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Krisen erkennen und meistern
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Insolvenzen in Bayern mit einem Plus von 18,8 Prozent stark angestiegen. Auch wenn die Region Oberpfalz-Kelheim mit einem Zuwachs von 1,9 Prozent im Vergleich gut dasteht: Handlungsbedarf besteht. Experten gehen davon aus, dass sich die Lage 2025 nicht entspannen wird und die Insolvenzanmeldungen auf einem hohen Niveau bleiben. Doch was können Unternehmen tun, wenn sie in Schieflage geraten sind?
Durch eine Teilverwertung des Firmen-vermögens kann neue Liquidität geschaffen und dem Betrieb zugeführt werden.Andreas Rötzer, Auktionen Rötzer
Die Gründe für wirtschaftliche Schwierigkeiten in Betrieben sind vielfältig. „Neben der generell anhaltenden Rezession zählen beispielsweise auch steigende Betriebsführungskosten im Energiebereich oder ein hoher Konkurrenzdruck in vielen Branchen zu unkalkulierbaren Auslösern, warum Unternehmen Liquiditätsprobleme bekommen“, weiß Andreas Rötzer, Inhaber von Auktionen Rötzer in Regensburg. Zudem seien Ausnahmeregeln ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle in der Corona-Pandemie zu verhindern. „Reagieren Firmen zu spät auf eine veränderte Nachfrage der Kunden oder sind keine ausreichenden Rücklagen vorhanden, führt das oftmals in eine Negativspirale“, sagt Rötzer.
Lage richtig einschätzen
Das bestätigt auch Daniela Klemm, IHK-Expertin für Gründung, Finanzierung und Nachfolge: „Für die Betriebe ist es dann entscheidend, nicht die Augen zu verschließen. Krisen sollten frühzeitig erkannt und möglichst rasch bewältigt werden.“ Sie beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit und Stabilität einer Firma erheblich – bieten jedoch auch die Möglichkeit, das Unternehmen mit einem gut strukturierten Sanierungsplan neu auszurichten. „Für den Weg aus einer Unternehmenskrise gibt es kein spezielles Rezept“, betont Klemm. Das Krisenmanagement müsse sich an der jeweiligen Situation der Firma orientieren. Die Maßnahmen hingen insbesondere davon ab, ob sich das Unternehmen in der Frühphase einer Krise befinde oder ob es unmittelbar vor einer drohenden Insolvenz stehe.
Sofortmaßnahmen einleiten
Ist der Liquiditätsspielraum eines Betriebs deutlich eingeengt, sind umgehende Maßnahmen erforderlich, um die finanzielle Stabilität der Firma zu sichern. Eine Bareinlage oder ein Gesellschafter-Darlehen bietet sich zur Überbrückung eines Liquiditätsengpasses an. Darüber hinaus kann auch der Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen oder ein Bestands-Sonderverkauf helfen, um zusätzliche Mittel zu generieren. Immer mehr Firmen in der Restrukturierungsphase entschei-den sich zum Beispiel für eine sogenannte Back-to-Capital-Offerte, auch Teilauktion genannt, sagt Auktionator Rötzer: „Durch eine Teilverwertung des Firmenvermögens kann neue Liquidität geschaffen und dem Betrieb zugeführt werden.“
Zudem sei es wichtig, mit Nachdruck Forderungen einzuholen und gegebenenfalls an Inkassounternehmen zu übergeben, rät IHK-Expertin Klemm. Schließlich sollte eine umfassende Prüfung der Kosten erfolgen, um Sparpotenziale zu identifizieren und die Ausgaben zu senken. Zur kurzfristigen Verbesserung der Liquidität sei es darüber hinaus ratsam, das Gespräch mit Kreditinstituten und Lieferanten und gegebenenfalls Mitarbeitenden zu suchen. „Über die aktuelle Situation offen zu sprechen, fördert Vertrauen“, so Klemm. Zudem sollten günstigere Kreditrahmen ausgehandelt und Forderungen an Factoring-Unternehmen abgetreten werden.
Zeit für Sanierung schaffen
„Mit den Sofortmaßnahmen ver-schaffen sich Betriebe zunächst einmal Zeit, um sich der Sanierungsaufgabe widmen zu können“, sagt Klemm. Bei einer angespannten finanziellen Situation ist ein objektives Monitoring der jeweiligen Un-ternehmenslage Voraussetzung für die nö-tigen Handlungsoptionen. Das Monitoring gibt der Geschäftsleitung einen Überblick über den aktuellen Stand des Unternehmens. „Stehen die Ursachen der Krise fest, wird eine Sanierungsstrategie erarbeitet“, so Klemm. Anschließend gilt es in einem Sanierungskonzept, konkrete Maßnahmen festzulegen, die nötig sind, um das Unter-nehmen erfolgreich fortzuführen.
Durch ein Sanierungscontrolling wird die jeweilige Ist-Situation regelmä-ßig betrachtet und mit dem Sanierungs-konzept abgeglichen. Dadurch können künftige Unternehmenskrisen auch schneller erkannt werden. Schlechte Zahlen seien zwar alarmierend, aber in zahlreichen Fällen kein Grund zur Resignation. „Durch eine schnelle Ursachenanalyse, gezielte Sofortmaßnahmen und eine strategische Neuausrichtung können Firmen auch aus schwierigen Situationen gestärkt hervorgehen“, betont IHK-Expertin Klemm. Ein durchdachtes Krisenmanagement könne nicht nur das Überleben des Betriebs sichern, sondern auch die Möglichkeit bieten, sich besser für die Zukunft aufzustellen.
Unternehmenswerkstatt Regensburg
Die Unternehmenswerkstatt Regensburg ist Teil des UWD-Verbunds, einer digitalen Plattform der IHKs für Unternehmen und Gründende. Sie bietet Unterstützung im gesamten Lebenszyklus eines Betriebs – von der Existenzgründung über die Unternehmenssicherung bis hin zur Nachfolge. Die Plattform ermöglicht die Erstellung von Business- und Finanzplänen, bietet ein Krisenthermometer zur Standortbestimmung und hilft bei der strukturierten Unternehmensnachfolge. Die Nutzer arbeiten dabei in sicheren, digitalen Projekträumen und profitieren von der persönlichen Beratung durch IHK-Experten.
regensburg.uwd.de
Die Unternehmenswerkstatt Regensburg ist Teil des UWD-Verbunds, einer digitalen Plattform der IHKs für Unternehmen und Gründende. Sie bietet Unterstützung im gesamten Lebenszyklus eines Betriebs – von der Existenzgründung über die Unternehmenssicherung bis hin zur Nachfolge. Die Plattform ermöglicht die Erstellung von Business- und Finanzplänen, bietet ein Krisenthermometer zur Standortbestimmung und hilft bei der strukturierten Unternehmensnachfolge. Die Nutzer arbeiten dabei in sicheren, digitalen Projekträumen und profitieren von der persönlichen Beratung durch IHK-Experten.
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Autorinnen: Daniela Klemm und Ramona Bayreuther