Geschäfte weltweit

Austritt aus der EU – Konsequenzen des Brexit

Der Brexit blieb in 2020 das beherrschende Außenwirtschaftsthema. Die beständige Ungewissheit, ob es zu einem harten Brexit kommen würde, oder nicht, blieb bis zum Ende der Übergangsfristen am 31. Dezember 2020. Damit war für viele nicht klar, wie sie sich vorbereiten sollten. „Vorbereitung auf den worst case, den harten Brexit“, war unser Rat.
Das dann in letzter Minute geschlossene Freihandelsabkommen beseitigt zwar viele Zölle, schafft aber neue und für viele ungewohnte Zoll- und Verwaltungsakte. Das Jahr 2021 begann dementsprechend mit vielen Unsicherheiten und offenen Fragen. Ein vielfältiges Informations- und Schulungsangebot der IHK für Zoll-Einsteiger bot und bietet Unternehmen umfassende Hilfe an.

Lieferkettengesetz kurz vor Abstimmung

Zum geplanten deutschen Lieferkettengesetz hat sich die Oldenburgische IHK klar positioniert. „Das Ziel ist richtig, der geplante Weg überfordert die Wirtschaft“, stellte die Vollversammlung fest. Die Mitglieder des Landtags und des Bundestags unserer Region signalisierten Verständnis. Der inzwischen vorliegende Gesetzentwurf soll noch in dieser Legislaturperiode beschlossen werden. Wir stehen den Unternehmen bei Fragen beratend zur Seite und zeigen Hilfen bei der Umsetzung auf.

Auslandsumsatz der Industrie

in Milliarden Euro
2015
5,26
2016
5,7
2017
6,13
2018
6,34
2019
6,48
2020
6,37

Export rund um die Welt

China macht mit seiner neuen Seidenstraße, mit der exterritorialen Wirkung eines neuen Exportkontrollgesetzes und der Beteiligung an dem größten Freihandelsabkommen der Welt von sich Reden. Die „regionale, umfassende Wirtschaftspartnerschaft", abgekürzt RCEP, umfasst 2,2 Milliarden Menschen und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Wir werden uns diesem Thema mit einer konkreten Veranstaltung in 2021 widmen.

Häufiges Thema war in 2020 auch das transatlantische Verhältnis. Strafzölle der USA gegenüber der EU und China sorgten für Verunsicherung, denn viele deutsche Unternehmen lassen in China in zum Teil eigenen Niederlassungen fertigen. Vom Machtwechsel in den USA erwartet man für 2021 einen Rückbau der Handelshemmnisse.

Eine Gesetzesänderung in der Türkei ließ die Nachfrage nach Ursprungszeugnissen stark ansteigen. Gleichzeitig bewirkte die Corona-Pandemie im Bereich der Ausstellung von Ursprungszeugnissen und Beglaubigung von Außenhandelspapieren einen sprunghaften Anschub in der Online-Abwicklung. Die Nachfrage an Carnet ATA ging dagegen coronabedingt stark zurück. Monteure durften nicht reisen, Messen waren abgesagt worden. Somit entfielen die Hauptverwendungszwecke. Wie es in 2021 weitergeht, ist ungewiss.
Insgesamt hinterließ Corona 2020 im Bereich Export aber nicht so deutliche Spuren wie in anderen Wirtschaftsbereichen. Vor allem der Maschinenbau und die Lebensmittelindustrie kamen bislang besser durch die Krise als andere.

So geht es weiter

Der Arbeitskreis Zoll und auch der Exportleiterkreis werden ihre Arbeit in 2021 zunächst virtuell fortsetzen. Im weiteren Angebot stehen regelmäßige Exportsprechtage, sowie Veranstaltungen zur Außenwirtschaftsfinanzierung, Arbeitnehmerentsendung, Transatlantische Beziehungen, China, Lieferkettenmanagement und vieles mehr. Erstmalig werden wir auch in eigener Sache aktiv werden und virtuell über die Tätigkeitsfelder des Fachbereichs „Geschäfte weltweit“ informieren.

Weitere Meldungen

Die Coronakrise verändert die Praxis internationaler Geschäftsreisen. Einige Länder verhängten Einreiseverbote, führten Grenzkontrollen ein, Test- und Quarantänepflichten wurden festgesetzt. Diese Entwicklung zeichnet sich auch für 2021 ab. Unsere bewährte Webinarreihe zu Einreisebestimmungen ausgewählter Länder bieten wir aus diesem Grund weiterhin regelmäßig an. Ständige Änderungen einzelner Ländervorschriften sowie die im EU-Ausland geforderte Entsendebescheinigung A1 sind Themen.
Einen Nutzer-Boom konnte unsere elektronische Anwendung für Ursprungszeugnisse und sonstige Bescheinigungen für den Außenhandel in 2020 erleben. 90 Prozent unserer Kunden haben bereits den kostenlosen und unkomplizierten Einstieg in die nutzerfreundliche Anwendung gewagt – mit positivem Feedback. Der Beschluss unserer Vollversammlung, die digitale Ausstellung, zu unserem Regelverfahren zu erklären, hat dies zusätzlich unterstrichen. Im Jahr 2020 wurden über 27.000 Exemplare elektronisch ausgestellt.
Unkalkulierbar steigende Seefrachtraten und Speditionen, die sich nicht an Frühbucherrabatte und Festverträge halten. Das ergab eine IHK-Umfrage. Die rund 130 Teilnehmer aus der Region signalisierten auf Grund der Entwicklung starke Betroffenheit und äußerten Befürchtungen bis hin zur Insolvenz. Gefordert wurden Gesetze zur Vertragseinhaltung und zur Unterbindung von Preisabsprachen. Presse, Politik und weitere Wirtschaftsverbände griffen das Thema auf.

Ein Herbstumfrage zum Brexit ergab Bedenken in Bezug auf neue Zollabwicklungen und Kostensteigerungen. Man erwartete einen moderaten Geschäftsrückgang aber keine grundlegende Abkehr vom Geschäft mit Großbritannien. Eine Umfrage zum Thema Warenkreditversicherungen im Juni belegte eindrucksvoll, wie hilflos viele Unternehmer sich angesichts willkürlich anmutender Entscheidungen der Versicherer fühlten. Der Rettungsschirm der Bundesregierung sollte hier spürbar entlasten.