Juli-August 2023

Zukunftsthemen – nicht ohne uns

Steffi Kinner ist seit 2022 Mitglied der Vollversammlung, außerdem gehört sie dem Ausschuss für Finanzdienst­leistungen an. Die selbstständige Immobilienmaklerin ist in Kloster Lehnin zu Hause.
Steffi Kinner ist seit 1995 Unternehmerin und seit 2010 Inhaberin eines selbstständigen Maklerbüros mit regionalem Schwerpunkt. Letzteres ist ihr wichtig, denn das verschafft ihr die Nähe zu ihren Kunden. Zugleich ist es aber auch eine besondere Verantwortung, weil sie die Familien, die jetzt ihre Elternhäuser verkaufen, schon über Jahre kennt. Die Käufer wiederum werden ihre neuen Nachbarn sein. Aus den lokalen Beziehungen ergibt sich eine besondere Sorgfaltspflicht, erläutert Steffi Kinner. So qualifizierte sie sich auch und ließ sich zertifizieren. Sie sagt: „Gute, objektive Beratung ist die Voraussetzung, um lokal und auf Dauer erfolgreich zu sein. Für Käufer und Verkäufer geht es dabei um sehr viel Geld.“ Sowohl im Ausschuss für Finanzdienstleistungen als auch in der Vollversammlung ist Steffi Kinner die einzige Vertretung ihres Berufsstandes. Eine Rolle, derer sie sich bewusst ist: „Wir erleben gerade eine massive Einflussnahme der Politik auf die Immobilienwirtschaft. Die IHKs müssen dazu Stellung beziehen.“               
FORUM fragte nach:
Frau Kinner, was läuft denn aus Ihrer Sicht falsch bei den Immobilien?
Die Auflage, ab 2024 keine Öl- oder Gasheizungen mehr einzubauen, kommt einer Enteignung gleich. Mit dem Gebäudeenergiegesetz kommen auf viele Hausbesitzer Kosten von 100 000 Euro zu. Hinzu kommt, dass die geforderte Wärmedämmung im denkmalgeschützten Bereich gar nicht leistbar ist. Deutschland hat in der EU eine sehr niedrige Quote bei privat genutztem Wohneigentum.

FORUM: Es ist doch politisch auch gar nicht mehr gewollt, oder?
Das ist grüne Politik. Aber wir leben nicht nur in hochverdichteten Städten, sondern auch in einer ländlichen Region. Und es ist nicht hinzunehmen, dass die Politik den
Menschen vorschreibt, wie sie wohnen dürfen.

FORUM: Schlägt sich die Entwicklung bereits auf dem Immobilienmarkt nieder?
Im Land Brandenburg ist die Zahl der Kauffälle 2022 im zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Ich gehe von weiter rückläufigen Zahlen aus, wenn die (grünen) Vorgaben sich im neuen GEG durchsetzen, weil sich viele junge Familien die Zusatzkosten für erneuerbare Energien nicht leisten können. Auch die Banken sind sehr zurückhaltend, sodass ich 2023 mit einem weiteren Rückgang rechne. Potsdam-Mittelmark ist da vielleicht noch eine Ausnahme, weil die Nachfrage aus Berlin da ist.

FORUM: In welcher Form könnte die IHK Einfluss nehmen?
Wenn Politiker über so wichtige Dinge wie die Strompreise sprechen – Habeck und Woidke Anfang Juni – sollten sie verpflichtend einen Vertreter der IHK dazu einladen. Und zwar bevor sie ein Gesetz verkünden. Hinterher rudern die Politiker zurück, weil sie einsehen müssen, dass sie vieles nicht bedacht haben. Aktuell erleben wir das mit der Heizungsverordnung.

FORUM: Wie optimistisch sind Sie, dass sich das mal ändern könnte?
Es geht um die Kompetenz in den Unternehmen, die die Politiker besser nutzen sollten. Wir sind über die IHK zumindest im Dialog mit der Politik. Zum Beispiel war Minister Jörg Steinbach als Gast in der Vollversammlung. Die IHK setzt sich für die Ausweisung von Gewerbegebieten, Verkehrserschließung oder auch die Vereinbarung von Familie und Beruf ein. Das sind unsere Zukunftsthemen, um die Wirtschaft zu entwickeln und die Einkommen in der Region zu sichern. Ich habe die IHK dabei als sehr engagiert wahrgenommen.
FORUM/Bolko Bouché
Detlef Gottschling
Leiter
Stabsstelle Presse & Kommunikation