IHK-Energiewende-Barometer 2023

Vertrauen der regionalen Unternehmen in Energiepolitik auf Tiefpunkt

Aktuelle IHK-Umfrage: Investitionen in die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe leiden.
Die Ergebnisse des bundesweiten Energiewende-Barometers 2023 der IHK-Organisation zeigen auch für Bayern und den IHK-Bezirk Oberpfalz / Kelheim alarmierende Signale. Fast 50 Prozent der bayerischen Unternehmen beurteilen in der aktuellen Umfrage die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens als negativ.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes warnt: „Sollten sich die aktuellen Entwicklungen verstetigen, ist die Umsetzung der Energiewende in Gefahr und es droht in Teilen eine Abwanderung der Industrie.“
Mit dem Energiewende-Barometer werden jährlich bundesweite IHK-Mitgliedsunternehmen dazu befragt, wie sie den Fortschritt der Energiewende sowie die aktuelle Klima- und Energiepolitik bewerten. An der aktuellen Umfrage beteiligten sich deutschlandweit 3.572 Firmen aus allen Branchen, davon 596 aus Bayern. Hauptkritikpunkte sehen die befragten Unternehmen in immer neuen und mitunter nicht ausgereiften energiepolitischen Entscheidungen, in der überbordenden Bürokratie bei Energie- und Klimathemen sowie den hohen Energiepreisen.
Mehr als 40 Prozent der bayerischen Unternehmen stellen die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes gegenüber internationaler Konkurrenz in Frage. Die Folge: Die Firmen halten sich bei wichtigen Zukunftsinvestitionen zurück. Besonders besorgniserregend zeigt sich die Situation großer Industriebetriebe ab 500 Mitarbeitern: Gut die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, derzeit Investitionen in Kernprozesse zurückzustellen. Rund ein Drittel tut dies bei Forschung und Entwicklung und 30 Prozent setzen aufgrund der hohen Strom- und Gaskosten Investitionen in den Klimaschutz aus.
Verlagerung ins Ausland nimmt zu
Einige Betriebe verlagern bereits ihre Produktion ins Ausland oder schränken die inländische Produktion ein: Rund 16 Prozent der befragten bayerischen Unternehmen haben dies bereits umgesetzt oder planen Verlagerungen – so viele wie noch nie seit Beginn der Befragungen vor gut 10 Jahren und doppelt so viele wie noch 2021.
Trotz der Zurückhaltung bei Investitionen geben rund 84 Prozent der bayerischen Befragten an, Effizienzmaßnahmen im eigenen Unternehmen durchgeführt zu haben, gerade umzusetzen oder zu planen – 4 Prozent mehr als im deutschlandweiten Durchschnitt. Seit Beginn der Aufzeichnungen wurde nur 2013 mit rund 85 Prozent ein höherer Wert erzielt.
„Die Unternehmen der Region stehen zu ihrer Verantwortung für den Klimaschutz. Doch die Politik macht es ihnen mit immer mehr Bürokratie sowie hohen Steuern und Abgaben auf Energie nicht leicht“, sagt Helmes und ergänzt mit Blick auf die von der Bunderegierung angekündigte Deutschland-Geschwindigkeit: „Das Vorhaben zeigt in die richtige Richtung. Doch muss ein Bürokratieabbau viel umfassender und schneller kommen.“ Gleichzeitig müsse durch eine Absenkung der Steuern auf Energie die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen gesichert werden, so Helmes. Darüber hinaus müsse der Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Netze zügig vorankommen. So könne das Stromangebot ausgeweitet und Energiepreise nachhaltig gesenkt werden.