Konjunktur

Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle 

Die Zeichen für die deutsche Wirtschaft stehen auf Stagnation. Laut Statistischem Bundesamt sank das preis- und kalenderbereinigte BIP im Jahr 2023 gegenüber 2022 um 0,1 Prozent. Deutschland bleibt damit das Schlusslicht in der Reihe der stärksten Volkswirtschaften der Welt.
 
Unternehmen jeder Größe und quer durch fast alle Branchen spüren die direkten oder indirekten wirtschaftlichen Folgen hoher Energiekosten, Inflation plus Kaufkraftverlust, gestiegener Zinsen sowie des Ukraine-Krieges und weiterer geopolitischen Spannungen. Zudem leidet Deutschland als Exportnation stärker unter dem insgesamt schwachen Welthandel als andere Länder.

Regionale Konjunktur im Rückwärtsgang

Auch im Oldenburger Land hat die Konjunktur den Rückwärtsgang eingelegt. Der Klimaindex, der die Stimmung der Wirtschaft für unsere Region wiedergibt, lag im vierten Quartal 2023 mit 74,6 Punkten unter dem Vorjahres-Index (viertes Quartal 2022: 79,9 Punkte).


Insbesondere Industrie, Einzelhandel sowie Großhandel haben ihre ohnehin angespannte Situation im Schlussquartal 2023 nochmals schlechter beurteilt. Unzufrieden zeigten sich auch das Transport- und Logistikgewerbe sowie das Gastgewerbe. Für die Spediteure bedeutet die Mauterhöhung zum Jahresende zusätzliche Kosten. In der Gastronomie gilt nun wieder der Regelsatz von 19 Prozent Umsatzsteuer, die Betriebe befürchten in der Folge einen Nachfragerückgang. Lediglich das Dienstleistungsgewerbe war mit der wirtschaftlichen Entwicklung überwiegend zufrieden. 

Die Industrie konnte im Jahr 2023 ein leichtes Umsatzplus von 2,1 Prozent verbuchen. 
Umsatzveränderung gegenüber das Jahr 2022
Stadt Delmenhorst
+3.8%
Stadt Oldenburg 
+5,3%
Stadt Wilhelmshaven    
+14,0%
Landkreis Ammerland
 -6,2%
Landkreis Cloppenburg
-0,5%
Landkreis Friesland
-7,3%
Landkreis Oldenburg
+9,7%
Landkreis Vechta
+0,3%
Landkreis Wesermarsch
+20,0%
Oldenburger Land  
+2,1%
Ernährungsgewerbe 
+1,9%
Kunststoffindustrie 
-8,8%
Flugzeug-/ Schiffbau
+15,5%
Maschinenbau 
+9,2%
Kfz- Industrie  
 +6,1%
Bauindustrie
 +7,1%

Aufbruchssignal notwendig

Die schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat nicht nur etwas mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation zu tun, sondern ist auch klar Ausdruck deutlicher Unzufriedenheit mit der aktuellen Wirtschaftspolitik. Angesichts der Herausforderungen des Transformationsprozesses hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise sind große Investitionen erforderlich. Das ist im derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld und einem erhöhten Zinsniveau für viele Unternehmen nicht einfach.

Vor allem benötigen die Unternehmen dringend verlässliche und bessere Rahmenbedingungen: Das betrifft die Energieversorgung ebenso wie die Fachkräftesicherung und die Infrastruktur. Zu viele Auflagen und Bürokratie dürfen die künftige nachhaltige Ausrichtung nicht weiter bremsen. 

Die Wirtschaft erwartet von der Politik, dass sie die Weichen umstellt. Sie erwarten spürbare Entlastungen bei Steuern und Bürokratie sowie eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren. Mit einem kräftigen Aufbruchssignal kann die Politik bei den Unternehmen wieder Vertrauen aufbauen und Zuversicht für eine gelingende Transformation schaffen.
 

Weitere Meldungen

Klimawandel, neue Ernährungstrends, Tierwohlforderungen, Fachkräftemangel – die regionale Agrar- und Ernährungswirtschaft steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Immer mehr Bürokratie und Regulatorik, hohe Energiekosten und eine wenig verlässliche Wirtschaftspolitik sorgen dabei für denkbar schlechte Rahmenbedingungen. Insofern ist nachvollziehbar, dass sich Unternehmen aus verschiedensten Branchen mit den Protesten in der Landwirtschaft solidarisiert haben. Bei der Regionalkonferenz „Agrar- und Ernährungswirtschaft Nordwest: Transformation für die Zukunft“ am 15. September 2023 in Friesoythe haben wir einmal mehr deutlich gemacht, welche enorme Bedeutung funktionierende Wertschöpfungsketten im Ernährungsgewerbe für die Region haben. Fazit der Veranstaltung: Die Bündelung aller regionalen Kräfte ist unerlässlich, um Transformation durch Innovation zu ermöglichen und die Branche zukunftsfest zu machen.
Ist die Universitäts-Medizin Oldenburg (UMO) der dritte Medizin-Hochschulstandort in Niedersachsen? Ja, sagt der Wissenschaftsminister Falko Mohrs. Dennoch haben die Unterstützenden der UMO, so auch die IHK, daran Zweifel. Denn nur fünf Millionen Euro fließen vom Land 2024 an die kooperierenden Krankenhäuser der UMO. Dabei soll sie den Ärztemangel im Nordwesten bekämpfen helfen, in dem dort Medizinerinnen und Mediziner aus der Region ausgebildet werden. Ein Anstieg der Studierendenzahlen von 120 im Jahr auf 200 war vom Land zugesagt worden. Damit einher gehen muss auch der Ausbau der Gebäudeinfrastruktur. Es braucht dringend verlässliche verstetigte Förderzusagen.