Wirtschaftsjunioren: „Unsere Stimme muss gehört werden“

STANDPUNKT. Das ist die FORUM-Serie, in der Menschen zu Wort kommen, die auf dem wirtschaftspolitischen Parkett unterwegs sind und damit die regionalen Unternehmen unterstützen. Ob in Verbänden oder Vereinen, im Ehrenamt oder hauptamtlich, in Verwaltungen oder Interessenvertretungen – im Mittelpunkt steht die Wirtschaft in der Hauptstadtregion, in Brandenburg und Berlin. Heute kommt zu Wort: Elisa Härtel, Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Potsdam und stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der Wirtschaftsjunioren Berlin-Brandenburg.
Wer die Wirtschaftsjunioren sind, was sie machen und wofür sie stehen, ist bislang noch nicht allgemein bekannt, das stelle ich häufiger fest. Wir fallen leider bislang nicht so stark auf, wie wir uns das wünschen würden. Aber das ändert sich Stück für Stück. Wir, dass sind junge Menschen, die bereits als Führungskräfte in der Wirtschaft arbeiten, Unternehmen leiten oder auf dem Weg dorthin sind. Wir verfügen über enormes Wissen, Engagement, Einsatzwillen und Verbindungen in verschiedenste Bereiche. Unser Ziel ist: „Wir wollen die Welt ein kleines bisschen besser machen.“ Das geht nur über mehr Beteiligung in Politik und Gesellschaft.
Im Herbst sind Wirtschaftsjunioren aus ganz Deutschland wieder für eine Woche im Deutschen Bundestag. Sie begleiten jeweils einen Bundestagsabgeordneten. Im Know-how-Transfer erfahren sie, wie der politische Alltag funktioniert. Für die Mandatsträger hingegen ist es eine Möglichkeit, aus erster Hand zu erfahren, wie es in der Wirtschaft aussieht. Wir können vieles ansprechen: vom notwendigen Bürokratieabbau, Hemmnissen bei der Nachfolgeregelung angesichts geltender Steuer- und Erbschaftsgesetze, aber auch die allgegenwärtige Fachkräftefrage.
Im Austausch waren wir in den vergangenen Jahren auch im Brandenburger Landtag und im Berliner Abgeordnetenhaus. Diese politischen Bühnen sind uns sehr wichtig, um gehört zu werden. Die Bereitschaft, offen miteinander zu reden, ist auf beiden Seiten vorhanden.
Ich verweise gern auf die Kraft der Wirtschaftsjunioren in Deutschland, die manche zum Staunen, aber auch Nachdenken bringt. Bundesweit gibt es in Verantwortung unserer Mitglieder in Betrieben 1,2 Millionen Arbeits- und 34 000 Ausbildungsplätze. Diese Leistung sollte der Gesellschaft bewusster sein, muss klar gesagt werden. Wir können also selbstbewusst unsere Forderungen aufstellen.
An die neue Bundesregierung haben wir uns als Wirtschaftsjunioren Deutschland mit einem 20-Punkte-Plan gewandt. Es sind Forderungen dabei, die unbequem erscheinen. Im Alltag stoßen unsere Mitglieder aber auf diese Themen, die sich immer mehr zu Problemen auswachsen und unbedingt gelöst werden müssen.
Es muss in der Politik klar sein: eine zukunftsorientierte Debatte über Fragen der Wirtschaftspolitik kann ohne uns zur Sicherung der Innovationskraft nicht erfolgreich sein. So muss angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ernsthaft über eine branchenabhängige Erhöhung des Rentenalters nachgedacht werde - auch über attraktive Möglichkeiten des Hinzuverdienst bei Weiterarbeit.
Wirtschaftsjunioren, die vielleicht gerade eine Familie gegründet haben, setzen sich mit fehlenden flächendeckenden Betreuungsangeboten in den Regionen auseinander. Die Politik sollte die Einführung des Unterrichtsfaches „Wirtschaft“ an Schulen überdenken. Wirtschaftliche Grundkenntnisse und unternehmerische Fähigkeiten sollten der jungen Generation frühzeitig vermittelt werden.
Man muss auch weitere unbequeme Wahrheiten benennen: So ist die Einführung von Englisch als zweite Amtssprache unumgänglich. Im Alltag könnte das angesichts zunehmender Globalisierung unsere Wirtschaft voran bringen. In Zukunft wünschen wir uns auch eine Automatisierung von Visa-Verfahren, um für internationale Fachkräfte den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu beschleunigen. Wenn ich gefragt werde, warum sollte man sich bei den Wirtschaftsjunioren engagieren, antworte ich: Hier gibt es unzählige Möglichkeiten, einen positiven Mehrwert zu erzielen.
Junge Menschen mit Führungsaufgaben aus unterschiedlichsten Bereichen arbeiten zusammen. Da bietet das Netzwerk schnelle Hilfe. Mitglieder, die sich mit speziellen Themen auskennen, sind schnell gefunden. Dadurch können wir viel anstoßen. Auch wenn Themen teils kontrovers diskutiert werden, wollen wir am Ende gemeinsam etwas erreichen und übernehmen mit unserem wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Engagement Verantwortung, Zukunft aktiv mitzugestalten.
FORUM/Gudrun Janicke
Zur Person: Elisa Härtel, 36 Jahre alt, ist Diplomingenieurin und studierte Architektur. Heute ist sie Führungskraft im Einzelhandel und führt nebenberuflich ihre Firma STILbegleitung. Seit 2021 ist sie bei den Wirtschaftsjunioren, in diesem Jahr Kreissprecherin der WJ Potsdam und gleichzeitig stellvertretende Landesvorsitzende des Landesverbandes Berlin-Brandenburg.

Elisabeth Nepke
Projektmitarbeiterin Nachfolge
Regionalcenter Oderland
Katharina Wieske
Redakteurin
Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit