Investitionen in afrikanische Staaten

Lange hatten Firmen aus dem Oldenburger Land Kooperationen mit afrikanischen Ländern kaum auf dem Radar. Das ändert sich angesichts der Turbulenzen an vertrauten Märkten
Afrika ist eine der dynamischsten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen der Welt. Der Kontinent birgt Chancen für Unternehmen, die ihre globalen Lieferketten diversifizieren und neue Märkte erschließen möchten. Der lange unterschätzte und ausgebeutete Kontinent rückt als Wirtschafts- und Handelspartner auf Augenhöhe zunehmend in den Fokus.

Größter Binnenmarkt

„Afrika ist keine Option für irgendwann. Die Entscheidung für Afrika ist jetzt“, sagt Thomas Schäfer, Vorsitzender der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) und VW-Markenvorstand. „Der afrikanische Markt ist wichtig für die Zukunft.“ Dort wachse mit 1,4 Milliarden Menschen „der größte Binnenmarkt der Welt“. Zudem verweist der Experte auf die gerade entstehende afrikanische Freihandelszone.

Investitionen vor Ort

„Afrika ist kein zukünftiges Projekt, sondern ein strategischer Partner im Hier und Jetzt“, ergänzt Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Damit wir wirtschaftliche Beziehungen auf Augenhöhe aufbauen können, braucht es jetzt klare Weichenstellungen, passende Förderstrukturen und ein starkes Bekenntnis zu einer wirtschaftlich orientierten Afrika-Wende.“

Paradigmenwechsel

Eine strategische Neuausrichtung der deutschen Afrikapolitik sei überfällig. „Deutschland nutzt das Potenzial dieses dynamischen Kontinents bislang nicht in dem Maße, wie es möglich und notwendig wäre“, sagt Treier. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: Weg von kurzfristigen Einzelmaßnahmen hin zu strukturierten, langfristigen Kooperationen, die in beiden Weltregionen Wirkung entfalten. In Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung“, ergänzt Thomas Schäfer. Ein zentrales Element ist der Aufbau lokaler Wertschöpfung. Treier warnt: „Wer nur Rohstoffe importiert oder Produkte exportiert, wird langfristig keinen nachhaltigen Zugang zu afrikanischen Märkten sichern.” Stattdessen gelte es, vor Ort zu investieren – in Schlüsselsektoren wie Energie, Landwirtschaft oder industrielle Produktion.

Vereinfachte Marktzugänge

Strategische Rohstoffpartnerschaften – etwa bei Kobalt, Lithium oder Seltene Erden seien „unerlässlich, um die industrielle Transformation in Deutschland und Europa abzusichern”, so Treier. „Wir müssen Marktzugänge erleichtern – durch den Abbau von Handelshemmnissen, übermäßigen Standards und bürokratischen Hürden“, bestätigt Schäfer. Davon profitiere insbesondere der deutsche Mittelstand, „dem oft die Mittel und Kapazitäten fehlen, um sich in schwierigen Märkten durchzusetzen”.

Digitale Transformation

Afrika gilt als Vorreiter im Bereich Mobile Payment und bringt zahlreiche innovative Startups hervor. Etwa in den Bereichen FinTech, AgriTech, HealthTech oder Bildungsanwendungen. „Hier können gezielte Kooperationen entstehen, die auch zur Linderung des Fachkräftemangels in Europa beitragen“, sagt Schäfer.

Angebote für KMU

Viele Projekte scheiterten heute an zu komplizierten Antragsverfahren oder fehlender Praxisnähe. Treier fordert: „Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen brauchen wir gezieltere Finanzierungsmöglichkeiten und eine engere Verbindung von Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirtschaftsförderung.” Die norddeutschen IHKs möchten das Thema weiter gemeinsam in den Fokus rücken. So ist im Frühjahr 2027 die „2. Wirtschaftskonferenz Afrika“ in Hamburg geplant.