Infrastruktur / Verkehr
Verkehrspolitik – Mehr Geschwindigkeit, weniger Ideologie
Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland bleibt ein zähes Geschäft. Auch bei uns im Nordwesten gab es im Jahr 2022 kaum Fortschritte. Von einer Planungsbeschleunigung, wie von der Wirtschaft immer wieder eingefordert, ist kaum etwas zu spüren. Über die Realisierung von Projekten entscheiden nach wie vor überwiegend Gerichte. So zuletzt im vergangenen Sommer beim geplanten ersten Bauabschnitt der A 20 zwischen Westerstede und Jaderberg. Hier ist eine Korrektur der festgestellten Planungsmängel und einen gerichtsfesten Planfeststellungbeschluss im Jahresverlauf zu erwarten, dann hoffentlich ein Baustart.
Straße, Schiene, Wasserstraße
Wie bei der A 20 bleiben wir engagiert bei weiteren wichtigen Straßenprojekten für unsere Region - der E 233 (Cloppenburg-Meppen) und der B 212 (Harmenhausen bis Landesgrenze zu Bremen). Denn in diesem Jahr beginnt die Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans.
© Andreas Burmann
Im Bereich Wasserstraße setzen wir uns wir uns mit der bremischen Wirtschaft in der Initiative #ZukunftWeser für die Anpassung der Außen- und Unterweser (Nord) ein. Für den Ausbau des Küstenkanals haben wir gemeinsam mit dem Landkreis Cloppenburg eine Potenzialanalyse erstellen lassen.
Ein echter Meilenstein für die Anbindung im Schienengüter- und Personenverkehr war die Elektrifizierung der Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven Ende 2022. Hierfür haben wir uns viele Jahre eingesetzt. Das Schienennetz in Weser-Ems weist jedoch weitere erhebliche Kapazitätsengpässe auf, unter anderem auf den Relationen Oldenburg-Bremen und Oldenburg-Osnabrück aufweist. Das macht unsere
2022 vorgestellte Engpassanalyse deutlich.
© Andreas Burmann
Mit einem neuen Positionspapier für eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur werden wir in diesem nachlegen und die Politik in Hannover und Berlin in die Pflicht nehmen, wenn sie es mit der Verkehrsverlagerung auf die Schiene ernst meint.
Blaupause LNG-Gesetz
Dass es beim Infrastrukturausbau gesetzeskonform und trotzdem schnell gehen kann, hat der Bau von Deutschlands erstem LNG-Anleger in Wilhelmshaven in nur 194 Tagen gezeigt. Bitte weiter so! Das zugrunde liegende LNG-Beschleunigungsgesetz muss zur Blaupause für weitere Projekte werden. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise sind die dramatischen Umstände, die sich keiner gewünscht hat und die Politik zu schnellem Handeln gezwungen haben. Die schnelle Umsetzung des LNG-Terminals, das wir als Brückentechnologie schon 2016 gefordert haben, zeigt unabhängig von den aktuellen Ereignissen: Mit politischem Wille und Planungsbehörden, die sich von Anfang an untereinander und mit beteiligten Unternehmen eng abstimmen, lassen sich Großprojekte auch unter den gegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen zügig umsetzen.
Diese „neue Deutschlandgeschwindigkeit“ brauchen wir auch im Verkehrsbereich. Mit leistungsfähiger und bedarfsgerechter Infrastruktur und attraktiven Mobilitätsangeboten klappt es dann auch mit der Verkehrswende. Ideologisch geführte Verkehrsdebatten führen dagegen in eine Sackgasse.