Dezember 2023

Ideenschmiede Fachausschuss

Matthias Plöchl ist Chemiker und promovierte auf dem Gebiet der Ökosystemtheorie. Mit seiner Firma BioenergieBeratungBornim GmbH ist Dr. Plöchl ein international gefragter Experte. Seine Auftraggeber sind in Brasilien, Indien, Kuba und Vietnam zu Hause. Ein Jahr arbeitete er selbst in China, um eine Biogas-Großanlage in Betrieb zu nehmen. Im Laufe von 20 Jahren Selbstständigkeit hat sein Labor 1 600 verschiedene Ausgangsstoffe auf ihre Verwertbarkeit in der Biogasanlage untersucht. Er ist ein Initiator der landesweiten „Biogasfachtagung“, die in diesem Jahr zum 18. Mal stattfindet. Mitveranstalter und Gastgeber ist die IHK Potsdam.  Seit 2017 arbeitet er im Ausschuss für Energie und Klimapolitik der IHK Potsdam mit, er ist dort stellvertretender Vorsitzender. 2022 wurde er in die Vollversammlung gewählt. Er will sein Wissen einbringen, damit das Thema Biogas in der aktuellen Debatte um erneuerbare Energien kompetent vertreten ist.            
FROMUN fragte nach:
Herr Plöchl, was ist ihre Botschaft zum Biogas?
Ich sehe Biogas – wie Wind und Sonne – als erneuerbare Energie, die in unserer Region genutzt werden sollte. Biogas kann klimaneutral für die Stromerzeugung und für die Mobilität im Verbrennermotor eingesetzt werden.
Wie verläuft die Debatte in Ihrem Fachausschuss?
Im Ausschuss für Energie- und Klimapolitik sind Unternehmen der Solartechnik, Windenergie, Stadtwerke und Energieberater vertreten, die alle ihre Sicht einbringen. Wir haben uns aktuell zum Thema „Finanzierung neuer Infrastrukturen für die Energiewende“ geäußert. Dieses Thema geht in die Vollversammlung und soll schließlich über die Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs zu einem Positionspapier werden. Es geht um die Form der Erzeugung, den Ausbau der Netze und die Kosten dafür. Wir wollen die Positionen der Wirtschaft der Landespolitik gegenüber darstellen.
Was hat Sie dazu motiviert, auch in der Vollversammlung mitzumachen?
Im Ausschuss erfolgt der Austausch unter Fachleuten. Aber es ist gut, wenn wir unsere Erkenntnisse auch der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Mit den gestiegenen Energiepreisen ist das Interesse aller Unternehmer groß. Als ich mich Anfang 2022 für die Kandidatur entschieden hatte, da war das aber noch nicht so.
Sie sprechen über Biogasanlagen in der Öffentlichkeit, Sie sind Gemeindevertreter und in zwei IHK-Gremien. Wie steht es um die
Debattenkultur?
Viele Menschen haben verfestigte Meinungen. Beim Biogas ist es das Vorurteil, dass Maisanbau zulasten der Ernährung gehe. Bei uns werden Biogasanlagen aber überwiegend mit Pflanzen geringer Qualität betrieben, die manchmal selbst als Tierfutter ungeeignet sind. Ähnlich aufgeladen ist die öffentliche Diskussion zur Windkraft – wir haben das in der Gemeindevertretung gerade erlebt. Im Ausschuss für Energie- und Klimapolitik führen wir dagegen eine sehr sachliche Diskussion unter Fachleuten. In der Vollversammlung war Energiepolitik die letzten Male noch nicht auf der Tagesordnung. Bei 80 Mitgliedern stelle ich es mir aber schwierig vor, in die Tiefe zu gehen. Da wäre es gut, wenn es regelmäßig themabezogene Diskussionsangebote gibt, gern auch online.
FORUM/BB