Konjunktur
Corona, Lieferengpässe und Inflation – viele Herausforderungen im Jahr 2021
Das Pandemiegeschehen prägte den wirtschaftlichen Verlauf des vergangenen Jahres – mit Höhen und Tiefen. Im Frühjahr erließ die Bundesregierung strenge Maßnahmen zur Einschränkung des Corona-Virus und traf damit die deutsche Wirtschaft hart. Mit zunehmenden Impffortschritten wurden die Einschränkungen nach und nach zurückgenommen, so dass die wirtschaftliche Erholung im zweiten und vor allem im dritten Quartal einsetzen konnte. Mit dem Aufkommen einer neuen Virus-Variante zum Jahresende gab es erneute Kontaktbeschränkungen, die wiederum das wirtschaftliche Wachstum bremsten. Zudem belasteten Lieferengpässe und deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise die Erholung. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 2,7 Prozent und damit geringer als erwartet.
Auch die Unternehmen im Oldenburger Land haben diese Auf- und Abwärtsbewegung zu spüren bekommen. Der IHK-Konjunkurklimaindex, das wirtschaftliche Stimmungsbarometer unserer Region, erreichte im zweiten Quartal 2021 mit 116,8 Punkten (von 200 Punkten) seinen Höhepunkt, und fiel zum Jahresende auf 105,4 Punkte zurück. Vor allem stationärer Einzelhandel, Gastgewerbe und kontaktintensive Dienstleister haben trotz der wirtschaftlichen Belebung im Sommer insgesamt deutliche Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Viele Betriebe dieser Branchen überleben nur durch die umfangreichen finanziellen Hilfen des Staates. Bisher gut durch die Krise gekommen ist das Baugewerbe. Allerdings machen deutlich gestiegene Baustoffkosten zum Jahresende den Unternehmen zu schaffen.
Konjunkturklimaindex
Die Industrieunternehmen verzeichneten das Jahr über eine lebhafte Nachfrage und einen recht hohen Auftragsbestand. Lieferengpässe trübten jedoch ab Herbst die Stimmung deutlich: Die Abriegelung ganzer Städte und das Schließen von Häfen in China, die Corona-Maßnahmen in weiteren Importländern, aber auch die vielen Personalausfälle führten zu Produktions- und Lieferausfällen.
Umsatzveränderung Industrie 2021
Gebiet
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gegenüber 2020 (Vorjahr)
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gegenüber 2019 (Vor-Corona-Jahr)
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Stadt Delmenhorst*
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-56,5%
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-53,5%
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Stadt Oldenburg
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+9,3%
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+10,5%
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Stadt Wilhelmshaven
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-0,6%
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-14,1%
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Landkreis Ammerland
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+11,0%
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+7,0%
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Landkreis Cloppenburg
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+1,2%
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-0,1%
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Landkreis Friesland
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+3,1%
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-15,2%
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Landkreis Oldenburg
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+5,3%
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+7,8%
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Landkreis Vechta
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+12,0%
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+10,5%
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Landkreis Wesermarsch
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-20,9%
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-19,9%
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Oldenburger Land
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-0,6%
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-2,2%
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* Hier liegt eine statistische Veränderung vor.
Umsatzveränderung Industrie 2021
Branche
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gegenüber 2020
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gegenüber 2019 (Vor-Corona-Jahr)
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Ernährungsgewerbe
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-6,9%
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-5,3%
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Kunststoffindustrie
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+15,9%
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+12,0%
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Flugzeug-/ Schiffbau
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-18,3%
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-34,6%
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Maschinenbau
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+15,9%
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+4,5%
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Kfz-Industrie
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+11,6%
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-16,2%
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Bauindustrie
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+6,2%
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+8,9%
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Ausblick
Der russische Einmarsch in der Ukraine zieht wirtschaftliche Folgen nach sich. Der Krieg und die verhängten Sanktionen werden sich auch auf die Unternehmen im Oldenburger Land auswirken.
Die Lieferengpässe wegen der Corona-Pandemie dürften ebenfalls nicht so schnell verschwinden. Produktion, Logistikströme und Lieferstrukturen können nicht von heute auf morgen angepasst werden. Des Weiteren belasten kräftig gestiegene Energie- und Rohstoffkosten, die der Russland-Ukraine-Krieg weiter in die Höhe treiben dürfte, die ohnehin schon niedrigen Erträge und bringen einige Mittelständler in Existenznot.
Derzeitiger Hoffnungsträger für eine wirtschaftliche Erholung ist die Aussicht auf ein Ende der Pandemie: ein abgeschwächter Virus, der vielleicht für den kommenden Herbst keine gesellschaftlichen Einschränkungen nötig macht. Da das Infektionsgeschehen in vielen Ländern in unterschiedlichen Stadien verläuft, wird die globale wirtschaftliche Erholung nicht im Gleichklang verlaufen.
Die Politik kann das Wachstum unterstützen: Die vorzeitige Abschaffung der EEG-Umlage bedeutet für viele Mittelständler eine Entlastung. Derzeit sind auch Hilfen für deutsche Unternehmen im Gespräch, die von den Sanktionen betroffen sind. Grundsätzlich bedarf es aber einer international wettbewerbsfähigen und einer wachstumsfreundlicheren Steuerpolitik. Planungszeiträume müssen deutlich verkürzt und Betriebe von bürokratischen Pflichten entlastet werden. Gerade im Hinblick auf die Transformation zur Klimaneutralität müssen Abläufe schneller und digitaler erfolgen.