Konjunktur

Ein verlorenes Jahr

2024 war für Deutschlands Wirtschaft ein weitgehend verlorenes Jahr. Deutsche Unternehmen haben deutlich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Neben konjunkturellen Gründen – wie einer schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland – traten immer mehr strukturelle Probleme in den Vordergrund: hohe Arbeits- und Energiekosten, unzureichende Digitalisierung, überbordende Bürokratie sowie ein verstärkter Fachkräftemangel in Folge des demographischen Wandels. Zunehmend wurde die Frage gestellt, ob das traditionelle deutsche Wirtschaftsmodell noch zeitgemäß ist: eine auf Industrieproduktion und Export ausgerichtete Wirtschaft. In einer globalisierten und digitalisierten Welt müssen Unternehmen innovativer und flexibler werden. An Innovationskraft mangelt es in Deutschland seit langem.
Hinzu kam eine unstete Wirtschaftspolitik der Ampel-Koalition, die nicht auf deutliche Reformen ausgerichtet war. Dieser Stillstand trug massiv zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei und verhinderte so dringend benötigte Investitionen in Deutschland. Viele deutsche Unternehmen investierten im Ausland oder verlagerten sogar ihre Produktion. Der Bruch dieser Koalition zum Jahresende und die Wahl einer neuen Bundesregierung im Frühjahr 2025 könnten einen wirtschaftspolitischen Aufbruch bedeuten.

IHK-Konjunkturklimaindex

Auch die Unternehmen im Oldenburger Land hatten mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer unserer Region, hat sich im Jahresverlauf nach unten bewegt und stieg nur zum Jahresende etwas an. Er bleibt mit 89,9 Punkten auf niedrigem Niveau. Zwar lag der Saldo der Geschäftslage im vierten Quartal 2024 leicht im positiven Bereich, jedoch blicken die Unternehmen skeptisch auf das Jahr 2025.
Insbesondere die vielen Meldungen über den deutschlandweiten Arbeitsplatzabbau bei zahlreichen großen Unternehmen haben die Konsumbereitschaft der Verbraucher sowie die Investitionsbereitschaft regionaler Unternehmen gebremst. In unserer Region stieg die Arbeitslosigkeit leicht an, die Insolvenzzahlen haben deutlich zugelegt.
Die regionale Industrie verbuchte ein Umsatzminus von 2,4 Prozent.
Umsatzveränderung gegenüber das Jahr 2023
Stadt Delmenhorst -4,0%
Stadt Oldenburg +1,0%
Stadt Wilhelmshaven -9,7%
Landkreis Ammerland +4,0%
Landkreis Cloppenburg -8,1%
Landkreis Friesland +5,6%
Landkreis Oldenburg -6,9%
Landkreis Vechta -1,8%
Landkreis Wesermarsch +5,7%
Umsatzveränderung gegenüber das Jahr 2023
Ernährungsgewerbe -2,6%
Kunststoffindustrie -2,1%
Flugzeug-/ Schiffbau -3,4%
Maschinenbau -3,3%
Kfz-Industrie -1,5%
Bauindustrie +0,7%

Dringender Reformbedarf

Es bedarf eines erheblichen Kraftaktes, Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Ein Klein-Klein hilft nicht mehr weiter.
Mit dem Sondervermögen Infrastruktur versucht die zukünftige Bundesregierung, Versäumtes nachzuholen. Das Geld ist dringend notwendig, denn Wachstum und Sparmaßnahmen alleine würden das benötigte Geld für die Modernisierung der Infrastruktur nicht aufbringen können.
Aber auch Schulden allein helfen nicht weiter. Schulden ersetzen kein wirtschaftliches Wachstum. Es nützt nichts, Geld bereitzustellen, wenn Planungs- und Genehmigungsverfahren weiterhin Jahre dauern. Die Maßnahmen müssen von Reformen flankiert werden
Die steuerlichen sowie die bürokratischen Belastungen müssen deutlich heruntergefahren, die Digitalisierung in den Verwaltungen viel stärker vorangetrieben werden. Auch für das Thema Nachhaltigkeit, das die Unternehmen voranbringen wollen, muss es praxistauglichere Lösungen geben. Die Vorschläge liegen alle vor – sie müssen schnell und mit Mut umgesetzt werden.
Denn mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zieht weiteres Ungemach auf. Sollte er seine Ankündigungen wahr machen und Zölle auf die Einfuhren in die USA erheben, droht der ohnehin schon schwache Export weiter zurückzufallen. Die Abwanderungstendenz von deutschen Unternehmen in die USA könnte sich verstärken. Es ist höchste Zeit für eine Zeitenwende in der Wirtschaft.