Industrie mit historisch schlechter Auftragslage
IHK Ostbrandenburg präsentiert Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage Herbst 2025
Frankfurt (Oder), 16.10.2025 - Der Konjunkturklimaindex ist in Ostbrandenburg gegenüber dem Frühsommer um zwei Punkte auf 90 gestiegen, bleibt jedoch unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Wobei die Entwicklung nach Branchen und Betriebsgrößen sehr unterschiedlich ausfällt. Besonders kritisch ist die Situation der Industrie, wo eine Nachfragschwäche infolge geopolitischer Unsicherheiten mit steigenden Kosten zusammenfällt. In anderen Branchen scheint hingegen die konjunkturelle Talsohle durchschritten. Insgesamt zeigt die wirtschaftliche Stimmung Stabilität bei kleineren Unternehmen und Befürchtungen bei größeren Betrieben.
„In den Umfrageergebnissen spiegelt sich die gewachsene Krisenresilienz unserer regionalen Unternehmen wider. So fasst das Baugewerbe langsam wieder Tritt “, erklärt Monique Zweig, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostbrandenburg. „Zugleich geben die historisch schlechte Auftragslage der Industrie und die vielfach ausgeprägte Zurückhaltung bei Investitionen Anlass zur Sorge.“
Konkret bezeichnen 29,1 Prozent aller befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 51,6 Prozent als befriedigend und 19,3 Prozent als schlecht. Bei den Erwartungen rechnen in den kommenden Monaten 5,9 mit Prozent besseren Geschäften, 62,5 Prozent mit gleichbleibenden und 31,6 Prozent mit schlechteren Geschäften.
Die Investitionsabsichten sind gegenüber dem Jahresbeginn 2025 rückläufig. So wollen 17,1 Prozent der Unternehmen mehr investieren (Beginn 2025 – 19,5 %) und zehn Prozent ihre Investitionen zurückfahren (Beginn 2025 – 7,1 %). Beim Personal ist hingegen mit leicht steigendem Bedarf zu rechnen. Je nach Branche fallen diese Durchschnittswerte jedoch sehr verschieden aus.
Die Auswertung nach Branchen
In der Industrie bezeichnet ein Viertel der Betriebe seine Geschäftslage als schlecht. Und fast die Hälfte (45,6 %) erwartet künftig schlechtere Geschäfte, nur 6,6 Prozent rechnen mit besseren Geschäften. Besorgniserregend ist, dass erstmalig seit 20 Jahren eine Mehrheit (59,4 %) der Unternehmen zurückgehende Auftragseingänge meldet.
„Die Industriebetriebe kämpfen mit einem komplexen Mix an negativen Effekten, worauf sie selbst kaum Einfluss haben. Dazu gehören politische Rahmenbedingungen, stark steigende Kosten für Personal, Energie und Rohstoffe sowie eine sinkende Nachfrage“, erklärt Monique Zweig. „Hier sind Europa-, Bundes- und Landespolitik gefordert, schnellstmöglich gegenzusteuern.“
Im Baugewerbe hat sich die Geschäftslage deutlich verbessert. Der Großteil der Baubetriebe (70,4 %) rechnet mit einer Stabilisierung der Lage. Infolge der verbesserten Auftragslage wird auch der Personalabbau gebremst. Allerdings halten sich viele Betriebe bei Investitionen noch zurück, nur knapp jeder dritte signalisiert Investitionsbereitschaft (31,5 %). Ohne gezielte Entlastungen und Investitionsimpulse droht die Erholung der Branche zu stagnieren.
Auch im Handel hat sich die Stimmung aufgehellt, obwohl weiterhin rund die Hälfte der Händler (45,9 %) ihre Geschäftslage als schlecht bezeichnet. Das liegt vor allem an der Lageverschlechterung des Großhandels, während sich der Einzelhandel nach einem starken Tief langsam erholt. Wobei speziell der Einzelhandel weiter Druck auf die Personalkosten erwartet, offensichtlich dem steigenden Mindestlohn geschuldet. Sowohl Einzelhändler als auch Großhändler sehen die größten Risiken für sich in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (83,7 %). Ein weiteres großes Risiko ist der Inlandsabsatz – d.h. der Druck des Online-Handels.
Die Dienstleister zeigen sich robust. Der Konjunkturklimaindex für diese Branche von 98 Punkten belegt, dass weder Euphorie noch Krise spürbar sind. Die Mehrheit der Unternehmen (63,4 %) ist zuversichtlich, dass die Geschäfte auch künftig auf dem aktuellen Niveau weiterlaufen. Die Investitionsbereitschaft liegt mit 61,1 Prozent hoch, auch wenn das Investitionsvolumen insgesamt rückläufig ist. Das zeigt, dass viele Unternehmen doch auf Sicht fahren. Die Personalpläne der Branche bleiben stabil. Ihr Top-Risiko sehen 62,3 Prozent der Befragten in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, gefolgt von Fachkräftemangel mit 49,6 Prozent.
Das Verkehrsgewerbe hat die Talsohle offenbar durchschritten und stabilisiert sich. So sind 73,4 Prozent der Verkehrs- und Logistikunternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Das belegt auch die jüngst gestiegene Investitionsbereitschaft von 68,3 Prozent. Allerdings zeigt der Konjunkturklimaindex von 82 Punkten weiterhin, welchen Nachholbedarf es für einen nachhaltigen Aufschwung der Branche gibt. Beim Personal liegt der Schwerpunkt auf dem Halten der Belegschaft.
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