Konjunktur

Krieg, Inflation, Neuausrichtung

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte die Erwartung, dass nach der Corona-Pandemie eine wirtschaftliche Erholung folgen würde, zunichte gemacht. Umfangreiche Sanktionen gegen Russland hatten zur Folge, dass die Rohstoff- und Energiepreise und im späteren Verlauf die Lebensmittelpreise in die Höhe schossen. Die Inflation nahm kräftig zu, die Zentralbanken läuteten die Zinswende ein. Auch die bis zum Dezember 2022 andauernde Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung führte dazu, dass die Konjunktur weltweit an Fahrt verlor.
In Europa, vor allem in Deutschland stand die Energiesicherheit auf dem Spiel. In Rekordgeschwindigkeit entstanden und entstehen LNG-Terminals an Deutschlands Küsten, um sich von Russlands Gaslieferungen unabhängiger zu machen. Zusätzlich schnürte die Bundesregierung für Unternehmen und Verbraucher massive Hilfsprogramme, um die Wirtschaft zu stützen.

Auswirkungen auf regionale Konjunktur    

Die oldenburgische Wirtschaft bekam die kriegsbedingten Auswirkungen zu spüren. Der russische Absatzmarkt, speziell für den Landmaschinenbau wichtig, brach weg. Einzelhandel und Gastgewerbe litten unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer unserer Region, fiel auf das Niveau wie zu Beginn der Corona-Pandemie. Erst mit den verabschiedeten Hilfsprogrammen hat sich der Ausblick etwas verbessert. Dennoch bleiben die hohen Energiekosten für viele Mittelständer eine enorme Belastung.
Grafik Klimaindex
Der Industrieumsatz im Oldenburger Land ist deutlich gestiegen. Allerdings ist das Plus in erster Linie das Resultat gestiegener Preise, nicht gestiegener Absatzmengen. So sind allein die Rohstoffpreise (Erzeugerpreise) um fast 33 Prozent gestiegen. Das heißt, inflationsbereinigt (real) hat es im Schnitt für die Industrieunternehmen Verluste gegeben.
Gebiet
gegenüber 2021
gegenüber 2020
Stadt Delmenhorst
+ 37,0 %
-56,5 %
Stadt Oldenburg
+ 16,1 %
+ 9,3 %
Stadt Wilhelmshaven
+ 19,6 %
- 0,6 %
Landkreis Ammerland
+ 29,7 %
+ 11,0 %
Landkreis Cloppenburg
+ 18,7 %
+ 1,2 %
Landkreis Friesland
+ 28,3 %
+ 3,1 %
Landkreis Oldenburg
+ 15,9 %
+5,3 %
Landkreis Vechta
+ 16,1 %
+ 12,0 %
Landkreis Wesermarsch
+ 6,6 %
- 20,9 %
Oldenburger Land
+ 19,0 %
- 0,6 %

Umsatzveränderung Industrie  2022
Branche 
gegenüber 2021 
Ernährungsgewerbe
+ 26,3 %
Kunststoffindustrie
+ 10,4 %
Fahrzeugbau 
+ 21,7 %
Maschinenbau
+ 9,1 %
Bauindustrie
+ 10,1 %

Ausblick – Deutschland kann schneller

Neben den kriegsbedingten Herausforderungen unterliegt die für unsere Region so wichtige Ernährungswirtschaft einem Transformationsprozess: geändertes Verbraucherverhalten und gesetzliche Bestimmungen erfordern eine Neuausrichtung. Die IHK hat hierzu eine Studie erstellen lassen, die Wege für den Umbau aufzeigen.
Hoffnung auf Wachstum können sich unsere Küstenstandorte von der neuen Energieausrichtung der Bundesregierung machen. Zunächst LNG, später auch grüner Wasserstoff können über unsere Häfen anlanden. Wichtig ist es, die Wertschöpfung in unserer Region zu erhalten, um nicht nur Transitregion zu sein. Auch im Bereich Windenergie, von der Herstellung über Windmessung und intelligente Stromnetze (smart grids), sind unsere Unternehmen stark.
Eines hat uns das Jahr 2022 gelehrt: Deutschland kann schneller! Das hat der zügige Ausbau der LNG-Terminals gezeigt. Die neue Deutschlandgeschwindigkeit muss für alle Investitionen zum neuen Standard werden. Hierzu sind Verordnung zu überarbeiten und die Digitalisierung konsequent umzusetzen. Das schafft neues Wachstum.