Nachfolge

Mut und Durchhaltevermögen

Unternehmensnachfolge mit bürokratischen Hürden

Wer dringend Medikamente braucht und sie sind in der Apotheke nicht vorrätig, der kann sie dennoch in wenigen Stunden in der Hand halten. Zu den Unternehmen, die dies möglich machen, gehört Transmed Transportmanagement, ein deutschlandweit agierender Dienstleister. Für diesen arbeitet als Subunternehmen auch das Fuhrunternehmen von Björn Niedergall mit Sitz in Heinersdorf (Landkreis Oder-Spree). Die bestellten Arzneimittel werden von der Transmed-Niederlassung in Cottbus abgeholt und zu über 100 Apotheken in Brandenburg und Sachsen-Anhalt befördert – und das rund um die Uhr.
Erst seit Jahresanfang ist Björn Niedergall sein eigener Chef. Mit 31 Jahren ist er noch recht jung für den Sprung ins kalte Wasser, doch er hat es gewagt. Und das kam so: Schon seit 2017 arbeitete er als Kraftfahrer bei seinem Vorgänger Franz Zorzetzki, der schon seit den 1990er Jahren ein Fuhrunternehmen in Heinersdorf betrieb. „Damals wurden neben Arzneimitteln auch noch Bücher befördert“, erklärt Björn Niedergall. Nach und nach übernahm er immer mehr logistische und organisatorische Aufgaben, so dass der dem Rentenalter näher rückende Chef ihn eines Tages fragte: „Willst du nicht die Firma übernehmen?“ Björn Niedergall war interessiert, wollte sich aber „erst einmal schlau machen“.

Unterstützung durch die IHK

Sein erster Ansprechpartner für ihn und seinen damaligen Chef war die IHK. „Wir wollten wissen, wie man am besten so eine Firmennachfolge bewerkstelligt.“ Dr. Axel Strasser habe die Männer begleitet und Alternativen zu den verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt. So sei er dazu beraten worden, dass ein KGT nicht übernommen werden könne und im Zuge der Übernahme die Neugründung einer GmbH sinnvoll sein könnte. Björn Niedergall lobt auch den Lotsendienst bei der IHK unter der Leitung von Frau Haak, von der er viele Tipps für den Eintritt in die Selbstständigkeit bekommen habe.
Das meiste lief ja wegen Corona über Video-Chats am PC. Aber ich konnte alles fragen, was mir auf den Nägeln brannte.

Björn Niedergall

Dennoch war die Materie schwierig: „Mit jeder Antwort kamen neue Fragen auf.“ Als er glaubte, alles würde jetzt seinen Gang gehen, bekam er es mit den Unbilden in der Praxis zu tun. Zum 1. Januar 2022 wollte er mit seinem neuen Unternehmen starten und meldete rechtzeitig am 31. August 2021 das Gewerbe an. Das erste Schriftstück, eine Mahnung, habe er schon 14 Tage später von der Berufsgenossenschaft bekommen. Niedergall, ohnehin schon nervös und angespannt in der Phase der Neugründung, fiel aus allen Wolken. Nach einem Telefonat löste sich das Missverständnis auf. Mit dem Finanzamt lief ebenfalls nicht gleich alles auf Anhieb. Mehrere Anläufe brauchte es laut Niedergall, um zu den Steuernummern für das neue Unternehmen und die acht Mitarbeiter, die der Neue aus der alten Firma übernommen hatte, zu kommen. Probleme gab es auch mit dem Kredit in Höhe von rund 60 000 Euro, den der Jungunternehmer, Vater von drei Kindern, brauchte, um den Vorbesitzer auszuzahlen. Regionale Banken, wo er vorgesprochen habe, hätten abgelehnt, „weil der Businessplan nicht genug abwirft“. Auch ein Firmenkonto habe er nicht eröffnen können. „Aber ich gebe nicht so schnell auf“, so Björn Niedergall kämpferisch. „Ich habe einen Privatkredit bekommen und mein Firmenkonto bei einer Onlinebank eröffnet.“
Dann zum 1. Januar dieses Jahres konnte er als Unternehmenschef starten. Dabei hatte Björn Niedergall einst Bäcker gelernt, aber nie in diesem Beruf gearbeitet. Einige Jahre war er im Bereich Brandschutz auf der Baustelle des Flughafens Schönefeld tätig, 2017 fing er in dem Fuhrunternehmen an, das er heute selbst leitet. Das wirtschaftliche Risiko hält Björn Niedergall für überschaubar. „Meine Mitarbeiter haben einschlägige Erfahrungen, sind zuverlässig und alle sprechen deutsch.“ Das sei ein Pfund, das heute zähle, ist er sich sicher. Trotzdem belasten gerade die Spritpreise und weitere Erhöhungen des Mindestlohnes.

In Zukunft breiter aufstellen

Auch wenn er weiter für Transmed Transportmanagement arbeiten wird, will sich der junge Chef gern breiter aufstellen. „Wir nehmen Transportaufträge aller Art an, auch Autos können wir befördern, wir haben nicht nur
 FORUM/Ruth Buder
Dr.Axel Strasser
Projektmitarbeiter Nachfolge
Regionalcenter Oderland