Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

Antworten Neustadt

Am 9. Juni 2024 wird gewählt. Sie können mit Ihrer Stimme beeinflussen, wer in Zukunft die Entscheider vor Ort sein werden: In den Gemeinderäten und Kreistagen, in den Positionen der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie im Bezirkstag. Doch welche Fraktionen stehen eigentlich für wirtschaftliche Belange ein? Wie will die Politik die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen? Wir haben bei den Fraktionen in den kreisfreien Städten und Landkreisen nachgefragt, damit Sie bei der diesjährigen Kommunalwahl das richtige Kreuz setzen können.

Befragt wurden alle Fraktionen (ab zwei Mitgliedern), die aktuell innerhalb der Pfalz in den Stadträten und Kreistagen sitzen. Dafür haben wir per Post und E-Mail jeweils drei Fragen an die Fraktionen gesendet, die sie uns schriftlich beantworten konnten. Hier finden Sie alle Antworten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten haben, sowie unsere IHK-Position zum Vergleich. 

Frage 1 in Neustadt

Ohne Fachkräfte läuft nichts. Die duale Ausbildung stellt sicher, dass junge Menschen ihren Platz in der Arbeitswelt finden. Wie kann die Berufsorientierung in den Schulen gestärkt werden, damit junge Menschen und Unternehmen besser in Kontakt kommen?

Unsere Position zu Frage 1:

Die Babyboomer gehen in Rente – und der pfälzischen Wirtschaft fehlen die Fachkräfte. Bereits heute sind viele Unternehmen nicht nur stark vom Fachkräftemangel, sondern auch vom Mangel an Arbeitskräften betroffen. Diese Entwicklung wird sich künftig verstärken. Umso wichtiger ist es, dass Schulen und Unternehmen Hand in Hand arbeiten, damit jungen Menschen der Start ins Berufsleben bestmöglich gelingt.
Als ersten Schritt gilt es daher, die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern an allen Schulen zu optimieren. Nach einer individuellen Stärkenanalyse sind Informationen und Praxiserfahrung der Schlüssel für den Einstieg ins Berufsleben. Je enger der Austausch der Schulen vor Ort mit der lokalen Wirtschaft ist, desto mehr profitieren alle Seiten. Dies könnte u.a. im Rahmen von Schulkooperationen geschehen, bei denen Unternehmensvertreter Praxiseinblicke geben und Praktika anbieten. Zugleich kann dadurch das Bewusstsein für die Berufsausbildung als attraktiver und dem Studium gleichwertiger Bildungsweg gestärkt werden. Denn die duale Ausbildung ist die zentrale Qualifizierungssäule der Wirtschaft und ein optimales Fundament für die Karriere. Viele Unternehmen bilden ihren Nachwuchs selbst aus und sichern sich so die Fachkräfte von morgen. Junge Menschen wiederum profitieren davon, dass sie einen Abschluss in der Tasche haben, auf den sie in einem durchlässigen Bildungssystem aufbauen können.
Damit künftige Auszubildende und Ausbildungsbetriebe zueinander finden können, gilt es, unsere Vielzahl an Ausbildungsmessen sowie den verpflichtenden Berufs- und Studienorientierungstag an allen allgemeinbildenden Schulen zu stärken. Die IHK Pfalz steht hier jederzeit als Partner zur Verfügung.

Frage 2 in Neustadt

Es lebt sich gut in Neustadt, zumindest für Erwachsene. Wie können bessere Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche geschaffen werden?

Unsere Position zu Frage 2:

Neustadt ist eine lebenswerte Stadt, in der gerade die weichen Standortfaktoren von den Anwohnenden geschätzt werden [1]. Mit dem Pfälzerwald und den Weinbergen vor der Haustür ist Neustadt ein attraktiver Standort, um wandern zu gehen, Rad zu fahren oder die Kultur rund um den Wein zu genießen. Das Durchschnittsalter in Neustadt ist im bundesweiten Vergleich leicht überdurchschnittlich [2] und gerade für die ältere Bevölkerung hat Neustadt beinahe alles zu bieten, was das Herz begehrt. Im Gegenzug fehlt es der Stadt jedoch an Freizeiteinrichtungen für Jugendliche.
Gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen sind für die Kommunen weitgehend freiwillige Aufgaben und fallen daher oftmals hinten runter, wenn das Geld knapp wird. Für die Attraktivität des Standorts ist es allerdings von hoher Bedeutung, dass auch Kinder und Jugendliche ein vielfältiges Freizeitangebot haben. Nicht zuletzt beeinflusst dies auch die Wohnortwahl von Familien und damit den Arbeits- und Fachkräften, die in oder um Neustadt herum arbeiten möchten. Wenn Jugendliche Einrichtungen haben, in denen Sie nach der Schule ihre Freizeit verbringen können, stellt dies zugleich ein Betreuungsangebot dar, das die Eltern entlastet. Aus diesem Grund sind gerade die weichen Standortfaktoren nicht zu vernachlässigen: Wirtschaft braucht Fachkräfte und Fachkräfte brauchen Rahmenbedingungen, die Ihnen zuverlässiges Arbeiten neben Familie und alltäglichen Aufgaben ermöglichen.
Die Stadt Neustadt sollte deshalb aktiv die Kultur- und Vereinsszene unterstützen, um so das Angebot für Jugendliche aufzuwerten. Zudem ist eine lebendige Nachtszene essenziell, um junge Menschen am Standort zu halten. Denkbar ist auch das verstärkte Einbinden von Jugendlichen in stadtbezogene Projekte oder Beteiligungsformate, damit die Perspektive der jungen Generation stärker gehört wird.

Frage 3 in Neustadt

Das Onlinezugangsgesetz wird entfristet. Wie geht es nun mit der Digitalisierung der Verwaltungsleistungen weiter? Wie sind Ihre Prioritäten?

Unsere Position zu Frage 3: 

Nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sollten ursprünglich bis Ende 2022 alle wichtigen Verwaltungsleistungen digital über ein einheitliches Portal verfügbar sein. Diese Vorgabe konnte aufgrund der unterschiedlichsten Verwaltungssysteme vor allem auf kommunaler Ebene nicht umgesetzt werden. Statt weiter unter Hochdruck an der Verwaltungsdigitalisierung zu arbeiten, wird das OZG nun entfristet. Derzeit sind weder eine zeitliche Vorgabe noch ein einheitliches Portal gesetzlich vorgesehen. Wann die Unternehmen auf digitale Angebote zurückgreifen können, ist daher völlig offen. Es steht zu befürchten, dass notwendige finanzielle Mittel gekürzt werden, statt in die digitale Zukunft zu investieren. 
Zwar wurden auch in Neustadt mit der Einrichtung des digitalen Serviceportals spürbare Verbesserungen wie beispielsweise digitale KFZ-An- und Ummeldungen umgesetzt. Komplexere Verfahren wie Bauanträge bleiben jedoch analog. Papierwirtschaft und Aktenordner-Transport ist der Wirtschaft, die im internationalen Wettbewerb bestehen muss, jedoch nicht mehr vermittelbar. Neustadt steht als Wirtschaftsstandort nicht nur mit anderen Kommunen in Rheinland-Pfalz in Konkurrenz, die ebenfalls noch mit der Digitalisierung kämpfen. Es geht vielmehr darum, attraktive Unternehmen im globalen Wettkampf zu halten und zu werben. Alle wichtigen Verwaltungsleistungen müssen schnellstmöglich digitalisiert werden, und zwar in Form einer vollständigen Online-Abwicklung. Das Land Rheinland-Pfalz ist in der Pflicht, einen entsprechenden Rahmen zu schaffen, der die Digitalisierung der Verwaltungsangebote ermöglicht. Dazu müssen unter anderem die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Dies gilt jedoch auch für die kommunale Ebene, die ebenfalls weiter investieren und das vorhandene Online-Angebot schnellstmöglich ausbauen und vervollständigen muss.  

Ergänzende Rückmeldungen

Folgende Fraktionen haben uns optional weitere inhaltliche Rückmeldungen zukommen lassen: