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Wassersport-Branche boomt
STANDPUNKT. Das ist die FORUM-Serie, in der Menschen zu Wort kommen, die auf dem wirtschaftspolitischen Parkett unterwegs sind und damit die regionalen Unternehmen unterstützen. Ob in Verbänden oder Vereinen, im Ehrenamt oder hauptamtlich, in Verwaltungen oder Interessenvertretungen – im Mittelpunkt steht die Wirtschaft in der Hauptstadtregion, in Brandenburg und Berlin. Heute kommt zu Wort: Karsten Stahlhut, Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V.
Morgendämmerung. Totale Stille. Nur hier und da ein paar Fische unter den sanften Nebelschwaden auf dem Wasser. Die Vogelwelt erwacht und lässt ihren Gesang erklingen. Langsam erhebt sich die Sonne majestätisch am Horizont und kitzelt die Nase der Frühaufsteher unter den Wassersportlern, die mit dem Duft einer frisch gebrühten Tasse Kaffee den Tag an Bord beginnen. Ein Ausbruch aus dem Alltag, sanfte Entschleunigung, ein Gefühl von Freiheit, einmalige Naturerlebnisse, Zeit für sich und die Familie – das sind die Hauptmotive für die meisten Wassersportler, unabhängig von ihren speziellen Vorlieben.
Die Wassersport-Branche boomt in den vergangenen Jahren. Davon profitiert gerade auch die Metropolregion Berlin Brandenburg in besonderem Maße. Berlin Brandenburg, das größte zusammenhängende Binnenrevier für Wassersportenthusiasten in Europa, ist das Mekka des Wassersports und des Wassertourismus. Ob Segeln, Hausbootferien, Angeltrips oder Kanutouren, die Gewässer in und rund um Berlin suchen ihresgleichen und bieten Abwechslung und Entspannung pur. Wie wichtig der Wassertourismus gerade für diese ländlich geprägte Region ist, zeigen ein paar konkrete Zahlen, die in regelmäßigen Abständen neu erhoben werden. Insgesamt stehen über 1.500 Kilometer schiffbare Wasserwege in Brandenburg zur Verfügung, darunter viele Bundes- und Landeswasserstraßen. 470 Kilometer davon sind sogar führerscheinfrei befahrbar. Weitere rund 6.500 Kilometer Wasserstraßen sind speziell für Kanuten und Ruderer ausgelegt.
39 Prozent der Urlauber in Brandenburg geben an, dass Aktivitäten an, in und auf dem Wasser die wichtigste Rolle bei ihrem Urlaub spielen. Dieser Wert ist deutschlandweit der höchste in Bezug auf Binnengewässer. Insgesamt stehen mehr als 800 Sportboothäfen mit insgesamt 17.000 Liegeplätzen den Wassersportlern zur Verfügung. Es gibt 83 Charteranbieter mit über 1.100 Motoryachten, Haus- und Segelbooten sowie 156 Flößen. Hinzu kommen rund 130 mit über 3500 Mietkanus sowie 65 Fahrgastschiffbetreiber mit einer Flotte von 180 Schiffen.All das führt unter dem Strich zu einem Gesamtbruttoumsatz von über 200 Millionen pro Jahr und einem entsprechenden, qualifizierten Arbeitsplatzangebot und -Sicherung vor Ort.
Deutschland hat Schleusenmuseum mit gravierenden Folgen
Umso wichtiger erscheint da der Blick auf die Infrastruktur, wie z.B. die zahlreichen Schleusen und Wehre, die es entlang der Wasserstraßen gibt. Dieser Blick fällt allerdings deutlich ernüchternder aus. Die Schleusen sind eine Art „Lebensader“ des Systems Binnenwassersport, und gerade hier hakt es besonders. Deutschland hat ein wahres „Schleusenmuseum“ mit einem Durchschnittsalter um die hundert Jahre. Die meisten Schleusen stammen noch aus „Kaisers Zeiten“ und wurden seitdem nicht richtig saniert, einige nicht mal richtig instandgehalten. Worin das münden kann, konnte man 2018/2019 in Zaaren beobachten. Die wichtige Schleuse Zaaren, an der oberen Havelwasserstraße gelegen, fiel von heute auf morgen mitten in der Hochsaison aus. Nichts ging mehr. Vielleicht wäre es nicht so dramatisch gewesen, wenn diese Schleuse nicht ausgerechnet auf der Hauptverbindung zwischen Brandenburg und Mecklenburgischer Seenplatte so eine Art „Hauptschlagader“ gewesen wäre. Zahlreiche Urlauber stornierten ihre Boote, die Gastronomie und der Handel litt in unbeschreiblicher Weise, eine ganze Region wurde abgeschnitten.
Leider, so muss man es sagen, hat die Politik aus der dramatischen Situation damals nichts gelernt. Nach wie vor werden kaum finanzielle Mittel für die Bundeswasserstraßen, die nicht die Hauptwasserstraßen sind, zur Verfügung gestellt. Alle Mittel fließen in Rhein, Donau und Mosel, weil hier die Berufsschifffahrt Vorrang genießt. Am Ende bleibt für die Freizeitwasserstraßen leider nicht viel übrig. Gemeinsam mit vielen anderen Akteuren wünscht sich der BVWW nichts sehnlicher, als einen strukturierten Investitionsplan für die Wasserstraßen in Berlin Brandenburg bis hoch zur Müritz. Leider jedoch vergehen Jahr für Jahr und Legislatur für Legislatur ohne nennenswerte Veränderungen. Auch der kürzlich eingeführte eigene Haushaltstitel hilft nicht weiter, wenn es keine qualifizierte Bestandsaufnahme und daraus resultierende Priorisierung gibt. Berücksichtigt man dann, dass ein Schleusenneubau heutzutage rund 20 Millionen kostet, ist auch der Haushaltstitel nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Einen kleinen Lichtblick gibt es allerdings. Die neue Arbeitsweise im Bundesministerium für Digitales und Verkehr lässt hoffen, dass es dem Wassersport, gerade auch im Raum Berlin Brandenburg, in Zukunft wieder etwas einfacher gemacht wird.
Die Wassersport-Branche boomt in den vergangenen Jahren. Davon profitiert gerade auch die Metropolregion Berlin Brandenburg in besonderem Maße. Berlin Brandenburg, das größte zusammenhängende Binnenrevier für Wassersportenthusiasten in Europa, ist das Mekka des Wassersports und des Wassertourismus. Ob Segeln, Hausbootferien, Angeltrips oder Kanutouren, die Gewässer in und rund um Berlin suchen ihresgleichen und bieten Abwechslung und Entspannung pur. Wie wichtig der Wassertourismus gerade für diese ländlich geprägte Region ist, zeigen ein paar konkrete Zahlen, die in regelmäßigen Abständen neu erhoben werden. Insgesamt stehen über 1.500 Kilometer schiffbare Wasserwege in Brandenburg zur Verfügung, darunter viele Bundes- und Landeswasserstraßen. 470 Kilometer davon sind sogar führerscheinfrei befahrbar. Weitere rund 6.500 Kilometer Wasserstraßen sind speziell für Kanuten und Ruderer ausgelegt.
39 Prozent der Urlauber in Brandenburg geben an, dass Aktivitäten an, in und auf dem Wasser die wichtigste Rolle bei ihrem Urlaub spielen. Dieser Wert ist deutschlandweit der höchste in Bezug auf Binnengewässer. Insgesamt stehen mehr als 800 Sportboothäfen mit insgesamt 17.000 Liegeplätzen den Wassersportlern zur Verfügung. Es gibt 83 Charteranbieter mit über 1.100 Motoryachten, Haus- und Segelbooten sowie 156 Flößen. Hinzu kommen rund 130 mit über 3500 Mietkanus sowie 65 Fahrgastschiffbetreiber mit einer Flotte von 180 Schiffen.All das führt unter dem Strich zu einem Gesamtbruttoumsatz von über 200 Millionen pro Jahr und einem entsprechenden, qualifizierten Arbeitsplatzangebot und -Sicherung vor Ort.
Deutschland hat Schleusenmuseum mit gravierenden Folgen
Umso wichtiger erscheint da der Blick auf die Infrastruktur, wie z.B. die zahlreichen Schleusen und Wehre, die es entlang der Wasserstraßen gibt. Dieser Blick fällt allerdings deutlich ernüchternder aus. Die Schleusen sind eine Art „Lebensader“ des Systems Binnenwassersport, und gerade hier hakt es besonders. Deutschland hat ein wahres „Schleusenmuseum“ mit einem Durchschnittsalter um die hundert Jahre. Die meisten Schleusen stammen noch aus „Kaisers Zeiten“ und wurden seitdem nicht richtig saniert, einige nicht mal richtig instandgehalten. Worin das münden kann, konnte man 2018/2019 in Zaaren beobachten. Die wichtige Schleuse Zaaren, an der oberen Havelwasserstraße gelegen, fiel von heute auf morgen mitten in der Hochsaison aus. Nichts ging mehr. Vielleicht wäre es nicht so dramatisch gewesen, wenn diese Schleuse nicht ausgerechnet auf der Hauptverbindung zwischen Brandenburg und Mecklenburgischer Seenplatte so eine Art „Hauptschlagader“ gewesen wäre. Zahlreiche Urlauber stornierten ihre Boote, die Gastronomie und der Handel litt in unbeschreiblicher Weise, eine ganze Region wurde abgeschnitten.
Leider, so muss man es sagen, hat die Politik aus der dramatischen Situation damals nichts gelernt. Nach wie vor werden kaum finanzielle Mittel für die Bundeswasserstraßen, die nicht die Hauptwasserstraßen sind, zur Verfügung gestellt. Alle Mittel fließen in Rhein, Donau und Mosel, weil hier die Berufsschifffahrt Vorrang genießt. Am Ende bleibt für die Freizeitwasserstraßen leider nicht viel übrig. Gemeinsam mit vielen anderen Akteuren wünscht sich der BVWW nichts sehnlicher, als einen strukturierten Investitionsplan für die Wasserstraßen in Berlin Brandenburg bis hoch zur Müritz. Leider jedoch vergehen Jahr für Jahr und Legislatur für Legislatur ohne nennenswerte Veränderungen. Auch der kürzlich eingeführte eigene Haushaltstitel hilft nicht weiter, wenn es keine qualifizierte Bestandsaufnahme und daraus resultierende Priorisierung gibt. Berücksichtigt man dann, dass ein Schleusenneubau heutzutage rund 20 Millionen kostet, ist auch der Haushaltstitel nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Einen kleinen Lichtblick gibt es allerdings. Die neue Arbeitsweise im Bundesministerium für Digitales und Verkehr lässt hoffen, dass es dem Wassersport, gerade auch im Raum Berlin Brandenburg, in Zukunft wieder etwas einfacher gemacht wird.
Karsten Stahlhut
Zur Person:
Nach einer Ausbildung zum Hotelfachmann und anschließender Tätigkeit als Eventmanager bei einer Regionalbrauerei studierte Karsten Stahlhut Betriebswirtschaftslehre mit Scherpunkt Marketing und Reiseveranstalter an der Jade Hochschule Wilhelmshaven. Während dieser Zeit nahm er bereits an einem Trainee-Programm des ehemaligen Reiseveranstalters Thomas Cook teil, bevor er nach Abschluss des Studiums dort den Posten des Senior Produkt Managers für das Luxusreisesegment übernahm. 2010 wechselte er als Geschäftsführer zur Bad Pyrmont Tourismus GmbH, einer Destination-Management Organisation. In seiner Funktion war er hier zudem Vorsitzender des Marketings Ausschuss des Weserbergland Tourismus und Vorstandmitglied. Nach rund 10 Jahren im Weserbergland ist er 2020 zum Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. gewechselt, dessen Weiterentwicklung er seitdem vorantreibt.
Nach einer Ausbildung zum Hotelfachmann und anschließender Tätigkeit als Eventmanager bei einer Regionalbrauerei studierte Karsten Stahlhut Betriebswirtschaftslehre mit Scherpunkt Marketing und Reiseveranstalter an der Jade Hochschule Wilhelmshaven. Während dieser Zeit nahm er bereits an einem Trainee-Programm des ehemaligen Reiseveranstalters Thomas Cook teil, bevor er nach Abschluss des Studiums dort den Posten des Senior Produkt Managers für das Luxusreisesegment übernahm. 2010 wechselte er als Geschäftsführer zur Bad Pyrmont Tourismus GmbH, einer Destination-Management Organisation. In seiner Funktion war er hier zudem Vorsitzender des Marketings Ausschuss des Weserbergland Tourismus und Vorstandmitglied. Nach rund 10 Jahren im Weserbergland ist er 2020 zum Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. gewechselt, dessen Weiterentwicklung er seitdem vorantreibt.
Kontakt

Manuela Neumann
Referentin Tourismus
Regionalcenter Berliner Umland