfekt zu den Bedürfnissen der jungen Zielgruppe passt.
Müssen Firmen sich heute bei der jungen Zielgruppe „bewerben“, um Ausbildungsplätze zu besetzen?
Ulrike Friedrich: Ja, absolut. Die Zeiten haben sich geändert. Jugendliche haben heute mehr Optionen denn je. Durch das Internet können sie sich über die volle Bandbreite informieren. Sie haben nicht nur die Wahl zwischen verschiedenen Ausbildungsplätzen, sondern auch zwischen einer schulischen Ausbildung, einer betrieblichen Ausbildung oder einem Studium. Daher müssen Unternehmen den Jugendlichen zeigen, was sie zu bieten haben. Das sind vor allem spannende Aufgaben, Perspektiven, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und eine moderne Unternehmenskultur. Betriebe müssen sich offen und nahbar zeigen, um junge Talente anzuziehen.
Welche tragende Rolle spielt das Thema Ausbildung?
Ausbildung ist weiterhin ein Zukunftsfaktor für Unternehmen. Auszubildende arbeiten nicht nur Aufgaben ab, sondern es sind die Menschen, die morgen den Betrieb voranbringen und Innovation in Firmen bringen. Wenn Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, fehlen langfristig wichtige Kompetenzen. Das hemmt die Produktion und Innovationskraft.
Was braucht es, um die Aufmerksamkeit junger Menschen zu gewinnen?
Authentizität und Nähe sind vor allem entscheidend. Wir wollen den Jugendlichen durch unsere IHK-Kampagne echte Einblicke in das Lebensgefühl Ausbildung geben. Denkt man beispielsweise an ein Studium, gehen den meisten Menschen Bilder auf: freie Zeiteinteilung, Parties, coole Leute und die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt. Solch ein Lebensgefühl möchten wir den Jugendlichen auch zum Thema Ausbildung näherbringen und entsprechende Bilder kreieren.
Wie zeichnet sich das Lebensgefühl Ausbildung aus?
Es ist das Gefühl, jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen zu bekommen. Fehler machen zu dürfen und zu lernen. Für uns steht Ausbildung auch für Stolz und Wachstum, wenn die Jugendlichen sich einbringen und Verantwortung übernehmen dürfen. Diesen Stolz tragen auch unsere Kampagnengesichter nach außen. Das sind echte Auszubildende, die authentische Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben. Darüber hinaus punktet eine Ausbildung mit Sicherheit, denn Unternehmen sind auch künftig auf junge Talente angewiesen. Sie bieten ihren Auszubildenden daher viel Unterstützung an und setzen auf gemeinsames Wachsen. Mit unserer Kampagne wollen wir den Jugendlichen Lust auf diese bunte Berufswelt machen.
Über welche Kanäle erreichen Sie die Jugendlichen?
Unsere Website www.ausbildung-machtmehr-aus-uns.de spricht vielfältige Zielgruppen an. Die Jugendlichen lernen dort unsere Kampagnen-Creators kennen. Die Website richtet sich aber auch an Eltern als „Influencer ihrer Kinder“ und an Betriebe. Eltern finden auf der Website beispielsweise nützliche Tipps, wie sie ihre Kinder bei der Berufsorientierung unterstützen können. Betriebe können Teil der Kampagne werden und sich auf der Website präsentieren. Darüber hinaus ist TikTok unser wichtigster Kommunikationskanal. Unsere Creator teilen auf „die.azubis“ihre Einblicke. Wir haben auf unserem TikTok-Kanal eine Community aufgebaut, die immer im Austausch ist und sich Tipps abholt.
Firmen können sich an der IHK-Kampagnebeteiligen. Wie profitieren sie davon?
Wir erzielen mit unserer Kampagne eine große Reichweite deutschlandweit. Betriebe können diese Reichweite nutzen. Wenn sie sich engagieren, dienen sie wiederum als Multiplikatoren und steigern die Bekanntheit weiter. Betriebe können auf unterschiedliche Weise mitwirken. Sie können mit ihren Auszubildenden Teil der Kampagne werden oder auf unsere Vorlagen, zum Beispiel Social-Media-Postings oder Poster, zugreifen. Es wäre toll, wenn daraus eine große Bewegung wird und wir möglichst viele Jugendliche für eine Ausbildung begeistern können.
Welche Tipps haben Sie darüber hinaus für Unternehmen?
Erstens müssen Unternehmen sichtbar sein. Daran führt kein Weg vorbei. Sie müssen für sich einen guten Weg finden, um ihre Ausbildungsangebote aktiv zu bewerben. Zweitens sind authentische Einblicke wichtig. Das funktioniert am besten mit den eigenen Azubis – peer to peer. Diese können zum Beispiel in den Schulen oder in den Sportvereinen über die Ausbildung erzählen. Und drittens sollten von Anfang an Perspektiven aufgezeigt und den Jugendlichen Wertschätzung entgegengebracht werden. Sie möchten Anerkennung bekommen und das Gefühl haben, Teil eines Teams zu sein.
Das Interview führte Iris Jilke.