Geschäfte weltweit

Außenwirtschaft im Krisenmodus

Kein Ende der Krisen in Sicht und ein enormer Zuwachs der Bürokratie: Das prägte das Jahr 2023 und bestimmt auch derzeit die Situation derzeit im- und exportierende Wirtschaft.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wirkte sich maßgeblich den Unternehmensalltag aus. Inzwischen sind 12 Embargopakete der EU zu beachten. Ein 13. befindet sich in Vorbereitung und wird im laufenden Jahr erwartet.  

Im Verhältnis zu China war und ist die Stimmung schwankend. Einerseits machte die Corona-Krise die Nachteile unserer starken Abhängigkeit überdeutlich, und die Diversifizierung der Lieferketten war in aller Munde. Andererseits wurde „De-Risking“ an Stelle des „De-Coupling“ schon bald zum geflügelten Wort. Tatsächlich führt an China kein Weg vorbei, aber die Suche nach alternativen Absatz- und Liefermärkten sollte zum eigenen Schutz nicht vernachlässigt werden.

Strittig: Lieferkettengesetz

Das Thema Lieferketten wird uns 2024 weiter begleiten. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz trat am 1. Januar 2023 in Kraft und soll die Nachhaltigkeit von Lieferketten fördern und stärken. Inzwischen wurde am 1. Januar 2024 die zweite Stufe umgesetzt, so dass jetzt bereits alle Unternehmen ab 1000 Beschäftigte davon unmittelbar betroffen sind. Diese benötigen wiederum Informationen ihrer Lieferanten, um die daraus resultierenden Pflichten zu erfüllen. Somit sind selbst die kleinen und kleinsten Unternehmen mittelbar betroffen. Eine Blitzumfrage im Herbst unter unseren Mitgliedern ergab, dass die indirekte Betroffenheit stark und der Bürokratieaufwand als sehr groß empfunden wird. Jeder dritte Befragte musste bereits ein- oder mehrmals Anfragen bearbeiten.

Auch das geplante EU-Lieferkettengesetz, das 2024 kommen sollte, wird als weiteres Bürokratiemonster betrachtet, das die Wirtschaft zur Unzeit weiteren Belastungen aussetzen würde. Zwar werden die Ziele des Gesetzes für gut und richtig gehalten, die Wirtschaft sieht gesteigerten höheren Aufwand und die möglichen rechtlichen Auswirkungen aber mit großer Sorge. 

Aufwand für Firmen

Dazu gesellen sich bürokratische Hürden wie die No-Russia-Klausel oder das Jedermanns-Gesetz, beide aus 2023. Auch CBAM oder die „Entwaldungsfreie Lieferkette“ sind Themen, die schon im letzten Jahr, aber besonders Anfang 2024 im Fokus der Wirtschaft stehen und einen hohen Personalaufwand erfordern.  

Personal, das kaum zur Verfügung steht. Der Fachkräftemangel sorgt inzwischen für pro-aktives Personal-Recruiting im Ausland. Hier konnte unser „Business-Scout“ der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Firmen erfolgreich unterstützen. Drei nach deutschem Vorbild hervorragend ausgebildete junge Frauen aus Vietnam wurden an ein international tätiges Unternehmen aus Ahlhorn vermittelt.

Im Bereich Zoll hat der Release-Wechsel zu ATLAS 3.0 im letzten Jahr bei den Ausfuhrzollanmeldungen für mehr Verwirrung als Erleichterung gesorgt. Spätestens bis zum 30. November 2023 mussten deutschlandweit alle Unternehmen von der Version 2.4 auf die Version 3.0 wechseln. Neue Inhalte, neue Abkürzungen und vieles mehr machten die Umstellung nicht einfach und sorgten für erheblichen Beratungsbedarf.
Im Pflichtaufgabenbereich der IHK, der Ausstellung von Ursprungszeugnissen, der Beglaubigung von Außenwirtschaftsdokumenten und der Ausstellung von Carnet ATA konnte die Digitalisierung 2023 erfolgreich ausgebaut werden. Während die Anzahl der Carnet-ATA-Anträge Anfang dieses Jahres wie erwartet boomt, war die Anzahl der ausgestellten Ursprungszeugnisse und Bescheinigungen 2023 rückläufig. In der Regel sind die Zahlen immer ein Spiegel der Stimmung in der Wirtschaft.

In diesem Jahr erwarten wir die EU-Wahl und die US-Wahl und sind gespannt auf die Wellen, die beide in der Wirtschaft schlagen werden.