Ausbildung und Weiterbildung

Ausbildungsbilanz 2020 besser als gedacht

Im Oldenburger Land haben die Unternehmen im vergangenen Jahr 3897 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Minus von 8,4 Prozent (356 Ausbildungsverträge). Positiv entwickelt haben sich die Ausbildungszahlen im Landkreis Ammerland (+1,9 Prozent); den größten Verlust registrierte Oldenburg (-15,8 Prozent).
Warum gab es weniger Vertragsabschlüsse? Zum einen traf die Corona-Pandemie auch den Ausbildungsmarkt. Zum anderen fehlte durch die Rückführung auf 13 Schuljahre ein Abiturjahrgang. So sind die Zahlen trotz allem positiv zu bewerten. Sie zeigen: Die Unternehmen setzen weiterhin auf die duale Ausbildung.
Ins Ausbildungsverzeichnis neu eingetragene Vertragsabschlüsse:
-    kaufmännische Berufe: 2577 Verträge (- 9,3 Prozent)
-    gewerblich-technischer Bereich: 1320 Verträge (- 6,6 Prozent)
 
Trotz der insgesamt geringeren Ausbildungszahl gab die Bauindustrie mehr jungen Menschen eine Chance (+ 5,7 Prozent), ohne Änderungen blieb der Bereich Papier und Druck (83 Verträge), einen geringen Rückgang verzeichnete der Handel (-1,1 Prozent). Besonders stark ist der Rückgang bei den Banken (-21,8 Prozent), dem Verkehrsgewerbe (-21,3 Prozent) sowie dem Gastgewerbe (-18,1 Prozent).

331 Migranten erhielten in 2020 einen Ausbildungsplatz im Oldenburger Land. 120 der jungen Menschen sind Geflüchtete. Unsere IHK-Willkommenslotsin hat 60 Ausbildungsbetriebe hierbei beraten und unterstützt. Häufig gefragt sind Sprachkurse, so genannte Ausbildungsbegleitende Hilfen, Berufsausbildungsbeihilfe sowie Förderprogramme.

Auch 2021 bleibt der Ausbildungsmarkt angespannt. Dennoch zeigt eine Umfrage der IHK Niedersachsen (Arbeitsgemeinschaft der sieben IHKs) von Anfang 2021, dass wir mit vergleichbaren Zahlen wie in 2020 rechnen können.
JB_2020_Grafik_Neue_Ausbildungsverträge

Ausbildungsbotschafter

Um der angespannten Bewerbersituation zu begegnen, werben unsere rund 100 IHK-Ausbildungsbotschafter und -botschafterinnen in regionalen Schulen für die duale Ausbildung. Sie alle sind Auszubildende aus Mitgliedsunternehmen der IHK. Sie stellen in Präsenz- oder Online-Einsätzen ihren Beruf sowie Betrieb vor und geben lebendige Einblicke in ihren Berufsalltag. Die IHK bereitet sie auf die Einsätze durch eine ganztägige Präsenz- oder Online-Schulung vor. Die bundesweite Besonderheit des Oldenburger Projekts besteht in dem begleitenden didaktischen Konzept. Wir haben es gemeinsam mit dem Institut für Ökonomische Bildung in Oldenburg sowie Lehrern der Region erarbeitet.

Digitalisierung schreitet weiter voran

Fast alle aktiven Ausbildungsbetriebe haben bereits einen Onlinezugang zu unserem Vertragsmanagement. Rund 90 Prozent der Ausbildungsverträge erreichen uns mittlerweile online. Seit vergangenem Jahr bietet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zudem das bundesweit einheitliche ServicePortalBildung (SPB) zum Führen von Ausbildungsnachweisen an. Rund 180 Betriebe und über 600 Auszubildende, Ausbilderinnen und Ausbilder verwenden das Tool bereits.  

Nächster Schritt: Die Prüfungsanmeldungen und Einladungen für die Auszubildenden und Prüfer sollen künftig komplett digital erfolgen.

Auch im Bereich der Weiterbildung haben umfangreiche Digitalisierungsprozesse stattgefunden. Mittlerweile bieten wir viele unserer Kurse digital bzw. hybrid an. Unsere Lehrkräfte und Kunden ziehen dankbar mit. Den Rückgang bei Tagesseminaren haben wir durch Firmenseminare und Webinare kompensiert. In punkto Technikeinsatz – und didaktisch – haben wir einen großen Sprung gemacht.

Weitere Meldungen

Das gab es noch nie! IHK-Prüfungen werden abgesagt und nicht nachgeholt. Coronabedingt mussten die Zwischenprüfungen im Frühjahr 2020 abgesagt, die Abschlussprüfung im Sommer 2020 verschoben werden. Die knapp 4.000 Prüfungsteilnehmer konnten die Prüfung bis zum 31. Juli beenden. Die Bilanz des Prüfungsjahr 2020: 26 Prüforte, knapp 300 Prüfungsräume und circa 230 Aufsichten. In diesem Zuge möchten wir uns besonders bei den ehrenamtlichen Prüfer*innen und den unzähligen Prüfungsaufsichten, die sich für die jungen Menschen – unseren künftigen Fachkräften – über das normale Maß hinaus eingesetzt haben, bedanken!
Das Modell „Ausbildung 1+2“ verzahnt die Berufsausbildung mit (Fach-) Sprachförderung und sonstigen Unterstützungsleistungen für junge Geflüchtete. Sie erhalten für ihre Ausbildung mehr Zeit und können so das Ziel (IHK- Abschluss) mit der erforderlichen Förderung leichter erreichen. Das Oldenburger Modellprojekt „Ausbildung 1+2“ bieten wir seit 2019 an. Gemeinsam mit den Partnern Berufsbildende Schulen Wechloy und dem Verein „pro:connect“ haben wir das Programm entwickelt und setzen es erfolgreich zusammen um. Positive Rückmeldungen aus den regionalen Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen haben zu einer Fortsetzung in 2020 geführt. Mittlerweile befinden sich insgesamt rund 40 geflüchtete Menschen in diesem Ausbildungsmodell.