Gründung und Förderung

Nachfolge – die Herausforderung im Mittelstand

In der deutschen Wirtschaftslandschaft steht der Mittelstand vor einer gewaltigen Herausforderung: der Sicherung seiner Zukunft durch erfolgreiche Unternehmensnachfolge. Die Bedeutung einer gelungenen Staffelübergabe kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, doch die Suche nach geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern gestaltet sich zunehmend schwierig. 
Alarmierende Zahlen im „Report Unternehmensnachfolge 2023“ der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) legen offen, dass ein Viertel der nachfolgesuchenden Unternehmen sogar eine vorzeitige Geschäftsaufgabe in Betracht zieht. Dies bedeutet, dass etwa 250.000 Firmen in den kommenden Jahren vor dem Aus stehen könnten. 
Die bundesweite IHK-Nachfolgeberatung verzeichnet einen signifikanten Überschuss an Unternehmensangeboten gegenüber den Interessenten für eine Übernahme. Dieses Ungleichgewicht spiegelt eine tiefgreifende Krise wider. Der DIHK-Report, basierend auf rund 24.000 Kontakten von IHK-Beraterinnen und Beratern im Jahr 2023, zeigt auf, dass auch Regionen wie das Oldenburger Land von einer akuten „Nachfolge-Not" betroffen sind.

Nachfolgeberatung gefragt

320 Nachfolgeberatungen bei der Oldenburgischen IHK, machen das wichtige Thema deutlich. Wesentliche Ursache für das schwindende Interesse an Betriebsübernahmen ist die demografische Entwicklung. Außerdem tragen wirtschaftliche Unsicherheiten, steigende Betriebskosten, ein Mangel an Fachkräften und die zunehmende Bürokratie dazu bei, die Attraktivität unternehmerischer Tätigkeit zu mindern. In den Familienunternehmen, gehen außerdem immer mehr Nachkommen berufliche Wege außerhalb des elterlichen Betriebs ein.
Der DIHK betont deshalb die Bedeutung einer mittelstandsorientierten Wirtschaftspolitik und die Stärkung ökonomischer Bildung bereits in Schulen und Hochschulen als Schlüssel zur Förderung unternehmerischen Engagements.
Die Notwendigkeit, sich frühzeitig und strategisch mit der Nachfolgeplanung auseinanderzusetzen, wird im Mittelstand zunehmend erkannt. Ideal sind Vorbereitungen, die mindestens drei Jahre vor einer geplanten Übergabe beginnen, um genügend Zeit für die Suche und Vorbereitung zu haben. Dabei spielen Unternehmensbewertung, Einarbeitungszeiten und vertragliche Regelungen eine zentrale Rolle. Emotionaler Rückzug und realistische Preisvorstellungen sind häufige Stolpersteine für scheidende Unternehmerinnen und Unternehmer. Die Attraktivität eines Unternehmens hängt zudem davon ab, wieviel in Modernisierung und Digitalisierung investiert wurde. 
Die Oldenburgische IHK bietet unterschiedliche Unterstützungsangebote an: Informationsmaterialen, einen „Online-Notfall-Check", ein „Notfall-Handbuch" und insbesondere individuelle Beratungsgespräche. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die kritische Lage in Bezug auf die Unternehmensnachfolge im deutschen Mittelstand in der Region zu verbessern und eine positive Zukunft für zahlreiche Unternehmen zu sichern.
 

Weitere Meldungen

2023 war ein gutes Gründungsjahr im Oldenburger Land: Der Gründungsindex zeigt: Je 10.000 Einwohner gab es 73 Gründungen (Vorjahr: 70). Die Region liegt nach dieser Berechnung über dem Niedersachsen-Durchschnitt von 67. Die IHK stellt das rege Interesse an Selbstständigkeit im täglichen Beratungsgeschäft fest. Das betrifft die gesamte Bandbreite: Vom geplanten Ein-Personen-Nebenerwerb bis zum technologie-orientierten Start-up. In jedem Fall zeigen die Zahlen, dass die Region wirtschaftlich sehr aktiv ist. Vor allem das Netzwerk der Organisationen, die Gründerinnen und Gründer beraten funktioniert gut abgestimmt. Dies zeigte sich auch bei der Durchführung der beiden Großveranstaltungen im Herbst letzten Jahres - dem „Food-Start-up Festival“ sowie der „START UP“.
Neben dem „GO! Startup Zentrum Oldenburg“ wird die IHK auch im Jahr 2024 regionale öffentliche Initiativen in der Region weiter unterstützen, die das Ziel verfolgen, mehr Unternehmen und Start-ups im Oldenburger Land anzusiedeln.
Mit dem „ERNA-Award“ zeichne die Bürgschaftsbank Niedersachsen GmbH zund die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (MBG) mbH erfolgreich umgesetzte Übernahmekonzepte und Unternehmensnachfolgen aus. Eine unabhängige Jury ermittelt die Gewinner und Gewinnerinnen. Die Auswahl trifft erfolgt durch ein Gremium mit Vertretern aus Kammern, Politik, Wissenschaft und Kreditwirtschaft. Die Preisgeld beträgt maximal 5000 Euro Bewerbungen sind bis zum 30. April 2024 möglich.
Das Land Niedersachsen hat ein neue Förderrunde des EU-Förderprogrammes gestartet: Kleine und mittlere Unternehmen in Niedersachsen können Fördermittel aus dem Programm „Niedersachsen Invest“ beantragen. Sie erhalten dabei einen nicht rückzahlbaren Zuschuss auf ihre Investitionskosten. Das Programm richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, die sozialversicherungspflichtige Dauerarbeitsplätze schaffen, die Zukunftsfähigkeit Ihres Geschäftsmodells durch Erhöhung des Innovations- oder Digitalisierungsgrades erhöhen und einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen. Die Förderung muss einen Beitrag zur CO₂-Einsparung leisten. Zu diesem Zweck sollen die Energieeffizienz erhöht, ein Beitrag zum besonderen Umweltschutz geleistet oder die Energie aus erneuerbaren Quellen für den Eigenbedarf erzeugt werden.