Konjunktur

Wirtschaftseinbruch durch Corona 

Das Covid-19 Virus hatte im Jahr 2020 die Weltwirtschaft im Griff. Um das Virus einzudämmen, wurde im Frühjahr die deutsche Wirtschaft fast komplett heruntergefahren, Einreiseverbote verhängt, Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Dass wirtschaftliche Leben stand nahezu still.

Die Hoffnung, dass die wirtschaftliche Erholung schnell und kräftig sein würde, nachdem viele Maßnahmen im Frühsommer gelockert beziehungsweise aufgehoben wurden, hat sich nicht erfüllt. Die Infektionszahlen stiegen rasant und zum Jahresende mussten wieder stationärer Einzelhandel, Tourismusbetriebe und viele Dienstleister schließen. Im Gegensatz zum Frühjahr blieben jetzt die internationalen Lieferketten weitgehend intakt, sodass zumindest Industrie, Transport- sowie Baugewerbe und Großhandel weiter tätig sein konnten. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel im Jahr 2020 um fünf Prozent und damit deutlich geringer als in vielen europäischen Nachbarländern.
Bisher nie dagewesene Fördervolumen wurden für die deutsche Wirtschaft auferlegt, um Unternehmen zu helfen. Sie können aber die pandemiebedingten Umsatzverluste nicht auffangen. Daher bleibt die Existenz vieler Betriebe bedroht.

Kampf ums Überleben 

Auch im Oldenburger Land waren und sind die wirtschaftlichen Spuren der Corona-Pandemie sichtbar. Die Leerstände in den Innenstädten haben zugenommen. Viele Einzelhändler, Reisebüros, Hotel- und Gaststättenbetriebe kämpfen wie zahlreiche Soloselbstständige auch ums wirtschaftliche Überleben. Unser IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer der regionalen Wirtschaft, fiel im Frühjahr auf 55,3 Punkte auf den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnung. Zum Jahresende stand er bei 95,4 Zählern. Die Erholung war in erster Linie auf die Industrie und das Baugewerbe zurückzuführen.
Jede Krise kennt aber auch Gewinner: das sind unter anderem der Online-Handel, Fahrrad- oder Spielwarenhandel sowie einige Dienstleistungsbranchen. Recht gut durch die Krise gekommen ist auch das Baugewerbe. Der Wohnungsbau und der öffentliche Bau haben trotz Krise zugelegt. Der Wirtschaftsbau hingegen musste aufgrund der Investitionszurückhaltung der Unternehmen Umsatzeinbußen hinnehmen.

Die Industrie hat im Vergleich zu anderen Branchen nur geringe Umsatzeinbußen gemeldet. Das ist auf den umsatzstärksten Industriezweig, dem Ernährungsgewerbe, zurückzuführen, der insgesamt leicht zulegen konnte. Die Krise zu spüren bekommen haben vor allem die Kfz-Zulieferer, der Flugzeug- sowie der Maschinenbau, die zum Teil recht kräftige Umsatzeinbußen hinnehmen mussten.

Industrieumsatz 2020 nach Regionen*

Delmenhorst, Stadt
+ 7,7 %
Oldenburg, Stadt
+ 1,1 %
Wilhelmshaven, Stadt
- 17,5 %
LK Ammerland
- 3,5 %
LK Cloppenburg
- 1,3 %
LK Friesland
- 17,7 %
LK Oldenburg
+ 2,4 %
LK Vechta
- 1,4 %
LK Wesermarsch
+ 1,3 %
IHK-Bereich
- 1,9 %
* vorläufig, Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum

Industrieumsatz nach Branchen*

Ernährungsgewerbe
+ 1,7 %
Fahrzeugbau
- 21,8 %
Maschinenbau
- 9,8 %
Kunststoffindustrie
- 3,4 %
Bauindustrie
+ 2,5 %
* vorläufig, Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum


Ausblick

Die wirtschaftliche Erholung hängt davon ab, wie schnell das Virus eingedämmt werden kann, sodass Geschäfte, Hotels und Gaststätten wieder öffnen und Dienstleistungen erbracht werden können. Das Virus ist damit aber noch nicht besiegt, lokale Ausbrüche sind weiterhin möglich. Die Verunsicherung wird noch einige Zeit anhalten. Nach dem tiefen Absturz rechnen wir mit einem BIP-Plus von bis zirka drei Prozent für das Jahr 2021. Das Vorkrisenniveau wird noch nicht erreicht werden.

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www.metropolregion-nordwest.de