März 2023

Erfolg braucht Kultur

Mit jährlich rund 150 eigenen und noch einmal so vielen Fremdveranstaltungen ist der Nikolaisaal Potsdams gute Stube für Musik. Heike Bohmann ist seit 25 Jahren mit Leidenschaft, Ausdauer und Durchsetzungsvermögen Kulturmanagerin, davon 16 Jahre in Potsdam. Seit 2018 ist sie die Geschäftsführerin der stadt­eigenen gGmbH. Zusammen mit den künstlerischen Leitungen hat sie dazu beigetragen, dass Konzertbesuche für sehr viele Potsdamer selbstverständlich sind. „Konzerthaus für alle“ nennt sie den Nikolaisaal, weil er so viele Musikrichtungen bedient und generationsübergreifend genutzt wird – beginnend mit den „Babykonzerten“ für Null- bis Einjährige.
Aus ihrer Berufserfahrung weiß Heike Bohmann, wie wichtig Netzwerke sind. Aber sie sagt: „Ich treffe mich nicht mit Leuten, nur um zu reden. Dafür ist mir die Zeit zu kostbar.
Bei der IHK erhoffe ich mir ein zielorientiertes Arbeiten. Es ist mein Wunsch, den Kulturbetrieben eine Lobby zu verschaffen, damit wir sie gemeinsam voranbringen und ihre Bedeutung für die Region erkennen.“             
FORUM fragte nach:
Frau Bohmann, wie sind Sie auf die Idee gekommen, für die Vollversammlung zu kandidieren?
Über ein Azubi-Projekt, das wir der IHK vorstellten, kam der Kontakt zustande und baute sich weiter aus. Es gab viele Berührungspunkte. Im Corona-Lockdown haben wir das Netzwerk „KulturMachtPotsdam“ gegründet, die IHK war in dieser Zeit für die Kulturschaffenden ein wichtiger Ansprechpartner für Fragen zu den verschiedenen Corona-Hilfen. In der aktuellen Situation muss sich die Kultur besonders Gehör verschaffen, da werden die Netzwerke weiter gebraucht. Aus meiner Sicht brauchen Wirtschaft und Kultur einander, das war der Grund meiner Kandidatur.

Was ist „KulturMachtPotsdam“ für ein Netzwerk, und welche Ziele verfolgen Sie damit?
Wir sind eine Initiative Potsdamer Kulturschaffender, von Künstlerinnen und Künstlern. Wir haben 2020 zusammengefunden, um in der Pandemie sichtbar zu bleiben. Mithilfe der Zuwendungen haben sich die Kulturbetriebe über die Zeit der Schließungen gerettet. Gemeinsam wollen wir verhindern, dass Haushaltskürzungen zulasten der Kultur gehen. Für mich ist Kultur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit Wirkung über die eigene Branche hinaus.

Welche Branchen profitieren besonders vom kulturellen Angebot einer Stadt?
Unmittelbar Gastronomie und Einzelhandel, aber mittelbar alle Unternehmen. Die Lebensqualität einer Stadt ist ein wichtiger Faktor, Kultur trägt dazu bei. Für die dringend gesuchten Fachkräfte ist es ein Unterschied, ob wir ihnen hier etwas bieten können oder sie nach Berlin fahren müssen. Der volkswirtschaftliche Nutzen von Kultur ist nachweisbar, wir brauchen sie für den Erfolg der Stadt. Ebenso brauchen wir erfolgreiche Unternehmen und städtische Einnahmen, damit Kultur gefördert werden kann. Dieser Zusammenhang wurde bereits anhand von Städten mit Barockopernhäusern untersucht. Warum Barockopernhäuser? Weil dort die Wechselwirkung über drei Jahrhunderte sichtbar wird. Was wir unbedingt verhindern müssen, ist ein Verteilungskampf angesichts drohender Haushaltskürzungen. Es fragte Bolko Bouché
Detlef Gottschling
Leiter
Stabsstelle Presse & Kommunikation