FORUM September - Nachfolge

An morgen denken und Zukunft sichern

Die Lage in Ostbrandenburg ist ernst. Schon mehr als 15 000 Firmeninhaber sind älter als 55 Jahre. Das Gelingen einer Nachfolge entscheidet über das Lebenswerk des Unternehmers ebenso wie über Arbeitsplätze, Steueraufkommen, Innovationskraft und gesellschaftliche Stabilität der Region. 
Deshalb hat die IHK Ostbrandenburg eine ganze Webinar-Reihe zum Thema organisiert. Zu einzelnen Terminen werden verschiedene Schwerpunkte in den Blick genommen: Wie wird die Unternehmensnachfolge geplant und strukturiert? Wie gehe ich auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten? Welchen Wert hat mein Unternehmen und wie sehen die marktüblichen Kaufpreise aus? 
 Die eigene Nachfolge einzuleiten, ist für viele Chefs ein sensibles Thema. Sie haben Sorge, Kunden und Mitarbeiter zu verlieren. Schieben Unternehmer eine solche Entscheidung vor sich her, ist das fatal.

Katrin Hüther-Kay, Referentin Unternehmensbetreuung bei der IHK Ostbrandenburg

“Ein Unternehmen zu übergeben, ist ein Prozess, der sich über Jahre hinziehen kann. Er muss daher rechtzeitig, am besten jetzt, vorbereitet werden. Eine gute Beratung ist dabei genauso nützlich wie Erfahrungen anderer Unternehmer.“ 

Erfahrungen beim Kick-Off-Termin 

Die Unternehmerin Gritli Barich stellte beim Kick-Off-Termin auf der Suche nach einem Nachfolger ihr abzugebendes Unternehmen vor. Im Anschluss an die Veranstaltung klopften gleich mehrere Interessenten an ihre Tür. Zeit zum Austauschen, teilen der Erfahrungen und Vernetzen wird am Ende eines jeden Webinars ebenfalls gegeben. 
Um mehr Unternehmerinnen und Unternehmern wie Gritli Barich bei der Nachfolgersuche zu unterstützen, wir die Webinar-Reihe “Nachfolge Jetzt!” fortgesetzt. Am 21. September ist eine Präsenzveranstaltung geplant. Unternehmer, die einen Nachfolger suchen und Personen, die an einem Unternehmen interessiert sind, sollen zusammenfinden und „matchen“. 
„Sich live kennenlernen, ist einfach noch einmal etwas anderes. Den persönlichen Kontakt können Webinare dann doch nicht ersetzen. Wir freuen uns, wenn wie bei der Eröffnungsveranstaltung viele Teilnehmer zusammenkommen und voneinander profitieren“, sagt Katrin Hüther-Kay. „Die Veranstaltung richtet sich auch an junge Gründungswillige. Der Wunsch nach Selbstständigkeit kann auch in der Übernahme eines Betriebes als Nachfolger münden.“ 
FORUM/KW

Unternehmen übernehmen statt neu gründen

Junge gründungswillige Menschen spielen beim Thema Unternehmensnachfolge eine wesentliche Rolle. Claudia Rosenstengel Projektleiterin von "young companies" der STIC Wirtschaftsfördergesellschaft Märkisch-Oderland mbH spricht im Kurzinterview über die Vorteile, wenn Jung und Alt zusammenkommen. 
Claudia Rosenstengel
Claudia Rosenstengel. Die Projektleiterin von "young companies" kennt die Vorteile, die junge Gründer für übergabewillige Unternehmer haben können. © STIC WIRTSCHAFTSFÖRDERGESELLSCHAFT MÄRKISCH-ODERLAND MBH
FORUM: Gibt es in der Region aktuell mehr Existenzgründer oder mehr Unternehmer, die ihren Betrieb übergeben möchten?  
Claudia Rosenstengel: In Brandenburg sind heute bereits über 40 Prozent der Firmeninhaber älter als 50 Jahre. Nur wenige finden rechtzeitig einen passenden Nachfolger. Bis zu 3.500 Firmen bereiten sich in Brandenburg auf eine Unternehmensnachfolge vor. Noch gibt es aber wesentlich mehr Gewerbeanmeldungen. Im ersten Quartal 2021 waren es schon rund 5.000 Gewerbeanmeldungen. Hier ist also noch viel Potenzial, diese Beiden zusammenzubringen.  
FORUM: Wie passen Existenzgründer und das Thema Nachfolge zusammen?  
Claudia Rosenstengel: Für Existenzgründer hat die Unternehmensnachfolge einen entscheidenden Vorteil. Als Nachfolger erzielen sie vom ersten Tag an Umsatz. Das Unternehmen ist bereits am Markt etabliert und Mitarbeiter, wenn vorhanden, schon eingearbeitet. Die Neukundengewinnung entfällt und der Kundenstamm ist schon aufgebaut. Eine Übernahme als Geschäftsidee ist durchaus attraktiv.  
FORUM: Welchen Vorteil hat es für einen Unternehmer, gründungswillige junge Menschen als Nachfolger in Betracht zu ziehen?  
Claudia Rosenstengel: Start-ups und Existenzgründer haben Zugang zu vielen Unterstützungen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit wie Gründungszuschüsse oder Fördermittel. Sie sind kreativ, vielfältig und haben frische Ideen, um das Lebenswerk der Übergebenden weiterzuführen und am Markt bestehen zu bleiben.  
Es fragte Katharina Wieske 
Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg
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