Wirtschaftsjunioren: Schule des Ehrenamts

Die Tochter tritt in die Fußstapfen der Mutter

Wirtschaftsjunioren setzen sich für eine lebenswerte Gesellschaft ein. Sie führen Firmen oder arbeiten in verantwortungsvollen Positionen. „Wir wollen die Welt ein kleines bisschen besser machen“, ist ihr Motto.

Im Alter von 18 bis 40 Jahren sind sie aktive Junioren. Haben sie die Altersgrenze überschritten, stehen sie weiter als Fördermitglieder mit Rat und Tat bereit. Viele ehemalige Wirtschaftsjunioren bekleiden heute ein Ehrenamt bei der IHK. Andere engagieren sich ehrenamtlich in Branchenverbänden, in Vereinen oder in der Kommunalpolitik. Warum sind die Wirtschaftsjunioren für junge Leute attraktiv? Weil ihnen Möglichkeiten geboten werden, positive Veränderungen anzuschieben oder durchzusetzen, wird oft gesagt. Die Stärke beruht auf der Vielfalt der Mitglieder: Vertreten sind viele Bereiche der Wirtschaft, aber auch Rechtsanwälte, Finanzberater, Immobilienmakler oder Gastronomen.
Wirtschaftsjunioren schätzen die enge Verbindung in Netzwerken. Wird dort ein Problem vorgestellt, findet sich oft schnell eine Lösung. Dort werden auch Ideen für die eigene Arbeit geboren.

In zwei Generationen dabei

Wie kann man die eigene Tochter bereits als Teenager für ein Ehrenamt interessieren und vielleicht sogar zur Mitarbeit begeistern? Kirstin Zinke, Geschäftsführerin des Toyota Autohauses Frankfurt (Oder), denkt einen Moment nach. „Vielleicht, weil sie hautnah mitbekommen hat, welche positiven Erfahrungen ich dort gemacht habe“, erklärt die 52-Jährige. Tochter Lara, 23 Jahre alt, studiert Recht und Politik an der Viadrina in Frankfurt, sagt zunächst relativ knapp: „Warum nicht. Dort kann man viel lernen.“

Kirstin Zinke – seit 20 Jahren dabei

Kirstin Zinke wurde mit knapp 30 Jahren Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren. „Nach dem Bau hatte ich mit meiner Schwester das Autohaus im Jahre 2002 eröffnet“, sagt sie. Im Mai des folgenden Jahres sei Tochter Lara geboren worden. Die hatte schon als Baby und auch später viel Zeit in dem Autohaus verbracht. „Sie ist dort quasi aufgewachsen und hat viel mitbekommen“, sagt Kirstin Zinke.
Kurz nach der Autohaus-Eröffnung sprach ein Wirtschaftsjunior die Unternehmerin an und fragte, ob der Verein nicht etwas für sie wäre. Mittlerweile ist sie seit etwa 20 Jahren dabei. „Seit meinem 40. Lebensjahr bin ich jedoch laut Statut wegen der Altersgrenze Fördermitglied“, sagt sie.
„Man trifft bei den Wirtschaftsjunioren Gleichaltrige und Gleichgesinnte. Alle haben etwas gewagt und sich getraut, ein Unternehmen aufzubauen oder eine Führungsposition zu übernehmen“, berichtet sie über ihre Erfahrungen. Sie ergänzt: „Wirtschaftsjunioren stehen für einen breiten Erfahrungsaustausch und gemeinsames Lernen.“

Wirtschaftsjunioren bieten spannende Erfahrungen

Tochter Lara stimmt ihrer Mutter zu. „Man kann hier nur lernen. Bei den Wirtschaftsjunioren dabei zu sein, ist wie eine Bildungsreise. Ich nehme von jedem Treffen etwas mit“, erzählt die 23-Jährige. Bei Betriebsbesuchen habe sie Unternehmen kennengelernt, in die sie sonst vermutlich nie hineingekommen wäre. Sie erinnert sich an den kürzlichen Besuch in einer Kaffeerösterei, aber auch in einem Metallbaubetrieb.
„Schon als Schülerin hat mich meine Mutter zu Netzwerktreffen mitgenommen. Das war immer spannend. Interessante Leute waren dabei, die etwas zu erzählen hatten. Mich interessieren immer die Erfahrungen, die sie bei der Durchsetzung ihrer Idee gemacht haben“, berichtet die junge Frau. Im Freundeskreis könne sie davon auch viel berichten.

Tochter mit vielen Ideen

Mutter Kirstin Zinke staunt in ruhigen Momenten heute immer noch über ihren Mut, den sie damals hatte, das Projekt eines autorisierten Autohauses mit angeschlossenem Servicebereich zu eröffnen. Mit ihrer Ausbildung als Betriebsfachwirtin für das Kfz-Gewerbe hatte sie sich damals bei Toyota darum beworben. „Ich war jung, aber entschlossen, mein Traumprojekt umzusetzen. Es war aber eine andere Zeit“, sagt sie.
Derzeit ist der Umbau der Ausstellungsräume, des Außenbereiches und der Werkstatt nahezu abgeschlossen. „Nach 23 Jahren war eine Auffrischung notwendig. Vor allem mussten wir in puncto Digitalisierung uns auf die neuen Zeiten einstellen. Kunden wollen heute nicht beim Autokauf in Prospekten blättern, sondern sich am Bildschirm ihr persönliches Fahrzeug konfigurieren“, sagt sie.
„Meine Tochter hat viele neue Ideen eingebracht, um das Familienunternehmen fit für die Zukunft zu machen“, berichtet Kirstin Zinke. Einige seien garantiert auch bei den Treffen der Wirtschaftsjunioren entstanden, vermutet sie.

Tochter lässt berufliche Zukunft offen

Lara fühlt sich bei den Wirtschaftsjunioren als Studentin gut aufgehoben, obwohl sie keine Führungskraft oder Unternehmerin ist. „Über meine berufliche Zukunft nach dem Studium will ich mich heute noch nicht festlegen. Das weiß auch die Familie. Mir stehen so viele Türen offen. Ob es das Autohaus sein wird, darüber denke ich noch nicht nach“, betont die junge Frau.
Derzeit studiert sie im fünften Semester. Da sie einen Master plant, werden vermutlich noch einmal zwei bis drei Jahre vergehen bis zum Abschluss. Zunächst steht aber noch die von den Wirtschaftsjunioren geplante Veranstaltung Know-how-Transfer im Bundestag an. Eine Woche wird sie dann einen Bundestagsabgeordneten bei der täglichen Arbeit begleiten.
„Ich bin darauf sehr gespannt. Ich will aber auch die Gelegenheit nutzen und berichten, wie die Menschen in meiner Heimat leben“, sagt sie selbstbewusst. „Hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Viele meiner Mitschüler planen den Bau eines Hauses. Das heißt: sie fühlen sich wohl und wollen bleiben“, sagt sie. Diese Botschaft will Wirtschaftsjuniorin Lara aus Frankfurt (Oder) nach Berlin tragen.
FORUM/Gudrun Janicke
Das bundesweite Netzwerk der Wirtschaftsjunioren. Die Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) sind in mehr als 210 WJ-Kreisen mit etwa 10 000 Mitgliedern bundesweit vertreten. Es ist der größte Verband junger Unternehmer und Führungskräfte in Deutschland. In Verantwortung der Mitglieder gibt es 1,2 Millionen Arbeits- und 34 000 Ausbildungsplätze.
Die Wirtschaftsjunioren übernehmen mit ihrem wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Engagement Verantwortung für die Zukunft und geben der jungen Wirtschaft eine Stimme. Sie fördern den Austausch untereinander und die Entwicklung junger Unternehmer und Führungskräfte.

Mit den Aufgaben gewachsen im Ehrenamt bei den Wirtschaftsjunioren

Ivo Haase ist Chef einer Dienstleistungsfirma, international gefragter Unternehmensberater, Mitglied im Außenwirtschaftsausschuss und sozial engagiert zuhause in Neuruppin.

Vor gut 20 Jahren fing für den damals 18-jährigen Ivo Haase, der in Neuruppin lebt, alles an. „Ein Mitglied der Wirtschaftsjunioren aus Ostprignitz-Ruppin lud mich ein, Mitglied zu werden. Der Austausch mit anderen Menschen reizte mich“, sagt er. Ehrenämter in Schule und Vereinen waren ihm nicht fremd.
Bei den Wirtschaftsjunioren wurde der heute 45-Jährige dann Kreissprecher Ostprignitz-Ruppin, war im Landesvorstand Berlin-Brandenburg und später im Bundesvorstand tätig. Für sein Engagement erhielt er die höchsten Auszeichnungen des Bundesverbandes und des internationalen Dachverbandes Junior Chamber International (JCI). Jetzt ist er als Senator Ehrenmitglied auf Lebenszeit.

Durch Wirtschaftsjunioren neue Wege

„Ich durfte mich ausprobieren und einen Beitrag für die Gemeinschaft und Gesellschaft leisten. Ohne die Wirtschaftsjunioren wäre ich wahrscheinlich nie Trainer, Berater und Coach geworden“, betont Haase.
Zunächst sei er ehrenamtlich als Trainer bei den Wirtschaftsjunioren tätig gewesen. Einer der Teilnehmer fragte ihn, ob er das auch für sein Unternehmen machen wolle. „Ich sagte zu“, erinnert sich Haase. Das sei vor mehr als 15 Jahren gewesen.
In der Zwischenzeit habe er all das gelernt, was er als Berater, Trainer und Coach braucht. Inzwischen sei er in 20 Ländern - in Ungarn, Marokko, Südafrika, der Mongolei oder in Syrien - im Einsatz gewesen, in Unternehmen, Institutionen, NGOs, Außenhandelskammern sowie an Universitäten und Hochschulen.

Geschäftsführertätigkeit weiter Schwerpunkt

„Mein Traum war ein eigenes Unternehmen“, sagt der 45-Jährige. Er sei in Berlin mitten im Studium gewesen, als ihn 2002 der Vater angerufen habe. Der wollte mit mir ein Unternehmen gründen. „Ich habe sofort zugesagt und die Entscheidung bis heute nicht bereut“, sagt Haase, der damals 22 Jahre alt war. Seit 2020 ist er nun alleiniger Geschäftsführer der Firma PeHa GmbH, die im Raum Neuruppin Dienstleistungen in den Bereichen Reinigung, Grünflächenpflege und Sicherheit anbietet. 50 Mitarbeiter werden beschäftigt.
Und wie bringt er die Tätigkeiten als Geschäftsführer, international tätiger Trainer und Coach sowie Ehrenamtler unter einen Hut? „Über die Jahre bin ich sehr effektiv, effizient und diszipliniert geworden“, sagt Haase. Er könne sich auf großartige Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen verlassen. „Ein Mangel an Zeit ist immer ein Mangel an Prioritäten“, nennt er seine Maxime. Als Geschäftsführer müsse er auch nicht der beste Gebäudereiniger oder Grünflächenpfleger sein. Er könne aber die Arbeitsbelastung gut einschätzen. „Ich muss dafür sorgen, dass unser Unternehmen Ziele hat. Und ich bin dafür verantwortlich, Entscheidungen zu treffen und diese auch zu verantworten“, sagt er.

Viele ehrenamtliche Aufgaben

Am Herzen liegen Haase die ehrenamtlichen Projekte. Er leitet das Projekt „Schulstart - Gleiche Chancen für alle“ und ist für das weltweite Netzwerk „Women in Tech“ aktiv. Zudem ist er Kuratoriumsmitglied der Stiftung Soziales Neuruppin, engagiert sich in der IHK Potsdam im Außenwirtschaftsausschuss und ist Mitglied im Lions Club Neuruppin.
„Ohne mein ehrenamtliches Engagement auch für die Wirtschaftsjunioren wäre mein Leben heute ein anderes“, ist Haase überzeugt. „Viele der Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten, die mir geboten wurden, verdanke ich den Organisationen und auch meinem Engagement für diese.“
Als lebenslanges Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren ist er weiter aktiv, aber in der Rolle als Trainer und Coach. „Ehrenamt bietet die Möglichkeit, sich individuell einzubringen, zu wachsen und gleichzeitig etwas für die Gemeinschaft und die Gesellschaft zu tun“, betont Haase. „Ich finde es aber auch wichtig, loszulassen und der nächsten Generation die Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, die ich hatte.“

Neue Projekte

Haase, der einen Bachelor of Business Administration (Steinbeis Hochschule) und zwei Masterabschlüsse hat, studierte unter anderem in London, Paris, Barcelona, Kalifornien, Singapur, Madrid und Delhi. Sein neustes Projekt ist ein Promotionsstudium in Paris. „Da wartet eine Herausforderung“, betont er.
Privat gibt es auch Neuigkeiten: Seit sieben Monaten gehört Tochter Helene zur Familie. „Die Rolle als Vater kostet Kraft, Zeit und Energie, aber meine Tochter gibt mir unendlich viel mehr zurück“, freut er sich. Mittlerweile schaut er kritischer auf seine hauptamtliche und ehrenamtliche Arbeit. Es sei ihm noch wichtiger, den Sinn und den Beitrag zum großen Ganzen darin zu sehen. „Wenn mir dieses fehlt, dann muss ich meine Zeit, Kraft und Energie auf neue Dinge zu lenken“, hat er beschlossen.
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Anja Hausdorf fand bei den Wirtschaftsjunioren einen kurzen Draht zu Gleichgesinnten

Sie wollen gemeinsam frischen Wind in die Region bringen: Workshops und der regelmäßige Erfahrungsaustausch helfen, die Unternehmen voranzubringen.

„Man kennt sich und kann sich kurzfristig gegenseitig helfen.“ Diesen Satz sagt Anja Hausdorf, Geschäftsführerin der Cottbuser Rehaklinik Reha Vita, häufig, wenn sie über erste Erfahrungen ihrer Mitgliedschaft bei den Wirtschaftsjunioren Lausitz berichtet. „Ich bin zwar erst seit Ende 2024 dabei, aber aus meiner Sicht hat es sich schon gelohnt“, berichtet die 40-Jährige.
„Wenn ich Hilfe oder Inspirationen für unser Unternehmen benötige, aber auch mal nur hören will, wie es anderswo klappt bei bestimmten Fragen, bin ich hier an der richtigen Stelle“, sagt sie. Gleichzeitig bedauert sie ein wenig, erst jetzt zu dem Verein gestoßen zu sein. Die Statuten schreiben eine Altersgrenze vor, nach der für sie im kommenden Jahr die „normale“ Mitgliedschaft endet. „Dann werde ich aber Fördermitglied und kann neu hinzukommende junge Mitglieder unterstützen. Wenn sie es wollen“, betont die Diplom-Psychologin. Nach dem Studium in Dresden, selbstständiger Beratertätigkeit als Psychologin für verschiedene Unternehmen, kehrte sie 2016 in ihre Heimatstadt Cottbus zurück. „Ich bewarb mich bei der damals noch inhabergeführten Rehaklinik als Assistentin der Geschäftsführung. Es passte alles“, sagt sie. Im Januar 2021 sei sie dann Mitglied der Geschäftsführung geworden.
Da das Inhaberpaar in der Familie keinen Nachfolger fand, wurde die Entscheidung 2022 zum Verkauf des Unternehmens an die rehaneo Gruppe getroffen. „Ich blieb in der Geschäftsführung und bin seit Januar vergangenen Jahres alleinige Geschäftsführerin“, berichtet Hausdorf von der beruflichen Entwicklung.

Chefin von 150 Mitarbeitern

Die Klinik, 1998 gestartet als Praxis für Physiotherapie, beschäftigt mittlerweile150 Mitarbeiter. Sie bietet unter anderem ambulante Rehabilitation für Orthopädie, Neurologie sowie Kinder und Jugendliche mit Adipositas an. Ab Februar kommenden Jahres kommt auch eine ambulante Rehabilitation für Psychosomatik hinzu. Darüber hinaus gibt es große Nachfrage nach Wasser- und Fitnesskursen und weiterhin die Praxen für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Etwa 100 000 Patienten aus dem Großraum Cottbus nutzen jährlich die Räumlichkeiten.
Der erste Kontakt mit den Wirtschaftsjunioren Lausitz ergab sich im Rahmen einer Netzwerkveranstaltung. „Josefine Renker von der IHK, sprach mich an, ob ich als Geschäftsführerin einer im Cottbuser Raum bekannten Rehaklinik nicht mal dabei sein wolle. Ich fand das spannend“, sagt Hausdorf.

Workshop und Coaching

Josefine Renker, seit Januar Kreisgeschäftsführerin der Wirtschaftsjunioren und bei der IHK Cottbus Leiterin des Geschäftsbereichs Zentrale Dienste, sieht viele Punkte, warum man sich bei den Wirtschaftsjunioren engagieren sollte. „Mitglieder können auf vielfältige Netzwerke von der regionalen bis zur europäischen Ebene zurückgreifen“, sagt sie. Derzeit zählen die Wirtschaftsjunioren Lausitz 42 Mitglieder, breit verteilt über viele Branchen. „Gründer oder junge Unternehmer suchen vor allem Netzwerk- und Austauschmöglichkeiten und nutzen für die persönliche und unternehmerische Weiterentwicklung regionale und überregionale Workshop- und Coachingangebote“, berichtet Renker. Als Beispiel nannte sie die Sommerveranstaltung Impulse der jungen Wirtschaft mit dazugehörigem Sommerempfang. Dort können sich die Teilnehmenden mit Themen wie Verhandlungen führen oder pitchen auseinandersetzen. Eine WhatsApp-Gruppe bietet den Junioren Raum, unkompliziert ein Problem zu platzieren.
Bei den Wirtschaftsjunioren traf Hausdorf Gleichgesinnte: junge Führungskräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen. „Cottbus ist nicht so klein, aber auch nicht so groß, sodass man die wichtigsten Player über diese Gemeinschaft kennenlernen kann“, sagt sie.

Ideen fürs eigene Unternehmen

„Für unser Unternehmen fand ich bereits Inspirationen“, sagt Hausdorf. So sei die Idee gekommen, einen Fachmann für Natur und Heilkräuter aus dem Netzwerk zu einer Veranstaltung einzuladen. „Das Thema interessiert unsere Mitarbeiter“, sagt sie. Als sie über eine kleine Aufmerksamkeit für Mitarbeiter und Geschäftspartner zu Ostern nachdachte, kam die Idee, Osterkränze backen zu lassen. „Ich finde es gut, dass alles über einen kurzen Draht läuft“, lobt sie.
„Junge Führungskräfte beschäftigen ganz ähnliche Fragen. Ich denke, da kann ich Erfahrungen aus meiner Tätigkeit und Ausbildung beisteuern“, sagt die Geschäftsführerin, die als Fördermitglied dabeibleiben will. „Man muss lernen, Verantwortung zu übernehmen, aber auch abzugeben. Dazu will ich ermutigen“, sagt sie. Gemeinsam sollte es gelingen, über den eigenen Tellerrand zu sehen. „Dann ist es eine Bereicherung für beide Seiten“, betont Hausdorf.
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MiRKo 2028 in Rathenow: Die Vorbereitungen für die Mitteldeutsche Regionalkonferenz laufen an

Wirtschaftsjunioren treffen sich zum Netzwerken

Für Antje Nölte, Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Havelland, ist die Nachricht immer noch ganz frisch. Anfang September erhielt ihr Kreisverein den Zuschlag zur Ausrichtung der MiRKo 2028. „Das macht uns sehr stolz. Wir konnten uns gegen Konkurrenz durchsetzen. Unser Konzept hat gestimmt“, sagt sie.
Die MiRKo ist die Mitteldeutsche Regionalkonferenz der Wirtschaftsjunioren. Es ist eines der größten und wichtigsten Treffen junger Unternehmer und Führungskräfte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin. In Brandenburg war zuletzt 2024 das Treffen in Potsdam. In diesem Jahr trafen sich die Wirtschaftsjunioren in Dessau.
Erwartet werden junge Unternehmer aus den verschiedensten Bereichen. In Rathenow werden 250 bis 300 Teilnehmer anreisen. Sie können Erfahrungen austauschen, aber auch über Probleme sprechen, die sie beschäftigen: vom Fachkräftemangel bis zu überbordender Bürokratie. Durch die Vernetzung der Wirtschaftsjunioren - sie sind auch im weltweiten Netzwerk Junior Chambers International (JCI) aktiv - wird auch der Blick erweitert.
Nach jetzigem Stand werden die Rathenower die Konferenz unter das Motto „Wo Wirtschaft auf Weite trifft“ setzen. „Das kann sich aber noch ändern. Aktuelle Entwicklungen werden wir berücksichtigen“, sagt Nölte. „Unser Anspruch ist, eine Veranstaltung zu organisieren, die das Westhavelland präsentiert. Und da gibt es viel zu sehen und zu erfahren“, betont sie.

Wie laufen die Vorbereitungen?

Das Kick-off-Team mit etwa zehn Mitgliedern kam bereits zusammen. Erste Ideen und Anregungen wurden aufgenommen. „Details zum Programm der dreitätigen Zusammenkunft wurden aber noch nicht erörtert. Jetzt geht es zunächst darum, wer welche Aufgabe im Team übernehmen kann. Bis 2028 ist aber noch einige Zeit“, betont WJ-Kreissprecherin Nölte. „Wir sind in Kontakt mit den Veranstaltern bisheriger Konferenzen und können uns bei deren Erfahrungen bedienen“, betont Nölte.
Die Teilnehmer können auch in Rathenow ein breites Programm erwarten. „Workshops und Diskussionsrunden sind geplant. Garantiert werden Prominente aus Politik und Gesellschaft mit den Wirtschaftsjunioren ins Gespräch kommen“, kündigt Nölte an. Konkreter könne sie aber nicht werden.
„In der Region ansässige Unternehmen stehen für Besichtigungen offen“, sagt Nölte, die Prokuristin im Sanitätshaus Friedenberger in Rathenow ist. Ein anspruchsvolles Rahmenprogramm soll auf die Beine gestellt werden: von Stadtführungen über Sport bis zu dem beliebten exklusiven Galaabend. „Räumlichkeiten dafür müssen gesucht und gebucht werden“, betont sie. Kontakte mit Sponsoren werden gesucht.
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Beliebte Fuck-up-Nacht: Aus Scheitern lernen, Weitermachen mit neuem Konzept

Die Unternehmensidee funktioniert nicht? Einmal alles umkrempeln? Unternehmer berichten, wie sie mit wirtschaftlichen Rückschlägen umgehen.

Fuck-up-Nacht (FCKN8) läuft seit 2018 in Brandenburg an der Havel (Havelland) unter dem Motto „Helden des Scheiterns“. „Es geht nicht darum, auf der Bühne nur über begangene Fehler zu sprechen. Sondern, dass Menschen die Stärke haben, daraus zu lernen und neu zu beginnen“, sagte Mitinitiatorin Stefanie Rinkenbach.
Sebastian Werner, Gründer und Geschäftsführer der Firma I love Mauldasch aus Winnenden in Baden-Württemberg, musste schon einige Niederlagen mit seinem Geschäft verdauen. „In der Corona-Zeit fielen Catering-Aufträge weg, der stationäre Verkauf brachte nicht den wirtschaftlichen Erfolg“, sagt er. „Viele Probleme waren hausgemacht“, erzählt der Unternehmer ohne Scheu. „Sich zu schämen und nicht darüber zu reden, dass man als Gründer zu scheitern droht, ist der falsche Weg“, hat er festgestellt.
Er gehörte im vergangenen Jahr zu den Speakern, die auf offener Bühne bei der Fuckup-Nacht (FCKN8) über ihr Scheitern sprachen. Sebastian Werner startete mit einem neuen Konzept ein zweites Mal.
Die Veranstaltung läuft seit 2018 unter dem Motto „Helden des Scheiterns“. „Es geht nicht darum, auf der Bühne nur über begangene Fehler zu sprechen“, sagte Mitinitiatorin Stefanie Rinkenbach.

Wirtschaftsjunioren steigern Bekanntheit

„Durch das moderne Format werden vor allem junge Leute angesprochen und die Wirtschaftsjunioren werden bekannter“, sagt Rinkenbach. „Wir können somit noch mehr zeigen, dass wir offen und dynamisch sind, eben ein sympathisches Netzwerk in unserer Region“, sagt sie.
„Wichtig ist zu erzählen, was die Betroffenen aus dem Scheitern lernten“, betont sie. Das könne andere Betroffene in ähnlichen Lagen vielleicht inspirieren.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitermachen

Zurückgehende Umsätze, wegfallende Kunden, keine Nachfrage, Konkurrenz mit besseren Angeboten: es gibt viele Gründe, warum ein Unternehmen in eine schwierige Lage kommen kann, wie Rinkenbach es von Speakern hörte. „Die Arbeitswelt verändert sich. Führungskräfte stehen heute vor ganz anderen Aufgaben als vor Jahren“, sagt sie.
Eine Insolvenz sei das schlimmste Szenario, dass ein Unternehmer in Angriff nehmen müsse. „Die Speaker auf unseren Veranstaltungen haben über ihre ganz persönlichen Erfahrungen berichtet“, sagt die WJ-Netzwerkerin. Wenn man feststellt, dass die ursprüngliche Idee zur Gründung des Unternehmens nicht mehr funktioniert, sollte alles überprüft werden, so empfehlen es auch die Speaker. Vielleicht dem Baby einen neuen Namen geben und den alten Businessplan noch einmal überarbeiten. Auch die eigene Arbeit als Unternehmer sollte auf den Prüfstand gestellt werden. „Man muss sich bewusst machen: Scheitern kann die Chance für den Neuanfang sein“, betont Rinkenbach.

Mit Maultaschen-Foodtruck heute erfolgreich

Sebastian Werner hat für sich festgestellt, einige seiner Probleme im Unternehmen waren hausgemacht. „Wir haben dann vieles umgestellt“, erzählt er. Mittlerweile besitzt er sechs Foodtrucks, die von Firmen in der Region gerne für Events gebucht werden. „Dieses Catering-Business funktioniert heute neben dem Onlinehandel gut“, sagt der Winnender.
Öffentlich über seine Probleme zu berichten, kostet ihn heute keine Überwindung. „Wenn man über Dinge redet, die nicht so gut geklappt haben, hilft es, die eigene Arbeit zu reflektieren“, betont Werner. Und er wisse, es gibt viele Unternehmer, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Die stünden auch vor der Frage: Wie nun weiter?
„Die Resonanz bei öffentlichen Auftritten war immer gut. Ich kam auch zu neuen Ideen“, sagt der Maultaschen-Produzent. Mittlerweile leben 18 Beschäftigte der Firma von dem Verkauf der süddeutschen Spezialität.

Nachfolger für Fuck-up-Nacht

In Brandenburg an der Havel kamen teilweise bis zu 90 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer zu den Fuck-up-Nächten, um zu erfahren, was die vermeintlich Gescheiterten erlebt haben. Die Idee aus Brandenburg fand auch bei den Wirtschaftsjunioren in Brandenburg Nachahmer. Und nun planen die Wirtschaftsjunioren Potsdam im Dezember erstmals im Potsdamer Waschhaus eine solche Veranstaltung. „Wir hoffen, dass das Format dort auch auf großes Interesse stößt“, sagt Rinken bach.
FORUM/Gudrun Janicke
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Katharina Wieske
Redakteurin
Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
Elisabeth Nepke
Projektmitarbeiterin Nachfolge
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